Die Mitglieder des Norderstedter Tauchsportvereins Sepia lieben die bunte Unterwasserwelt - und den Rugbysport.

Luft anhalten und abtauchen. Der Ball ist dort, in der Menschenmenge, bei den Schwimmern mit den blauen Kappen. Der Unterwasserkampf um den Ball beginnt. Die Manöver und Griffe erfordern Übung und Konzentration, Ausdauer und vor allem Kraft. Nach zwei Minuten enormen Kraftaufwandes ist der Ball kaum einen Meter näher an den Korb gekommen, der unten im Becken steht. Für Pjeik Scheffler ist aber vorerst Schluss. Die Luft wird knapp, er schwimmt an die Oberfläche, klettert raus aus dem Schwimmbecken. Ein Teamkollege springt ins Wasser, in der Hoffnung, den Ball zu ergattern und einen Punkt für die Mannschaft zu erzielen. "Es ist unglaublich anstrengend. Wirklich", sagt Scheffler. Die Lungen pumpen. Dennoch: In wenigen Minuten wird Scheffler wieder ins Wasser springen. Denn Unterwasserrugby ist seine Leidenschaft.

Unterwasserrugby ist eine Sportart mit Zukunft

Pjeik Scheffler ist Mitglied im Norderstedter Tauchsportverein Sepia. Etwa 180 Mitglieder zählt der Verein, darunter sind 50 Kinder. Sie alle lernen in dem Verein, unter fachmännischer Anleitung richtig zu tauchen. Und wer will, kann in der Unterwasserrugbygruppe später mit um sportliche Lorbeeren kämpfen.

"Unterwasserrugby ist noch nicht sonderlich bekannt, aber das wird sich ändern", sagt Scheffler. Eine Bundesliga gibt es bereits. In den Tauchvereinen, so ist sich Scheffler sicher, wird das Unterwasserrugby bald stärkere Verbreitung finden, auch weil es eine nette Abwechslung zum Vereinstauchen ist. Wichtig ist für Unterwasserrugby aber zunächst, dass die Spieler gut tauchen können. Dafür sorgen die Trainer bei Sepia. Andreas Bock ist einer der Tauchlehrer. Insgesamt 13 Ausbilder gibt es in dem Verein derzeit. Sie alle wissen, dass das Tauchen nicht nur Sport und Freizeitvergnügen ist, sondern auch eine enorme Verantwortung. Zum einen sind die Tauchlehrer gegenüber ihren Schützlingen verantwortlich. Zum anderen tragen sie auch eine Verantwortung gegenüber der Natur.

Der Norderstedter Verein nimmt sich viel Zeit für eine gute Ausbildung

"Wenn bei uns jemand mitmachen möchte, darf er nicht erwarten, dass er innerhalb eines Tages gleich alles lernt, um später in den Riffs zu tauchen", sagt Bock. Wer innerhalb kürzester Zeit etwa für den Urlaub auf den Malediven noch das Tauchen erlernen will, der wird an spezielle professionelle Tauchkursusanbieter verwiesen. "Das ist nicht unser Terrain", sagen Scheffler und Bock. Der Verein nimmt sich Zeit für eine gute Ausbildung. Denn gerade beim Tauchen sei, so Bock, die Qualität der Ausbildung überlebenswichtig. "Unter Wasser muss jeder wissen, was er tut und was er sich zumuten kann. Und jeder muss sich auf seinen Partner verlassen können", sagt er.

Daher ist einer der ersten Schritte für Neulinge, dass sie zunächst dahingehend trainiert werden, dass sie im Wasser überleben können. Das geschieht zum Beispiel im Arriba-Erlebnisbad in Norderstedt. Wer noch nicht so gut schwimmen kann, der kann bei dem Verein auch seinen Schwimmschein machen. Wenn das geschafft ist, geht es an das Technische. "Die Koordination des Flossenschlags ist zum Beispiel wichtig, ebenso dass man lernt, wie ein Taucher austariert wird, um den Schwebezustand unter Wasser zu erreichen. Da kommen dann die Naturwissenschaften ins Spiel", sagt Bock. Denn ganz ohne Wissen über Biologie und Physik komme man als Taucher nicht weit - und erst recht nicht tief.

