Die Sanierung wird zu teuer. Der Trägerverein der Henstedt-Ulzburger Einrichtung kann das Geld nicht aufbringen. Möglicherweise muss das Gebäude abgerissen werden.

Henstedt-Ulzburg . Eine offizielle Eröffnung hat es bis heute nicht gegeben, jetzt erübrigt sich eine Einweihungsfeier wahrscheinlich: Das Mehrgenerationenhaus an der Beckersbergstraße in Henstedt-Ulzburg ist so marode, dass es möglicherweise abgerissen werden muss. Schon jetzt steht es leer, wie es weitergehen soll, entscheidet sich in den nächsten Tagen.

Mit Beginn des vergangenen Jahres hatte der Verein Familienzentrum Henstedt-Ulzburg die Arbeit im Mehrgenerationenhaus aufgenommen. Der Beginn war seltsam: Eine Ankündigung gab es nicht, niemand im Rathaus rührte sich, um das Haus zu eröffnen. Bis heute wissen nur Eingeweihte, dass es dieses Haus mitten im Ort gibt. Erst nach der Kernsanierung des Gebäudes sollte es ein Eröffnungsfest geben.

Das hat sich jetzt möglicherweise erledigt: 300.000 Euro sollte die Sanierung des unansehnlichen Gebäudes, in dem einst ein Kindergarten der Gemeinde untergebracht war, kosten. Diese Summe hätte der Verein Familienzentrum aus eigener Kraft finanzieren können.

Eigentlich sollte es in den nächsten Tagen losgehen, aber nach eingehender Besichtigung des Gebäudes kommt die beauftragte Baufirma zu der Erkenntnis, dass es damit nicht getan ist: 400.000 Euro sollen jetzt aufgebracht werden. Diese Summe kann der Verein nicht mehr finanzieren. Und wer das Gebäude von außen betrachtet, kann schnell auf die Idee kommen, dass es sich kaum lohnt, ein derart heruntergewirtschaftetes Anwesen für eine große Summe zu sanieren.

In das Haus sollte auch eine Krippe mit drei Gruppen einziehen

Bereits in der vergangenen Woche hätte mit den Arbeiten begonnen werden sollen. Das Mehrgenerationenhaus ist vorübergehend in ein stillgelegtes Seniorenheim an der Beckersbergstraße 60 umgezogen. Der Rückumzug in das eigentliche Gebäude war für September eingeplant - ein Termin, der nicht gehalten werden kann. Dann sollte dort auch eine Kinderkrippe mit drei Gruppen für 30 Wochenstunden, gedacht für Kinder im Alter von sechs Monaten bis zur Kindergartenreife, eingerichtet werden. Auch die Weight Watchers wollten mit einem Service Point einziehen. Ein Mietvertrag ist bereits unterzeichnet.

"Wir wissen im Augenblick auch nicht, wie es weitergehen soll", sagt Sabine Samel, Vorsitzende des Vereins Familienzentrum Henstedt-Ulzburg. "Immerhin laufen zurzeit alle Angebote in unserem Ausweichquartier ohne Verzögerung weiter." Auch das Café Böhnchen, das sich seit Eröffnung im vergangenen Jahr zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt hat, wird in dem ehemaligen Seniorenheim weitergeführt. Im Henstedt-Ulzburger Rathaus weiß auch noch niemand, was kommen soll. Fest eingeplant ist zum Beispiel die Kinderkrippe. Wenn es damit nichts wird, muss die Gemeinde schnell für Ersatz sorgen - allerdings: Es gibt keine konkreten Pläne, wo so schnell eine Kinderkrippe entstehen kann. Die Plätze im Mehrfamilienhaus sind bisher ein fester Bestandteil der gemeindlichen Planung gewesen.

Am Mittwoch findet im Rathaus ein Treffen mit den Verantwortlichen statt

Aussagen über die Zukunft des Mehrgenerationenhauses mag im Rathaus noch keiner treffen. Erst am morgigen Mittwoch, 3. Juli, wird im Zimmer der stellvertretenden Bürgermeisterin ein Gespräch geführt, um alle Möglichkeiten zu erörtern. Die rechtliche Situation ist nicht eindeutig: Der Gemeinde Henstedt-Ulzburg gehören Grundstück und Gebäude, mit dem Trägerverein Familienzentrum wurde ein Erbbaurechtsvertrag geschlossen. Ob die Gemeinde für die zusätzlichen Umbaukosten aufkommt - im Bauamt mochte sich am Montag noch niemand dazu äußern. Selbst wenn im Rathaus die Entscheidung für einen Zuschuss fallen sollte, hätten die Politiker das entscheidende letzte Wort. Und die befinden sich gerade am Beginn der Sommerpause.

Zu den Angeboten im Mehrgenerationenhaus gehören Krabbel- und Spielgruppen, Ferienbetreuung in deutscher und spanischer Sprach, Englischkurse, Musikkurse, Entspannungskurse, Gesundheitskurse, Ernährungskurse, spanisches Frauenfrühstück, Kinderkleider- und Spielzeugbörsen. Schwerpunkte der Arbeit sind die Begegnung und Bildung von festen sozialen Netzwerken der Eltern, Großeltern und Kinder, ehrenamtliches Engagement und Hilfe zur Selbsthilfe, Eltern- und Erziehungsberatung, Frühförderung von Kindern.