Mit welchen Aussagen sich die Kandidaten der „kleinen“ Parteien im Wahlkreis 8 dem Wähler empfehlen

Kreis Segeberg. Franz Thönnes, 59, vertritt den Kreis Segeberg für die SPD seit 1994 im Deutschen Bundestag. Und Gero Storjohann, 55, ist für die CDU seit 2002 der Mann aus dem Kreis Segeberg in Berlin. Die Wähler kennen die beiden „Platzhirsche“ der zwei großen Volksparteien in- und auswendig. Mehr als 70 Prozent der Wähler im Wahlkreis8 Segeberg/Stormarn-Nord entschieden sich 2005 für Storjohann (40,6 Prozent) oder Thönnes (29,6 Prozent).

In unserer Ausgabe am vergangenen Sonnabend haben wir Ihnen die beiden Kandidaten Thönnes und Storjohann ausführlich vorgestellt. Welche Schwerpunkte die beiden aussichtsreichsten Kandidaten der Bundestagswahl haben, wissen Sie nun also. Aber wie sieht es mit den anderen, den Kandidaten der „kleinen“ Parteien aus? Wir wollen uns heute diesen Männern widmen und haben sie gebeten, kurz vor der Wahl am Sonntag die ultimative Wahlempfehlung für die eigene Person abzugeben und die Frage zu beantworten: Warum sollen die Wähler im Wahlkreis 8 weder Storjohann noch Thönnes, sondern Peter Stoltenberg (Bündnis 90/Die Grünen), Klaus-Peter Eberhard (FDP), Miro Berbig (Die Linke), Oliver Grube (Piraten), Rainer Schuchardt (Freie Wähler) oder Jörg Nobis (Alternative für Deutschland) wählen? Hier die Antworten, die sie dem Hamburger Abendblatt gaben:

Peter Stoltenberg, 63, geboren in Bad Segeberg, Agraringenieur und Biobauer, Landesvorsitzender Schleswig-Holstein, seit 2008 Mitglied des Kreistages:

„Warum die Wähler mich und nicht Franz Thönnes oder Gero Storjohann wählen sollen? Weil nur mit mir die Energiewende gelingt! Wir brauchen den Umstieg auf 100 Prozent erneuerbare Energiefür einen wirksamen Klimaschutz. Weil ich als Biobauer weiß, was Landwirtschaft leisten muss, um Natur und Umwelt zu erhalten, und weil ich lebendige Dörfer will.

Weil ich mich für ein solidarisches Europa einsetze, das in aller Demut seine Stärke nutzt, um unsere welt gerecht und zukunftsfähig zu machen.

Miro Berbig, 48, geboren in Langenhagen/Hannover, Chemiestudium in Hamburg, seit 1997 selbstständig in der IT-Branche tätig. Eintritt in die SPD 1990, Austritt 2004, seit 2007 Die Linke, seit 2008 Fraktionsvorsitzender in der Norderstedter Stadtvertretung:

„Storjohann oder Thönnes? Bei der Wahl zum nächsten Bundestag gibt es Alternativen, auch die Erststimme ist nicht alternativlos! Wer Merkel nicht will, muss Die Linke wählen!

Nur wir waren in den letzten Jahren eine echte Oppositionspartei, die nicht wie SPD und Grüne die unsoziale Sparpolitik Merkels unterstützt hat. Auch mit der Erststimme kann der Wähler sein Zeichen gegen die Konsens-Soße von „CDUFDPSPDGrünen“ abgeben, für eine gerechte Steuerpolitik, für einen flächendeckenden Mindestlohn und gegen die Abzocker in den Banken und großdeutschen Machtfantasien mit weltweiten Militäreinsätzen.“

Klaus-Peter Eberhard, 50, Geschäftsführer der Brubaker Onlineversand-Handelsgruppe, Mitglied der FDP seit 2005, Fraktionsvorsitzender in der Gemeindevertretung von Henstedt-Ulzburg, von 2008 bis 2013 Kreistagsabgeordneter, verheiratet, vier Kinder:

„Wem Freiheit und der Grundsatz „Privat vor Staat“ wichtig ist, wählt mich! Ich kämpfe gegen grüne Bevormundung, aber für Freiheit und Verantwortung, Weltoffenheit und Toleranz.

Ich möchte, dass jeder seinen individuellen Lebensentwurf verwirklichen kann, ganz egal, wie der aussieht! Ich habe vier Kinder. Die sind alle sehr verschieden. Es gibt keine Einheitskinder, deshalb will ich auch keine Einheitsschulen, aber bestmögliche Förderung der jeweiligen Talente und Stärken.

Ich bin Familienvater und möchte dazu beitragen, die Probleme der „normalen“ Menschen zu lösen. Ich bin Unternehmer, und ich möchte neue Ideen und Ansätze in den Bundestag einbringen die dafür sorgen, dass mit Steuergeldern effektiver umgegangen wird. Ich möchte mithelfen, Bürokratie wirksam abzubauen und dafür sorgen, dass die Bürger steuerlich entlastet werden.“

Oliver Grube, 43, geboren in Mönchengladbach, lebt in Henstedt-Ulzburg, Industriekaufmann, seit 2003 bei Campbell’s Germany als European IT Network & Security Consultant, noch ohne politische Karriere, sieht sich nicht als Berufspolitiker, verheiratet, zwei Kinder:

„Politik wird von Menschen gemacht, doch dürfen diese nicht im Vordergrund stehen – denn ihre Partei ist es, die am Ende entscheidet (Fraktionszwang, Wiederwahl, Amigo-Jobs, Pöstchenvergabe). Deshalb darf man sich von den Sprüchen der Kandidaten nicht beeindrucken lassen, sondern sollte auf die Themen der Partei schauen.

