Heute stellen wir Ihnen den Verein der Gartenfreunde Henstedt-Ulzburg vor. Seit 1965 sitzen die Schrebergärtner an der Kisdorfer Straße.

Henstedt-Ulzburg. "Die schwarzen Johannisbeeren in meinem Garten schmecken köstlich", sagt Christel Schwanck und pflückt eine Handvoll der herbsüßen Früchte von einem ihrer Sträuche. Dann sucht sich die passionierte Schrebergärtnerin ein schattiges Plätzchen und nascht munter drauflos. Auch Aiko, der neun Jahre alte Golden Retriever, hat es sich in einer Ecke bequem gemacht und schaut Frauchen zu. Die Sonne brennt vom Himmel, das Thermometer zeigt 30 Grad Celsius.

"Fünf Minuten Ruhepause, mehr gönne ich mir nicht", sagt Christel Schwanck. Seit 24 Jahren ist die pensionierte Küsterin der Erlöserkirche Henstedt Mitglied des Vereins der Gartenfreunde. Auf ihrer 400 Quadratmeter großen Parzelle in der Anlage Up' Hundbarg hat Ehemann Joachim ein schmuckes Gartenhaus gebaut, hier haben sie sich im Laufe der Zeit ein kleines Paradies geschaffen.

"Viele Menschen fahren bei schönem Wetter an die Nord- oder Ostsee, wir haben hier unsere Freude", sagt Christel Schwanck. Ein Blumenmeer, wohin sie auch schaut. Auch in den Nachbargärten blühen Rosen, Fleißige Lieschen, Tagetes, Betunien und Männertreu. Mohn, Phlox und Herbstastern mag sie in den verschiedenen Jahreszeiten am liebsten. Frauenmantel und Storchenschnabel schneidet sie schon zurück, doch bald blühen sie wieder.

Seit 36 Jahren hegen und pflegen die Hellmanns ihre Parzelle

Nicht nur Blumen wachsen in den Kleingärten an der Kisdorfer Straße. "Wir müssen die Richtlinien des Bundeskleingartengesetzes beachten - und das bedeutet Drittelteilung der Parzellen", sagt Wolfgang Hellmann, 62. "Je ein Drittel muss für Obst- und Gemüseanbau, für Blumen und Grünflächen sowie für Gartenlaube, Wege und Freizeitfläche verwendet werden."

Seit 36 Jahren hegen und pflegen Elke und Wolfgang Hellmann ihre Parzelle, und sie achten streng darauf, dass dem Gesetz Genüge getan wird. Seit fünf Jahren ist der Lufthansa-Flugzeugwart im Vorruhestand die Nummer eins im Verein der Gartenfreunde, zuvor war er 20 Jahre lang stellvertretender Vorstandschef.

Und weil es Regeln gibt, blühen im Frühjahr, Sommer und Herbst nicht nur Rosen, Tulpen und Narzissen, es wachsen und gedeihen auch Kartoffeln, Zwiebeln, Salate, Tomaten, Gurken und Schnittlauch. Und an den Bäumen reifen Kirschen, Äpfel, Birnen und Pflaumen. Nicht jeder Gärtner hält die Regeln ein. "Zum Glück sind aber die Zeiten, als Prüfer mit dem Zentimetermaß durch die Parzellen marschierten, vorüber", sagt Wolfgang Hellmann.

Keiner seiner Mitglieder setzt heute noch Pflanzenschutzmittel ein oder verstößt irgendwie gegen die Regeln des ökologischen Anbaus. "Wir wollen chemiefreie Früchte und Gemüse ernten und essen", sagt der Vereinschef der Gartenfreunde. "Und deshalb halten wir uns an die Vorschriften."

Auf Herbizide und Insektizide wird in den Parzellen komplett verzichtet

Das bestätigt auch der Umweltreport der Gemeinde. "Da nach wie vor auf Herbizide und Insektizide zur Unkraut- und Insektenbekämpfung verzichtet wird, der Heckenschnitt nach der Brutsaison der Vögel erfolgt und die umliegenden Knicks gepflegt werden, hat sich die reichhaltige Tierwelt gut erhalten", heißt es im aktuellen Report.

Typische Vertreter intakter Gartenbiotope können beobachtet werden: Igel, Erdkröte, Grasfrosch, Zaunkönig, Mönchsgrasmücke, Heckenbraunelle und Hausrotschwanz.

Niemand wohnt in seinem Gartenhaus, denn es gibt keinen Strom und kein fließendes Wasser. Sanitäre Anlagen wie WC oder Waschmöglichkeiten sind nur in dem vor 19 Jahren mit finanzieller Hilfe der Gemeinde und durch Eigenleistungen erbauten Gemeinschaftshaus vorhanden. "Hier findet unser Vereinsleben statt", sagt Wolfgang Hellmann, "wir feiern im Frühsommer das traditionelle Gartenfest, und hier wollen wir im Oktober auch unser Jubiläum begehen."

Die Parzellen der Gartenfreunde sind zu internationalen Begegnungsstätten geworden. "Wir haben Mitglieder aus Kasachstan, Iran, Türkei, Lettland, Weißrussland, Malaysia und Polen", sagt Hellmann. Viele der Migranten bearbeiten ihre Gärten nach alter Sitte. Eines aber haben alle Gartenfreunde gemeinsam: Sie wollen sich erholen und entspannen und außerdem noch im Freien körperlich tätig sein.

Das sagt auch Jutta Kruse, die seit 25 Jahren jeden Tag in ihrem Garten nach dem Rechten schaut. "Morgens um 6 Uhr schließe ich meine Gartenpforte auf, abends um 18 Uhr fahre ich wieder nach Hause", erzählt die 74-Jährige. Stolz ist sie auf ihren Teich, in dem sich Goldfische tummeln, wo Seerosen blühen und sich rasch vermehren. Ihr Sohn Manfred, dem sie die Parzelle bereits überschrieben hat, steht ihr hilfreich zur Seite.

Christel Schwanck, die ein paar hundert Meter entfernt eine Doppelhaushälfte bewohnt und dort einen Ziergarten hat, deckt sich in ihrem Schrebergarten regelmäßig mit Obst, Gemüse und Früchten ein. "Wenn ich Petersilie brauche, gehe ich rasch mal hinüber", sagt sie.

Heute will sie einen leckeren gemischten Salat auf den Tisch bringen. Alles kommt aus ihrem Garten: Eisbergsalat, Lollo Rosso und Rucola, dazu Dill, Schnittlauch und Petersilie. "Nur das Dressing muss ich noch im Laden kaufen", sagt sie.

Am kommenden Montag stellen wir den Verein Waldorf-Kindergarten in Norderstedt vor. Alle Folgen der Serie finden Sie im Internet. a