Auf ein Wort mit den Bundestagsabgeordneten Gero Storjohann (CDU) und Franz Thönnes (SPD) an ihren Arbeitsplätzen im Berliner Regierungsbezirk

Viel Zeit hat Abendblatt-Redakteur Frank Knittermeier nicht, um die beiden Segeberger Bundestagsabgeordneten für Interviews an einem Tag unter einen Hut zu bekommen. Gut, dass die Sekretärinnen der Politiker alles perfekt organisiert haben. SPD-Kandidat Franz Thönnes trifft Knittermeier im Paul-Löbe-Haus:

Hamburger Abendblatt:

Wie viel Mitspracherecht haben Sie als Mitglied Ihrer Fraktion? Können Sie sich während der Fraktionssitzungen zu Wort melden und finden Sie auch Gehör?

Thönnes:

Selbstverständlich! Wie jedes Mitglied der Fraktion habe auch ich Gelegenheit, mich unterstützend, ergänzend und auch kritisch zu den einzelnen Tagesordnungspunkten zu äußern. Natürlich ist der Einfluss bei strittigen Themen umso größer, je mehr Mitglieder sich hinter die zu vertretende Position stellen. Aber auch sachlich fundierte, überzeugend vorgetragene Einzelmeinungen werden wahrgenommen. Das Gleiche gilt für die fachliche, tiefer gehende Arbeit in den Sitzungen der Fraktions-Arbeitsgruppe Außenpolitik, der ich als Mitglied des Auswärtigen Ausschusses angehöre.

Sie sind seit vielen Jahren Abgeordneter, warum wollen Sie noch einmal in den Bundestag gewählt werden?

Thönnes:

Weil ich daran arbeiten will, dass es wieder sozial gerechter zugeht in unserem Land. Jedes Kind soll unabhängig vom Portemonnaie seiner Eltern die gleichen Chancen auf gute Bildung und Aufstieg haben. Wer den ganzen Monat Vollzeit arbeitet, soll einen Lohn erhalten, von dem er leben kann. Wir brauchen gerade in der Nachbarschaft zu Hamburg mehr bezahlbaren Wohnraum. Deshalb will ich für ein verlässliches Städtebauförderprogramm und eine Mietpreisbremse arbeiten. Und weil ich mich für eine Bürgerversicherung für Gesundheit und Pflege einsetze. Politik nach meinem Leitsatz „da sein – zuhören – handeln“ macht mir immer noch Freude.

Haben Sie einen „Plan B“, falls Sie nicht gewählt werden?

Thönnes:

Warum? Ich weiß seit Beginn meiner parlamentarischen Arbeit, dass dies immer nur ein Auftrag auf Zeit ist. Und dass danach erneut dafür geworben werden muss. Gemeinsam mit meinen Parteifreunden werbe ich bis zur Wahl mit ganzer Kraft um das Vertrauen für das Direktmandat und um so viele Stimmen wie möglich für die SPD, damit wir die Merkel-Regierung ablösen können. Darauf sind die Gedanken und Aktivitäten konzentriert. Alles Andere kann warten bis nach der Wahl.

Ist Ihr Verdienst angemessen? Sollten die Diäten erhöht werden?

Thönnes:

Ich halte den Betrag von 8.252 Euro bei einer Vertretung von bis zu 250.000 Bürgerinnen und Bürgern im Wahlkreis derzeit für angemessen. Die Meinung der letzten unabhängigen Kommission, wonach die Abgeordneten in Status, Tätigkeit und Verantwortung am ehesten mit einem Richter an einem obersten Gerichtshof des Bundes vergleichbar sind, teile ich. Beide nehmen ihre Tätigkeit in verfassungsrechtlich garantierter Weisungsfreiheit wahr und entscheiden mit Wirkung für das gesamte Bundesgebiet. Auch stimme ich der Kommission darin zu, dass künftige Anpassungen der Entwicklung der Bruttomonatsverdienste der abhängig Beschäftigten im Bundesgebiet folgen und Einkünfte aus Nebentätigkeiten vollständig offengelegt werden sollten. Ich selbst habe keine Nebentätigkeiten.

Warum sollen die Wähler im Kreis Segeberg gerade Sie wählen?