"Wichtig ist vor allem, dass ein Taucher mit dem Druck gut umgehen kann. Wenn aufgetaucht wird, ist Vorsicht geboten, denn dann muss die richtige Druckdekompression erfolgen", sagt der Tauchlehrer. Das bedeutet: Wenn der Druck des Wassers beim Auftauchen nachlässt, entsteht bei zu schnellem Auftauchen ein Überdruck im Körper. Der Körper verhält sich etwa so wie eine verschlossene Mineralwasserflasche, die geschüttelt und dann zu schnell geöffnet wird. "Wir demonstrieren das anhand von Ballons im Wasser. Die Naturwissenschaft ist also anschaulich, sodass auch Kinder verstehen, worauf geachtet werden muss", sagt Bock.

Wer regelmäßig taucht, der muss auch regelmäßig zum Gesundheitscheck

Wer tauchen lernen wolle, müsse mit einer Dauer von bis zu sechs Monaten rechnen, bevor es ins Meer hinausgeht, erklärt Bock. Wie schnell Fortschritte erzielt werden, hänge sehr stark davon ab, wie intensiv trainiert wird und wie gut die körperlichen Veranlagungen jedes Einzelnen sind. Wichtig ist aber auch eine ärztliche Untersuchung. "Die ist für unsere Schnuppertauchkurse nicht notwendig, an denen kann jeder teilnehmen.

Wer dann aber richtig tauchen will, der muss sich aus Sicherheitsgründen dem Medizincheck unterziehen", sagt der Ausbildungsleiter. Jugendliche bis 18 Jahre müssen diesen Test jährlich machen, und wer über 40 Jahre alt ist ebenfalls. "Für eine Untersuchung werden 35 bis 120 Euro fällig. Die Krankenkassen beteiligen sich leider nicht an diesen Kosten", so Bock.

Überhaupt: Ganz günstig ist das Hobby nicht. Von den Reisen zu Korallenriffen abgesehen, kann eine hochkarätige Tauchausrüstung mehrere Tausend Euro kosten. Ein Trockentauchanzug alleine kostet zwischen 400 und 2500 Euro. Es gehe aber auch viel günstiger, denn den Trockentauchanzug bräuchten nur wenige. Sogenannte Nasstauchanzüge gibt es bereits für etwa 100 Euro. Das sei erschwinglich. "Wir empfehlen allen, sich eine eigene Ausrüstung, Schnorchel und Masken zu besorgen. Das ist recht günstig. Die teuren Sachen, die Hardware wie etwa die Atemgeräte und Flaschen, die haben wir im Verein vorrätig", betont Bock.

Die Taucher gehen mit der Natur sehr verantwortungsbewusst um

Und das nicht nur, weil der Verein diese für die Ausbildung der Taucher nutzt. Die Flaschen werden auch bei praktischen Arbeiten des Vereins eingesetzt, etwa dann, wenn die Mitglieder in den Seen in der Region nach Müll - wie beispielsweise weggeworfenen Fahrrädern - tauchen, um die Gewässer sauber zu halten. Oder aber dann, wenn die Taucher herangezogen werden, um Bestandsaufnahmen des Ökosystems unter Wasser zu machen. Die Taucher, so erklären Scheffler und Bock, seien schon lange nicht mehr als "Raubritter der Meere" verschrien, die die Ökosysteme zerstören. Ganz im Gegenteil. Die Auseinandersetzung mit der Natur sei zentraler Bestandteil des Tauchens. Und so wie allgemein das Interesse und Verständnis für Ökosysteme und deren teils fragile Zusammensetzung bei den Bürgern gestiegen ist, so ist es auch bei den Froschmännern. Jeder gut ausgebildete Taucher wisse, wie er sich in Korallengebieten, in der Ostsee oder in Seen wie dem Kreidesee in Hemmoor verhalten müsse, damit die Natur nicht aus dem Gleichgewicht gerät und für die Zukunft bewahrt wird.

"Was hätten wir davon, wenn wir unsere Tauchreviere ökologisch zerstören? Natürlich nichts!", sagt Bock. Denn wenn die Korallen zerstört sind, dann wäre auch der Zauber des Tauchens bald verloren. Denn nichts fasziniere so sehr, wie die bunt schillernden Farben, die im Licht der Scheinwerfer unter Wasser zu sehen sind. Fische, Muscheln, Seesterne, Korallen, Anemonen. "Diese Landschaften sind immer wieder ein Erlebnis. Wenn diese Farben so intensiv im ansonsten dunklen Meer im Scheinwerferlicht zu sehen sind - das begeistert. Und diese faszinierenden Landschaften wollen wir natürlich auch für spätere Tauchergenerationen, die nach uns kommen, erhalten", sagt Bock.

Am kommenden Montag stellen wir den Verein Gartenfreunde Henstedt-Ulzburg vor. Alle Folgen der Serie finden Sie im Internet. abendblatt.de/themen/meinvereinnorderstedt/