So vehement René Bülow abstreitet, nicht zum Rücktritt vom Mandat gedrängt worden zu sein - es ist schwer zu glauben.

Denn durch seinen Rückzug aus dem Stadtparlament, noch vor der konstituierenden Sitzung am 18. Juni wurde der Befreiungsschlag für die erstarrte CDU-Fraktion erst möglich. Dass die Christdemokraten und die, die es mit Leiteritz halten, diese Chance allein dem ganz persönlichen Willensbildungsprozess eines Hinterbänklers überlassen würden, ist fraglich.

Mit Gert Leiteritz haben die CDU-Mitglieder einen Fraktionschef auf Zeit gewählt. Und das nur, um designierten Führungskräften wie Petra Müller-Schönemann Zeit zu geben, in die politische Verantwortung hineinzuwachsen, um das "Dickschiff CDU" in der Stadtvertretung zu führen. Natürlich auch, um ein Comeback des in Ungnade gefallenen Ex-Fraktionschefs Günther Nicolai zu verhindern. Zwei Gegenstimmen bekam Leiteritz am Dienstag. Eine davon kam sicher von Nicolai. Leiteritz sagt über sein Verhältnis zum langjährigen Fahrensmann: "Wir sind in derselben Fraktion." Sieht nach Isolation aus für den ehemaligen Lautsprecher der CDU.

Was den Politikstil der CDU angeht, so lassen sich jetzt schon klare Verbesserungen erkennen. Die CDU kommuniziert wieder. In der noch kurzen Ära Leiteritz sonderte die Fraktion mehr Pressemitteilungen und Meinungsbekundungen ab als in all den Jahren davor zusammen. Gut so. Norderstedt braucht eine diskussionsbereite, kompromissfreudige CDU.