Es wehte ein frischer Wind in der Stadtvertretung. Allein deswegen, weil die Vertreter der stärksten Fraktionen von CDU und SPD eiligen Schrittes an einem vorbeihasteten, um die Neulinge von der WIN-Fraktion im Plenarsaal zu begrüßen.

SPD-Fraktionschef Jürgen Lange schüttelte ebenso lange die Hand von Reimer Rathje, wie sich Petra Müller-Schönemann (CDU) bei Christiane Mond (WIN) über den Status der Gefühlslage am ersten Tag in der Stadtvertretung erkundigte.

Das Willkommen war aufrichtig, unbestritten. Aber zu spüren war, dass die beiden großen Fraktionen demonstrativ klarstellen wollten: Wir können gut mit der WIN. Mit denen werden wir künftig unsere Mehrheiten bilden.

Doch die Zeiten der fest gefügten Mehrheitsverhältnisse in der Stadtvertretung, die das Parlament in der Vergangenheit phasenweise zu einem Abnick-Gremium für Verwaltungsvorlagen machte, scheinen vorüber.

So viel Offenheit war nie bei den Fraktionen in Norderstedt. Die Grünen bekunden, Schwarz-Grün sei kein Tabu. Die WIN kann über die automatische Zurechnung zum CDU-Lager nur schmunzeln, und auch von den übrigen will sie sich nicht vereinnahmen lassen. Eben weil sie mit den etablierten Parteien nichts anfangen konnten, haben sie sich doch überhaupt gegründet. Absurd wäre es, wenn sie sich nun mit fliegenden Fahnen bei jedem Thema nur einer Seite an die Brust werfen würden. SPD und CDU werden sich je nach Themenlage in der Opposition wieder finden.