Der Trägerverein Familienzentrum hat kein Geld mehr, um ein neues Gebäude anzumieten

Henstedt-Ulzburg. Dieses Kapitel Ortsgeschichte war noch gar nicht richtig geöffnet, jetzt wird es schon wieder geschlossen: Das Mehrgenerationenhaus Henstedt-Ulzburg ist Geschichte. Zum 31. Oktober wird es geschlossen. Die Geschichte dieses Kapitels ist unrühmlich, die Bilanz weist Pleiten, Pech und Pannen aus.

Im März 2009 hatte sich die Mehrheit der Gemeindepolitiker dafür entschieden, dem örtlichen Verein Familienzentrum die Trägerschaft des Mehrgenerationenhauses zu übertragen. Er wirkte damals bereits im Bundesverband Mütterzentrum und Mehrgenerationenhaus mit und hatte ein Grundkonzept entwickelt, nach dem die Mehrzahl der 548 vom Bundesfamilienministerium geförderten Mehrgenerationenhäuser arbeiten. Die Einrichtung bekam den Zuschlag, weil die Politiker vom eingereichten Konzept überzeugt waren – allerdings nur die von SPD und WHU. Alle anderen sprachen sich für den Mitbewerber aus: Die Diakonie des Kirchenkreises Altholstein wollte mit der VHS Henstedt-Ulzburg im Bürgerhaus gemeinsame Sache machen.

Dann wurde es absurd: Die unterlegenen Bewerber machten gemeinsame Sache, verdrahteten sich mit etlichen örtlichen Vereinen – zum Beispiel mit Bürger Aktiv und dem Kinderschutzbund – und starteten eine Art frei schwebendes „Gegen-Mehrgenerationenhaus“ ohne festen Sitz, aber gleich mit Werbebroschüre und Wohlwollen der CDU. Und zwar noch ehe das eigentliche Mehrgenerationenhaus an den Start gehen konnte. Motto: „Die Zukunft gemeinsam“. Dieser Versuch, von Kritikern als eitel und unfair bezeichnet, versandete schnell. Nie wieder war etwas davon zu hören.

Die Gemeinde stellte dem Verein Familienzentrum das sanierungsbedürftige Gebäude des alten Beckersberg-Kindergartens per Erbbaurechtsvertrag zur Verfügung – trotz Warnungen von Bauexperten. Der Verein wollte das Haus auf eigene Rechnung und Verantwortung sanieren, schaltete einen Architekten und einen Gutachter ein und kam zu dem Ergebnis, dass es durchaus zu schaffen sei. Der Betrieb des Mehrgenerationenhauses begann unauffällig, ein Konzept wurde der Öffentlichkeit nie präsentiert, einen offiziellen Startschuss gab es nicht. Stattdessen strampelte der Verein Familienzentrum dem eigenen Untergang entgegen, Gemeindepolitiker und Rathausmitarbeiter schauten zu.

Für die Zeit der Sanierung wurde das Gebäude eines ehemaligen Altenheimes in der Beckersbergstraße bis Ende Oktober angemietet. Während dort nur übergangsweise gearbeitet werden sollte, erwiesen sich die Gebäudegutachten als haltlos: Die Sanierung des ehemaligen Kindergartens war zu teuer und letztlich unmöglich. Ein angebotenes Mietobjekt in Henstedt musste ausgeschlagen werden, weil der Verein Familienzentrum durch den Sanierungsabbruch, die Gutachten und die angefallen Bauvorkosten in eine finanzielle Notlage geraten ist. Erschwerend kommen Querelen im Vorstand des Vereins hinzu.

Vereinsvorsitzende und Mehrgenerationenhaus-Managerin Sabine Samel kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: „Ohne Gebäude für das Mehrgenerationenhaus und Vereinssitz für das Familienzentrum ist die Existenzgrundlage für das Projekt in Henstedt-Ulzburg nicht mehr gegeben. Eine Weiterarbeit ist leider nicht möglich; daher muss das Mehrgenerationenhaus zum 31. Oktober schließen.“ Auch die Gruppen- und Kursangebote des Familienzentrums, die von Außenstehenden kaum von den Angeboten des Mehrgenerationenhauses unterschieden werden konnten, sind von der Schließung betroffen und entfallen. Das ist ein Schlag für viele Eltern: Nach 20 Jahren sozialer Arbeit, von der viele Familien unterschiedlicher ethnischer Herkunft profitierten, gibt es diese Arbeit vom 1.November an nicht mehr.

Einstige Gegner und Befürworter des Projektes bedauern die Entwicklung. „Hier wurde nicht professionell angepackt“, sagt WHU-Fraktionsvorsitzende Karin Honerlah. CDU-Chef Michael Meschede spricht von „Blauäugigkeit“ beim Anstreben der Ziele.