Wir Piraten sind erst im 21. Jahrhundert entstanden, und wir werden helfen, unsere Gesellschaft für dieses Informationszeitalter neu auszurichten. Freier Zugang zu Wissen, Bildung, Information und Kommunikation sind Grundpfeiler dieser neuen Gesellschaft. Das Grundrecht eines jeden Menschen, sich frei zu entfalten und dabei auch vom Staat nicht bespitzelt zu werden, ist elementar. Vollbeschäftigung als ökonomische Maxime hat ausgedient und muss der Trennung von Mensch und Arbeit weichen.

Gesetze gegen Abgeordnetenbestechung oder für Transparenz im politischen Diskurs werden seit Jahren von den Altparteien verhindert. Fraktionszwang gibt es bei den Piraten nicht. Dafür aber die Möglichkeit, direkt Anträge ins Parlament zu bringen.“

Rainer Schuchardt, 63, lebt in Henstedt-Ulzburg, Diplom-Verwaltungswirt, arbeitet in der staatlichen Finanzkontrolle, ohne politische Karriere, engagiert sich für die Freien Wähler, weil sie sachbezogen und bürgernah seien:

„Mehr direkte Demokratie auf allen Ebenen einzuführen, ist mir ein besonderes Anliegen. Bei wichtigen Grundentscheidungen, wie Änderungen des Grundgesetzes und Gestaltung der EU einschließlich der Aufnahme weiterer Mitglieder müssen die Bürger das entscheidende Wort haben.

Die Bedeutung der Kommunen für das soziale Gleichgewicht kann meines Erachtens nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die Stärkung der Handlungsfähigkeit der Kommunen steht daher bei uns ganz oben auf der Agenda. Dazu gehört, dass Bund und Länder keine Gesetze verabschieden dürfen, die die Kommunen zu höheren Ausgaben zwingen, ohne diese angemessen zu ersetzen.

Ich stehe einer überbordenden Brüsseler Bürokratie skeptisch gegenüber. Wie viel Wasser aus dem Duschkopf kommen soll und welche Größe die Äpfel haben müssen, ist nicht auf europäischer Ebene regelungsbedürftig. Eine Entwicklung der Europäischen Union zum Superstaat und zur Transferunion lehne ich ab. Stabile Staatsfinanzen und eine prosperierende Wirtschaft sind für mich Grundbedingungen für den Wohlstand breiter Bevölkerungskreise und das soziale Gleichgewicht.

Mit Blick auf Steuereinnahmen auf Rekordniveau sind Steuererhöhungen unnötig, unvernünftig und wachstumsfeindlich. Die Abschaffung der kalten Progression ist möglich und vernünftig. Ich trete dafür ein, das Steuersystem grundlegend zu überarbeiten und zu vereinfachen.“

Jörg Michael Nobis, 38, aufgewachsen in Gelsenkirchen, lebt in Kaltenkirchen, politisch bislang nicht aktiv, seit 2013 bei der Alternative für Deutschland, fuhr als nautischer Offizier auf Kreuzfahrtschiffen zur See, arbeitet heute als nautisch-technischer Sachverständiger und Marine Consultant in einem Sachverständigenbüro in Hamburg, verheiratet, zwei kleine Kinder:

„Es muss sich etwas ändern in Deutschland! Wir werden regiert von Berufspolitikern, die in ihrem Leben fast ausschließlich Politik gemacht haben. Ich stehe mit beiden Beinen mitten im Leben und weiß auch um drängende Probleme in Schleswig-Holstein, insbesondere den Nord-Ostsee-Kanal betreffend.

Bei meinem Engagement geht es mir vor allem um die Zukunft unserer Kinder, um die unvorstellbar hohen Haftungssummen und Bürgschaftsrisiken Deutschlands, die von Storjohann (CDU) und Thönnes (SPD) im politischen Einklang angesichts einer angeblichen Alternativlosigkeit beschlossen wurden. Der Euro soll ein verlässliches Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel zugleich sein, aber er ist es längst nicht mehr.

Als Realist sehe ich die fatale Euro-Rettungspolitik unserer jetzigen Regierung als gescheitert an. Auch ein drittes Rettungspaket für Griechenland wird nicht das letzte gewesen sein. Ich möchte mich daher für eine Erweiterung der europäischen Verträge um eine Euro-Ausstiegsklausel einsetzen, damit den nicht wettbewerbsfähigen Südländern der Ausstieg aus unserem Währungsraum ermöglicht wird.

Eine Transfer- und Schuldenunion zu Lasten Deutschlands lehne ich strikt ab und fordere deswegen eine Volksabstimmung zur Euro- und Europapolitik.