Ein Verkehrsstrukturgutachten soll Entscheidungshilfe geben. Dafür investiert Henstedt-Ulzburg 200.000 Euro, um eine Grundlage für ein Entlastungskonzept zu schaffen.

Henstedt-Ulzburg. Annette Nowak kennt das Spiel. Seit 14 Jahren fährt sie morgens mit dem Auto von Kaltenkirchen nach Henstedt-Ulzburg, abends wieder zurück. Die An- und Abfahrtzeit sieht so aus: Nach Feierabend ist die Augenoptikermeisterin innerhalb von fünf Minuten zu Hause, morgens hingegen braucht sie 20 bis 30 Minuten, um zu ihrem Geschäft an der Hamburger Straße in Ulzburg zu kommen. So wie ihr geht es vielen Autofahrern, die keine Chance haben, Henstedt-Ulzburg zu umfahren. Im Rathaus wissen die Verkehrsexperten, dass etwas unternommen werden muss. Deshalb gibt die Gemeinde 200.000 Euro aus, um ein Gutachten erstellen zu lassen, das Grundlage für ein Entlastungskonzept sein soll.

Frau Nowak bekommt keine 200.000 Euro von der Gemeinde, aber als täglich Betroffene kann sie einen guten Ratschlag zur Entspannung der Verkehrssituation geben. "Die Ampeln vor den Seitenstraßen sollten erst anspringen, wenn dort tatsächlich Autos stehen, dann würde sich der Verkehrsfluss auf der Hamburger Straße verbessern." Sie hat festgestellt, dass sich die Autos vor den Ampeln ständig stauen.

Die Bürger der Gemeinde Henstedt-Ulzburg sollen helfen

Ob die Experten von der Hamburg Consult Gesellschaft für Verkehrsberatung und Verkehrsmanagement zu einem ähnlichen Ergebnis kommen, bleibt abzuwarten. Sie wollen sich bemühen, obwohl Geschäftsführer Rainer Schneider und Projektleiter Jan Fischer schon mal vorab zu einem interessanten Ergebnis gekommen sind: Gegenüber den Hamburger Verhältnissen sind die Verkehrsprobleme in Henstedt-Ulzburg recht kleine Fische.

Weil sich die Politiker und die Verkehrsexperten im Rathaus mit dieser Aussage kaum zufrieden geben werden, wollen sie aber ganze Arbeit abliefern. Und die Bürger der Gemeinde sollen helfen: Geplant sind Verkehrszählungen und Haushaltsbefragungen, um eine Grundlage für die geforderte Analyse zu bekommen. Diese Schwachstellenanalyse wird dann in einem zweiten Schritt bewertet, um daraus eine Prognose für die Zukunft abzuleiten und Empfehlungen für die Politiker geben zu können. Der bevorstehende Ausbau der A 7 und die damit verbundenen Probleme werden berücksichtigt. "Der Ausbau der Autobahn wird mehr als spürbare Auswirkungen auf Henstedt-Ulzburg und andere Orte haben", sagt Rainer Schneider.

"Wir wollen möglichst viele Entscheidungsträger einbeziehen"

Was am Ende als empfohlene Maßnahmen niedergeschrieben werden, wissen die Fachleute von Hamburg Consult noch nicht, aber sie können jetzt schon sagen, dass eine Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs - also das Einbinden von Bussen und Bahnen - nicht ausreicht, um eine grundlegende Verbesserung der Situation zu erreichen. "Wir wollen möglichst viele Entscheidungsträger einbeziehen, aber ich kann versprechen, dass wir kein Debattierclub werden", sagt der Geschäftsführer von Hamburg Consult, der schon vielen Orten geholfen hat.

Sämtliche vorhandenen statistischen Unterlagen ausgewertet

Nach den Sommerferien soll der Verkehr gezählt und erfasst werden, gleichzeitig werden etwa 1000 Haushalte befragt und sämtliche vorhandenen statistischen Unterlagen ausgewertet.

Anschließend haben die Politiker die Aufgabe, das Gutachten zu bewerten und die Schlüsse daraus zu ziehen. Ob sie bereit sind, viel Geld für einen besseren Verkehrsfluss auszugeben, bleibt abzuwarten. Einen möglichen Punkt werden sie vermutlich streichen: Für eine Umgehungsstraße, sollte sie von den Gutachtern denn empfohlen werden, reicht das Geld derzeit nicht.

Dabei wäre das die einzig brauchbare Lösung - das findet jedenfalls Hotelfachfrau Sabine Feustel, die direkt gegenüber vom Rathaus im Wiking Hotel arbeitet und die täglichen Staus live mitbekommt. Sie selbst hat längst die Konsequenzen gezogen und reist täglich mit der Bahn aus Hamburg an.