Theologen wie Jens-Nicolai Gröftholdt-Kiefer aus der Gemeinde Schwissel trauen nach Auftragslage

Kreis Segeberg. Normalerweise könnte Jens-Nicolai Gröftholdt-Kiefer auch in der evangelischen Landeskirche Ehepaare trauen. Aber der Diakon aus Schwissel fand keinen Ort, an dem er ehrenamtlich wirken konnte. So arbeitet er nun quasi freiberuflich. Wenn Paare sich unter den Segen Gottes stellen wollen, ihnen aber der Weg in die Kirche versperrt ist oder sie sich an einem außergewöhnlichen Ort ihr Jawort geben wollen, dann kommt Gröftholdt-Kiefer ins Spiel. Zum Beispiel bei frustrierten Katholiken.

„Die katholische Kirche ist unbeweglich und starr“, sagt er und erzählt von einem Paar, dass katholisch heiraten wollte. Da aber nur die Frau Mitglied der Kirche war und der Mann geschieden, mussten sie ein intimes Gespräch beim Erzbistum führen. Danach gaben sie den Plan einer katholischen Trauung auf und wandten sich an Gröftholdt-Kiefer und ließen sich schließlich von ihm in einer freien christlichen Zeremonie trauen. Sie hatten den Diakon im Internet gefunden, wo er auf einigen Hochzeits-Websites für sich wirbt.

Zum Diakon geweiht wurde er erst 2001. Zuvor hatte er viele verschiedene Stellen inne, arbeitete als Beschäftigungstherapeut oder auch Mitarbeiter im Ahrensburger Schloss. Die Ausbildung zum Diakon absolvierte er in seiner Zeit in Rickling beim Landesverein für Innere Mission. „Die Ausbildung hat mich verändert“, sagt er. Als er dann zum ersten Mal eine Andacht in Rickling halten musste, war es sehr schwer. Mittlerweile sei es kein Problem, vor einer großen Menge an Menschen zu reden, wie das bei den Hochzeiten üblicherweise der Fall ist.

Die Orte seiner freien Trauungen wechseln dabei. „Viele Menschen sagen, dass sie ihren Gott nicht in der Kirche fänden, sondern in der freien Natur“, sagt er. So traut er unter freiem Himmel – beispielsweise auf dem Gelände des Gutes Wensin bei Bad Segeberg oder auch einmal auf Mallorca. Aber Gröftholdt-Kiefer geht mit den Eheleuten gegebenenfalls auch in Kirchen wie der Schlosskirche Ahrensburg. Und er bietet nicht nur christliche Zeremonien an. Wenn er allerdings eine weltliche Trauung abhält, bleibt der Talar des Diakon zu Hause. Ein bisschen christlich gibt es bei ihm nicht. Die Zeremonie sei dabei relativ frei, er könne auch Dinge machen, die normalerweise in der Kirche nicht gemacht werden dürfen, wie wenn der Hund des Brautpaares der Zeremonie beiwohnt.

Das geht in den beiden Kirchen der Emmausgemeinde nicht. Ansonsten aber müsste es für Pastor Martin Lorenz gar keine freichristlichen Zeremonien geben. „Ich nehme alle Anfragen an, weil ich es nicht vor meinem Gewissen vertreten kann, wenn ich jemandem den Segen Gottes verweigern würde“, sagt er. Allerdings sei eine Zeremonie für Menschen, die nicht Mitglied der Kirche sind, keine kirchliche Trauung im formellen Sinn. „Das wird als Segensgottesdienst gestaltet“, erklärt Lorenz. Er segne die Menschen für den gemeinsamen Weg. Gerade solche Momente, in denen Menschen einmal mit der Kirche in Kontakt treten, müsse man nutzen, so Lorenz. Allerdings solle derjenige, der nicht in der Kirche ist, nach der Trauung einen Beitrag zur Finanzierung der Arbeit der Kirche leisten. Sonst wäre die Praxis der Segnung eines Paares trotz Austritt gegenüber den Kirchenmitgliedern schwer zu vertreten.

Lorenz' katholischer Kollegen Berthold Bonekamp-Kerkhoff stellt hingegen den Sakrament-Charakter der Ehe aus Sicht seiner Kirche heraus. Es werde von zwei Menschen einander in Gegewart eines Pfarrers oder Diakons gespendet. Das bedürfe zwar nicht unbedingt der Kirche, aber der Bezug zur Gemeinde müsse da sein. Freie Zeremonien, auch mit christlicher Prägung, böten so etwas nicht. Auch bei Beerdigungen sei die Kirchenmitgliedschaft wichtig, denn wer aus der Kirche ausgetreten ist, habe seine Gründe, so der Pfarrer. Wenn der Wille zur christlichen Bestattung aber klar erkennbar sei, dann bestatte er auch Ausgetretene. Klar ist: Für kein Sakrament bekomme er Geld.

Wenn Diakon Gröftholdt-Kiefer allerdings eine Beerdigung – oft im Ruheforst Hartenholm – oder eine Trauung durchführt, verlangt er einen Beitrag. „Ich schreibe jedes Mal etwas Individuelles, und auch die Vorbereitung dauert seine Zeit“, sagt er.