Die Renovierung der denkmalgeschützten Bramstedter Kirche kostet 720.000 Euro. 2014 beginnen die Bauarbeiten. Im Dachstuhl sind viele Balken dringend sanierungsbedürftig.

Bad Bramstedt . Eigentlich war Architekt Gunnar Seidel in die Maria-Magdalenen-Kirche gekommen, um die Pläne für den Bau eines neuen Notausgangs fertigzustellen. Und wo er schon mal da sei, könne sich Seidel ja auch mal den Zustand des Daches anschauen. Die Dachpfannen sind immerhin bis zu 50 Jahre alt, beim Sturm rutscht schon mal eine runter. 50 Jahre sind zwar in der Kirche von Bad Bramstedt kein nennenswertes Alter, in drei Jahren wird das Gotteshaus 700 Jahre alt. Doch Stefan Dörksen, Vorsitzender des Bauausschusses der Kirchengemeinde, wollte den Architekten nicht gehen lassen, ohne dass er einen fachkundigen Blick auf Gebälk und Pfannen geworfen hat.

Ein Jahr ist seit dem Besuch Seidels vergangen. Nach dem Architekten kamen die Gutachter und Statiker, inspizierten Dachstuhl und Eindeckung, dann kamen Turmgebälk und Mauerwerk hinzu. Seitdem redet Dörksen kaum noch über den Notausgang, sondern über die Schäden an der denkmalgeschützten Kirche, die zu den ältesten in der Region zählt. Die Summe, die jetzt investiert werden muss, ist enorm: 720.000 Euro wird die Sanierung kosten. Im kommenden Jahr sollen die Bauarbeiter anrücken.

Die uralten Bauunterlagen sind nicht mehr aufzutreiben

"Mit diesen Schäden hat keiner gerechnet", sagt Dörksen, der jetzt versucht, das Geld für die Sanierung zusammenzubekommen. Mühsam mussten die Fachleute das Bauwerk erkunden, weil die uralten Bauunterlagen nicht mehr aufzutreiben waren. Viele Schäden waren für den Laien gar nicht zu erkennen, sie waren unter Verkleidungen versteckt. Zum Beispiel im Turm: Dort waren die Balken, die eine Last bis zu 100 Tonnen tragen, unter Mauerwerk verschwunden.

Die gute Nachricht lautet: Alle Schäden sind reparabel. "Es ist nicht zu spät", sagt Dörksen bei seinem Rundgang durch das staubige Dachgeschoss. "Wir befinden uns in einem Stadium, in dem man noch etwas machen kann."

Hier die Schäden an der Bausubstanz im Einzelnen:

Frost und Aufplatzungen haben viele Dachpfannen der Kirche zerstört. Außerdem sorgen statische Schwächen für Bewegung im Dachstuhl, sodass der Mörtel immer wieder erneuert werden muss.

Im Dachstuhl sind viele Balken dringend sanierungsbedürftig. Die Last, die seit Jahrhunderten auf dem Holz lastet, sowie Feuchtigkeit, Holzwürmer, Nagekäfer und Schwamm haben dem Holz stark zugesetzt. Spezialisten haben schon vor Jahren herausgefunden, dass die Hölzer aus den Jahren 1512/13, 1634/35 und 1647/48 stammen. Zeichen, die die Zimmerleute damals hinterlassen haben, belegen, dass der Dachstuhl in seiner ursprünglichen Form erhalten geblieben ist. "Somit hat die Reparatur wesentlich unter Beachtung der historischen Bausubstanz zu erfolgen", schrieb Dörksen an den Kirchengemeinderat. Dazu gehören der Einsatz alter Eichenhölzer und alter Handwerksmethoden.

Dritte Baustelle wird der in den Jahren 1635 und 1636 gebaute Turm mit seinen tragenden Hölzern sein. "Die Hölzer müssen vom Mauerwerk freigestellt, schadhafte Teile entfernt und dort, wo statistisch erforderlich, auch ersetzt werden", schreibt Dörksen. Um die Schädlinge zu bekämpfen, ist der Einsatz von Heißluft geplant.

Der Absturz eines 313 Jahre alten und 250 Kilo schweren Kronleuchters vor wenigen Wochen habe nichts mit den Schäden an der Bausubstanz zu tun, sagt Dörksen. Das Unglück geschah wie berichtet, als der Leuchter geputzt werden sollte und an einem Stahlseil zum Boden gesenkt wurde. Das Seil riss, der Leuchter wurde beim Aufprall beschädigt.

Bund und Kirchenkreis haben bereits Zuschüsse versprochen

Dörksen schreibt jetzt viele Anträge und ist optimistisch, das Geld für die Sanierung rechtzeitig zusammenzubekommen. "Das ist zu schaffen", sagt er. 300.000 Euro kommen aus einem Sonderprogramm für Denkmalschutz des Bundes, 280.000 Euro hat der Kirchenkreis Altholstein zugesagt. Weitere Zuschüsse könnten von den Stiftungen Kirchenbau und Denkmalschutz sowie von Sponsoren kommen. Den Rest will die Gemeinde aufbringen. Dörksen plant für den Anfang des kommenden Jahres Ausschreibung und Vergabe. Bis Ende des Jahres sollen die Bauarbeiter fertig sein. Bis auf den Turm wird das gesamte Gebäude eingerüstet.

Selbst wenn es zu Verzögerungen und weiteren unliebsamen Überraschungen bei den Arbeiten kommen sollte, steht ein Termin bereits fest: 2016 soll der 700. Geburtstag der frisch sanierten Kirche gefeiert werden.