Alfons Petr und sein Sohn Jan-Lukas wollen die schwergewichtigen Vierbeiner züchten und das Fleisch verkaufen. Doch die Tiere, die ihren Ursprung in Asien haben, dienen nicht nur als Erwerbsquelle.

Leezen. Alfons Petr klopft an den weißen Plastikeimer mit den kleinen grünen Äpfeln und ruft. Ein Kopf dreht sich, die kleine Herde trottet gemächlich auf den Leezener zu. Der 54-Jährige streichelt über den Kopf, packt die Hörner und geht mit seinen Wasserbüffeln um, als wären es Schoßhündchen. Dabei bringt eine Kuh schon mal 600 Kilo auf die Waage, ein Bulle wie Franz auch schon mal eine Tonne.

Doch die Muskelmasse ruht, die Köpfe stecken abwechselnd im Plastikeimer und bedienen sich bei den Leckerlis. "Wasserbüffel sind friedliche Tiere, von Natur aus nicht aggressiv", sagt Petr, der zusammen mit seinem Sohn Jan-Lukas die Vierbeiner mit dem dunklen Fell gekauft hat. Die beiden wollen an der Leezener Au Wasserbüffel züchten und das Fleisch verkaufen. Jan-Lukas, der schon mit 17 Jahren Abitur gemacht und seine Landwirtschaftslehre abgeschlossen hat, sucht eine Aufgabe für die Zeit nach dem Studium der Agrarwissenschaften, das er im Herbst beginnen wird. Der Aufbau einer Wasserbüffelherde soll die Nische sein, die den Sohn ernährt und ausfüllt. Noch sind die robusten Halbtonner eine Seltenheit im Norden, die Petrs sind erst die dritten Büffelhalter in Schleswig-Holstein.

Die Büffel halten die Vegetation kurz und schützen so seltene Pflanzen

Doch die Tiere, die ihren Ursprung in Asien haben, dienen nicht nur als Erwerbsquelle. Sie arbeiten als Landschaftsschützer. Ihre Aufgabe: Die Vegetation kurz halten und das wegfressen, was die seltenen und zum Teil stark gefährdeten Pflanzen bedroht. Die Niederung rund um die Leezener Au gehört neben der Eider-Treene-Niederung zum größten zusammenhängenden Feuchtgrünland im Norden. Das 300 Hektar große Gebiet zwischen Mözener und Neversdorfer See, das sich die Gemeinden Leezen und Kükels teilen, ist eine sogenannte Flora-Fauna-Habitat-Fläche und damit speziell geschützt.

Dort, wo früher Landwirtschaft betrieben und beispielsweise Mais angebaut wurde, soll sich die Natur ihre Flächen zurückholen. Die Schrobach-Stiftung hat diese Aufgabe gemeinsam mit der Europäischen Union und dem Land Schleswig-Holstein übernommen. Dazu zählt, die künstlich entwässerten Areale wieder in Feuchtgebiete zurückzuverwandeln.

Da kommen die Wasserbüffel ins Spiel. Wo heimische Rinder nicht gehalten werden können, fühlen sich die Wassertreter erst richtig wohl. Sie können durchaus mal bis zum Bauch im Schlamm stehen und genießen es, sich suhlen zu können. Ihre breiten und relativ weit gespreizten Hufe erleichtern es ihnen, sich in sumpfigem Gelände zu bewegen."Die Tiere müssen aber auch die Chance haben, trocken stehen oder liegen zu können", sagt Alfons Petr, im Hauptberuf Vertriebsingenieur und Landwirt aus Passion. Mehr als mannshoch wucherte die Vegetation auf der moorigen Fläche, ehe seine Herde vor einem Jahr den Dienst angetreten hat. "An den Seggen hier kann man schön sehen, wie sie die Pflanzen kurz halten", sagt der Herdenbesitzer, der zusammen mit seinem Sohn 20 Hektar als Weidefläche für seine Tiere von der Schrobach-Stiftung gepachtet hat.

Wasserbüffel sind äußerst genügsam, und sie fressen genau das, was Sumpfdotterblume, den äußerst seltenen Schlangenknöterich, Orchideen, Schlüsselblumen, Kuckuckslichtnelken und Wiesenschaumkraut bedroht: Schilf und Binsen sind für Büffel Franz und seine Frauen eine besondere Leckerei, und wenn es den Leckerbissen nicht gibt, verschlingen sie auch Sauerampfer und Brennnesseln, Hauptsache rau, sagt Alfons Petr.

Büffelfleisch enthält weniger Fett als Rindfleisch

Im Sommer reicht den Weidetieren das, was sie in der Natur finden. Im Winter müssen die Nebenerwerbslandwirte Heu zufüttern. Auch bei eisigen Temperaturen bleiben die Wasserbüffel draußen. Täglich mindestens einmal fahren Vater oder Sohn zur Herde: "Wir müssen nachsehen, ob alle Tiere da sind oder eins vielleicht irgendwo in einer Moorlinse feststeckt oder sich verletzt hat. Wenn ein Kalb geboren wird, kann es sein, dass es ein Stück entfernt liegt", sagt der Senior, der sich nach dem Studium seines Sohnes zurückziehen und seinem Sohn die Regie übertragen will.

Mozzarella-Produktion ist nicht geplant. Zu aufwendig, sagt Petr, der das Fleisch der Wasserbüffel vermarkten will. Das sei von guter Qualität, sehr schmackhaft und enthalte beispielsweise weniger Fett als Rindfleisch. "Zusammensetzung und Geschmack hängen natürlich auch immer davon ab, wie sich die Tiere ernähren, und wie sie gehalten werden", sagt Alfons Petr. Seine Wasserbüffel scheinen es da gut getroffen zu haben.

Und sie haben inzwischen eine Beziehung zu ihren Besitzern aufgebaut. "Angst darf man nicht haben", nennt der Leezener eine Grundvoraussetzung im Umgang mit den mächtigen Tieren. Man müsse sie studieren, ihr Verhalten beobachten, ihr Vertrauen gewinnen. Senken sie den Kopf und fangen an zu schnauben, sei Abstand geboten. Im Normalzustand aber seien sie gutmütig, ließen sich streicheln, einige seien sogar ausgeprägte Schmuser. Und neugierig, wenn sie ihre Scheu verloren haben. Trina interessierte sich extrem für die Kamera und näherte sich jedes mal dem Fotografen, wenn der auf den Auslöser drücken wollte. Doch Petr packte die Büffelkuh einfach an den Hörnern und stoppte freundlich, aber bestimmt ihren Vorwärtsdrang. Der Mann weiß eben, wie Wasserbüffel ticken.