Die Norderstedt-Redaktion des Abendblatts hat 30 Bahnhöfe gestestet. Heute die Ergebnisse für die U-Bahnstation Ochsenzoll

Norderstedt/Hamburg. Geht es nach den Autofahrern, können die Baufirmen am Bahnhof Ochsenzoll gar nicht schnell genug arbeiten. Noch ist nicht viel mehr als eine riesige Baugrube dort zu sehen, doch die Arbeiten kommen voran. Hier soll außer der neuen Filiale des Autohändlers Wichert und ein paar Läden das entstehen, was die meisten Pendler sehnlich erwarten: neue Parkplätze. 327 sollen es werden. 30 Millionen Euro kostet die gesamte Investition.

Bis das neue Parkhaus eröffnet ist, dürfte Ochsenzoll zu den wenigen Bahn- und Busbahnhöfen der Republik gehören, die nur mit Bahn oder Bus zu erreichen sind. Parkplätze fehlen ebenso wie ausreichende Flächen, wo die Fahrgäste vor dem Umstieg in den Bahn ihre Fahrräder abstellen können. Diese Probleme nerven nicht nur die Bewohner aus dem Norden Hamburgs, die den Verkehrsknoten ansteuern. Ochsenzoll gehört auch für Bewohner aus dem Kreis Segeberg zu wichtigsten Stationen der Region: Norderstedter aus dem Süden der Stadt fahren von hier zur Innenstadt. Hier endet außerdem die beliebte Buslinie 7550, die Bad Segeberg und die Orte entlang der Bundesstraße 432 mit Hamburg verbindet.

Auch mit der Beleuchtung des Tunnels ist Willms nicht zufrieden

Zunächst nimmt ADAC-Tester Carsten Willms den Bahnhof genauer unter die Lupe. Zwei gravierende Mängel findet er sofort. Die Station ist nicht barrierefrei, ein Fahrstuhl fehlt. Für Fahrgäste mit einem Rollstuhl oder Kinderwagen sind die Bahnsteige dieses stark frequentierten Bahnhofs kaum erreichbar. Im Juni 2009 hatte die Initiative „Ein Lift für den U-Bahnhof Ochsenzoll“ für einen Fahrstuhl demonstriert. Investitionen sind jetzt in Sicht: Bis zum Jahr 2015 soll Ochsenzoll barrierefrei ausgebaut werden, verspricht Maja Weigold vom U-Bahnbetreiber Hamburger Hochbahn.

Der zweite Mangel: An der Bahnsteigkante fehlen die sogenannten taktilen Wegweisungen für Blinde. Dabei handelt es sich um weiße, geriffelte Bodenplatten, die mit einem Blindenstock ertastet werden können. Fehlen diese Platten, kann ein Blinder nicht einwandfrei erkennen, wo der Bahnsteig endet. „Das ist sehr gefährlich“, sagt Willms. Dieser Mangel überrascht ihn, da die Stationen der Hamburger U-Bahn in der Regel hohen Standards entsprechen – aber nicht in Ochsenzoll. Auch mit der Beleuchtung des Tunnels zur Ostseite der Straße ist Willms nicht zufrieden: Zwar erreicht der Lichtwert 190 Lux und damit die Norm. „Es wirkt trotzdem dunkel hier“, sagt er.

Das Gesamtergebnis fällt für Ochsenzoll positiv aus

Andere Ansprüche an eine moderne Großstadt-Station erfüllt der Bahnhof dagegen mühelos: Kameras und Fahrkartenautomaten sind vorhanden. Hinter den Schaukästen findet der Fahrgast das genormte Angebot an Fahrplänen und Tarifinformationen. Die dynamische Digitalanzeige an den Gleisen informiert, wann der nächste Zug zu welchem Ziel fährt. Damit fällt das Gesamtfazit nach der Bewertung aller Testkriterien für den Bahnhof insgesamt doch noch positiv aus: Ochsenzoll erreicht 37 von 40 Punkten.

Kaum einen Anspruch erfüllt der Verkehrsknoten an der Stadtgrenze Hamburg/Norderstedt dagegen bei den Parkplätzen. Gerade mal 20 zählt Willms auf einem schmalen Streifen an der Busstation. Rund 40 weitere stehen gegenüber entlang der Fibigerstraße zur Verfügung, sind jedoch fast immer komplett belegt. Schilder, die zu diesen Flächen führen, sucht Willms vergeblich. Ähnlich trostlos geht es bei den Fahrradständern zu. An jedem Zaun, an jedem Baum stehen die Zweiräder, weil Stellplätze Mangelware sind. Das Gewirr ist unübersichtlich. Wer etwas auf sein teures Fahrrad hält, stellt es lieber woanders ab. Wenig vertrauenerweckend wirkt auch die Gruppe der Biertrinker, die im Rausch die Mittagszeit an den Fahrradboxen mit den Mietstellplätzen verbringt.

„Wo finde ich eine Toilette?“ Selbst der Angestellte der Hochbahnwache, der für die Sicherheit sorgen soll, muss einen Moment nachdenken. ADAC-Tester Carsten Willms entdeckt das Örtchen versteckt an einem Zaun an der Ostseite der Langenhorner Chaussee. 50 Cent muss der Benutzer einwerfen. Am Geruch vor der Tür ist zu erkennen, dass nicht jeder das Kleingeld rechtzeitig parat hatte.

Die ausführlichen Testergebnisse und eine Fotodokumentation finden Sie unter www.abendblatt.de/norderstedt

Am Mittwoch, 2. Oktober, lesen Sie die Testergebnisse für die Stationen Moorbekhalle bis Meeschensee an der AKN-Linie 2.

Haben Sie Fragen, Anregungen oder Beschwerden über Bahnhöfe und ihr Umfeld? Wir leiten Ihre Mail an Experten weiter und veröffentlichen sie mit der Antwort. Schreiben Sie uns: norderstedt@abendblatt.de. Bitte das Stichwort „Bahnhof“ nicht vergessen.