Angeschlagenes Geldinstitut erhält Finanzspritze von 60 Millionen Euro - und muss nun kräftig sparen

Kreis Segeberg . Der Sparkasse Südholstein geht es nicht wirklich gut, aber sie liegt nicht im Koma: Der Sparkassen- und Giroverband Schleswig-Holstein hat vor wenigen Tagen eine finanzielle Hilfe über 60 Millionen Euro zugesagt. Das Geld steht der Sparkasse dauerhaft zur Verfügung, aber die Zusage der Finanzspritze ist an Auflagen geknüpft: Es muss in den nächsten Jahren kräftig gespart werden.

Ob Sparkassen-Kunden von den Schwierigkeiten, in denen die Sparkasse Südholstein steckt, etwas bemerken werden, ist ungewiss. Zunächst gilt: "Die Kundeneinlagen sind natürlich sicher", sagt Sparkassenvorstand Ralph Schmieder. Auch dann, wenn es in den nächsten Jahren nicht gelingen sollte, das Kreditinstitut wieder vollends auf Kurs zu bringen: Die deutschen Sparkassen stehen mit ihrem Vermögen untereinander ein und sichern damit alle Einlagen unabhängig von der Höhe aus eigener Kraft ab. Das gilt auch für Spareinlagen, die 100.000 Euro überschreiten.

Über Details der Auflagen mag der Vorstand derzeit nicht sprechen

Der Sparkassen- und Giroverband erwartet aber, dass unter anderem beim Personal eingespart wird. Ralph Schmieder sagt es deutlich: "In den nächsten Jahren müssen Stellen abgebaut werden." Über die Details der Verbandsauflagen mag der Sparkassen-Vorstand derzeit nicht sprechen, aber bereits innerhalb des letzten Jahres seien rund 50 Stellen eingespart worden. Der Vorstand habe die Auflagen akzeptiert. Somit wird auch nichts über eine mögliche Schließung von Sparkassen-Filialen gesagt. Schmieder: "Wir denken nach."

Der Vorstand ist sich in jedem Falle darüber im Klaren, dass die laufenden Kosten zu hoch sind. Um 100 Euro zu erwirtschaften, muss die Sparkasse 84,3 Euro ausgeben. In Schleswig-Holstein geben die Sparkassen aktuell durchschnittlich etwa 75 Euro aus, im Bundesdurchschnitt sind es sogar nur 65 Euro. Nicht nur das Personal und die Filialen stehen deshalb auf dem Prüfstand, es wird auch über die Intensivierung anderer Geschäftsfelder nachgedacht. So soll zum Beispiel das Internetgeschäft ausgeweitet werden, ohne dabei allerdings in die Fußstapfen der Direktbanken zu treten. Der Marktanteil der Sparkasse liegt in ihrem Kerngebiet - also den Kreisen Segeberg, Pinneberg und der Stadt Neumünster - bei rund 36 Prozent. Seit 2007 hat sie damit mehr Anteile verloren als andere Sparkassen in Deutschland.

Für die Sparkasse Südholstein ist die Situation alles andere als angenehm. Denn seit ihrer Gründung vor zehn Jahren ist sie immer wieder ins Schlingern geraten. Zuletzt benötigte die Sparkasse vor vier Jahren 110 Millionen Euro Unterstützung. 60 Millionen Euro kamen damals vom schleswig-holsteinischen Sparkassenverband, 50 Millionen schoss die Haspa-Finanzholding dazu, im Wesentlichen in Form eines Nachrangdarlehens. "Wir fühlen uns in unserer Rolle nicht wohl", stellt Ralph Schmieder fest, der aber davon ausgeht, dass die Zukunft der Sparkasse Südholstein gesichert ist. Die Unterstützung von 2009 muss bis 2019 zurückgezahlt werden.

Die im operativen Geschäft erzielten Gewinne werden seit Jahren aufgezehrt

Die erneut hohen Abschreibungen auf die Landesbanken belasten die Bilanz der Sparkasse Südholstein erheblich. Nachdem das Geldinstitut seit 2009 bereits Abschreibungen in Höhe von rund 25 Millionen Euro hinnehmen musste, kosteten die Beteiligungen des Sparkassenverbandes, zu denen auch die HSH Nordbank gehört, der Sparkasse 2012 noch einmal 40 Millionen Euro. Das bedeutet: Die im operativen Geschäft erwirtschafteten Gewinne werden seit Jahren aufgezehrt.

Auch 2012 konnte die Sparkasse Südholstein den Verlust aus eigener Kraft ausgleichen, indem sie knapp 20 Millionen Euro aus ihren Vorsorgereserven, die aktuell auf ein Minimum von rund drei Millionen Euro geschrumpft sind, ausgleichen.

Als Folge weist sie für 2012 keinen Gewinn aus. Die Kernkapitalquote beträgt neun Prozent, die Gesamtkapitalquote elf Prozent.

Ralph Schmieder sieht die Sparkasse Südholstein trotz aller Probleme auf einem guten Weg: "Viele unserer Kunden spüren, dass sich bei uns einiges tut; wir erhalten viel positive Resonanz auf unsere Arbeit, die Kundenbedürfnisse noch besser zu erfüllen als bisher." Mit rund 141.000 Privatgirokonten sei die Zahl in den vergangenen Jahren konstant geblieben.