Albert-Schweitzer-Gemeinde feiert ihren 40. Geburtstag und will nun wieder ruhigere Gewässer ansteuern.

Norderstedt. Fast hätten sie das Jubiläum verpasst. Aber nur fast. Denn Pastor Christian Wollmann bekam zur Einführung in sein Amt am Albert-Schweitzer-Haus (ASH) von dessen ersten Pastor Rudolf Willborn eine ältere Chronik der Kirchengemeinde geschenkt. "Als ich die durchblätterte, habe ich festgestellt, dass wir dieses Jahr im Februar Jubiläum gehabt hätten", sagt Wollmann. Denn vor 40 Jahren wurde das ASH in Harksheide geweiht. Ein Jubiläum, das trotz aller Umbrüche natürlich gefeiert werden muss, dachten sich Wollmann und seine Kollegen. Und deswegen steigt vom 23. bis zum 25. August nun das etwas verspätete Fest, auf dem aber nicht nur gefeiert, sondern auch diskutiert wird. So gibt es am Sonnabend Workshops zur Vergangenheit, aber auch zur möglichen Zukunft der Gemeinde. Und am Freitag steht eine Diskussion an.

"Wir wollen über die Rolle der Kirchengemeinde in der Stadt sprechen", sagt Pastor Wollmann. Sein Anliegen sei es zu schauen, was die Menschen im Stadtviertel sich von ihrer Gemeinde wünschen. Deswegen sollen die Menschen aus der Gemeinde sich zu Wort melden können, aber es gibt auch vier Diskussionspartner auf dem Podium. Propst Karl-Heinrich Melzer ist als leitender Geistlicher im Kirchenkreis eingeladen. Dazu kommt Nils Petersen, Geschäftsführer der Arbeits- und Forschungsstelle Kirche und Stadt von der Universität Hamburg. Den Blick von außen liefert ein Pastor aus Indonesien: Andar Pasaribu promoviert derzeit in Hamburg. Schließlich ist der Architekt Horst von Bassewitz eingeladen, der vor 40 Jahren das kirchliche Zentrum gestaltet hat. "Ich möchte ihn zum Beispiel fragen, warum er diese Architektur gewählt hat", sagt Wollmann.

Architekt und Besucher dürfen sich dabei über einen frischen Anstrich freuen. Nachdem der Putz zuletzt von den Mauern abblätterte, erstrahlt jetzt alles wieder in Schwarz und Weiß. Das soll auch in die Gemeinde hinein strahlen. "Es gab Gerüchte, dass das hier geschlossen werden soll", sagt Wollmann. Die Renovierung setze ein anderes Zeichen. "Hier soll Leben sein." Neben den ohnehin sich regelmäßig im Haus treffenden Gruppen werde dies auch dadurch symbolisiert, dass er mit seiner Familie im Frühjahr das Pastorat bezogen hat. Auch wenn er den Wünschen der Gemeinde und den Entscheidungen der Gremien nicht vorgreifen will, sieht Wollmann für das nördliche Zentrum der Kirchengemeinde Harksheide einen Schwerpunkt: "Dieser Standort wird sich in Richtung Arbeit mit Kindern und Jugendlichen entwickeln." So werde demnächst eine Stelle für einen Diakon oder einen Religionspädagogen ausgeschrieben, der zwar in der ganzen Gemeinde tätig sein soll, aber am ASH sitzen soll.

Während in der Gemeinde in diesem Jahr am Albert-Schweizer-Haus gefeiert wird, ist im kommenden Jahr das Kirchenzentrum am Falkenberg dran: 2014 Jahr wird dort der 60. Geburtstag gefeiert. Wollmann: "Zusammen sind es dann 100 Jahre, es wäre schlimm gewesen, wenn wir das Jubiläum jetzt vergessen hätten." Zusammengenommen sei das auch ein Zeichen für den Neuanfang. Finanzielle Probleme, ein kompletter Wechsel im Pastorenteam und der Rücktritt des Kirchengemeinderats haben dafür gesorgt, dass die Kirchengemeinde in den vergangenen zwei Jahren kaum zur Ruhe kam. Nun werden wieder ruhigere Gewässer angesteuert, was unter anderem durch die Wahl des neuen Kirchengemeinderats symbolisiert wird, die für den 23. März 2014 terminiert wurde. Dazu soll die dritte Pfarrstelle neben Wollmann und Antje Mell wieder mit einem regulären Pastor besetzt werden. Derzeit vertritt Ingmar Krüger diese Pfarrstelle. "Wir sind auf einem guten Weg", sagt Wollmann. Dies zeige auch die große Anzahl an Tauf-Anfragen und der rege Besuch der Gottesdienste. Da passt es gut, dass das Wochenende am Sonntag mit einem Festgottesdienst endet - eine Taufe inklusive.