Thönnes:

Weil ich für einen gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde stehe, denn es ist nicht in Ordnung, dass 25.800 Beschäftigte im Kreis Segeberg derzeit weniger erhalten. Ebenso engagiere ich mich für ein besseres Kinderbetreuungsangebot, damit Familie und Beruf leichter miteinander vereinbart werden können und gerade die ca. 1800 arbeitslosen Alleinerziehenden in unserem Kreis wieder bessere Chancen auf Arbeit erhalten. Weil eine Bürgerversicherung mehr soziale Gerechtigkeit bedeutet und damit unserer Gesundheitsregion zugutekommt. Und ich will, dass man im Alter so lange wie möglich zu Hause wohnen bleiben kann. Im Kreis Segeberg fehlen auf mittlere Sicht 7700 altersgerechte Wohnungen. Gemeinsam mit meiner Partei setze ich mich dafür ein, dass hier wieder der altersgerechte und barrierefreie Umbau gefördert wird.

Warum ist Peer Steinbrück der bessere Bundeskanzler?

Thönnes:

Weil er ein Bundeskanzler sein wird, der sagt, was er denkt und tut, was er sagt. Kurzum: Klartext! Peer Steinbrück kenne ich seit 20 Jahren aus seiner Arbeit als Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein. Er verwaltet nicht wie Frau Merkel, sondern gestaltet das Land mit guter Perspektive für soziale Gerechtigkeit, wirtschaftliche Stärke, nachhaltiges Wachstum und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Nochmals vier Jahre Abwarten und Koalitionschaos kann sich Deutschland nicht leisten.

Gero Storjohann wartet bereits auf Frank Knittermeier im Berliner Abgeordnetenhaus an der Niederkirchnerstraße. Das Timing klappt:

Hamburger Abendblatt:

Wie viel Mitspracherecht haben sie als Mitglied Ihrer Fraktion? Können Sie sich während der Fraktionssitzungen zu Wort melden?

Gero Storjohan:

Den größten Einfluss habe ich als zuständiger Berichterstatter meiner Fraktion für meine Themengebiete, wie zum Beispiel im Bereich Verkehrssicherheit und Petitionen. Themen, die die Fraktionssitzung erreichen, sind bereits in den Arbeitsgruppen der Fraktion ausdiskutiert worden.

Sie sind seit vielen Jahren Abgeordneter, warum wollen Sie noch einmal in den Bundestag gewählt werden?

Storjohann:

Mir macht die Arbeit für die Menschen Freude. Als stellvertretender Vorsitzender des Petitionsausschusses kenne ich die Sorgen und Nöte der Bürger und bin stets darum bemüht, ihnen in unserem Land hilfreich zur Seite zu stehen. In den elf Jahren meiner Tätigkeit in Berlin habe ich viele Erfahrungen sammeln können. Diese möchte ich zum Wohle meiner Heimatregion auch zukünftig gerne nutzen.

Haben Sie einen „Plan B“, falls Sie nicht gewählt werden?

Storjohann:

2005 und 2009 habe ich das Direktmandat im Wahlkreis gewonnen. Ich bin zuversichtlich, dass ich auch bei dieser Wahl den Arbeitsauftrag erhalten werde. Weitergehende Pläne habe ich zu diesem Zeitpunkt nicht.

Ist Ihr Verdienst angemessen? Sollten die Diäten erhöht werden?

Storjohann:

Ich halte es mit der Bundeskanzlerin – die Bezahlung für Politiker ist angemessen.

Warum sollen die Wähler im Kreis Segeberg gerade Sie wählen?

Storjohann:

Mit mir können die Wähler sicher sein, dass ich für die Fortsetzung der Kanzlerschaft von Angela Merkel stimmen werde.

Warum ist Angela Merkel die bessere Bundeskanzlerin?

Storjohann:

Sie ist eine starke Persönlichkeit. Angela Merkel hat Deutschland in den letzten acht Jahren sicher durch die Wirtschaftskrise geführt und dafür gesorgt, dass unser Land auch in Zukunft wirtschaftlich erfolgreich und unsere europäische Währung sicher bleibt. Ihre Erfolgsbilanz zeigt: Deutschland ist bei ihr in guten Händen. Die bisherigen Erfolge dürfen wir nicht gefährden.