Bei der “Stunde der Gartenvögel“ zählten die Aktiven des Nabu Kreis Segeberg 4685 Tiere. Den Haussperling sichteten sie am häufigsten.

Norderstedt. Wenn es in den Gärten im Kreis Segeberg piept, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es sich beim Verursacher entweder um einen Haussperling, eine Amsel oder eine Kohlmeise handelt. Die drei Vögel führen die aktuelle Liste der am häufigsten beobachteten Vögel mit Abstand an. Geführt wird die Liste vom Naturschutzbund Schleswig-Holstein (Nabu).

Im Mai waren zuletzt bei der "Stunde der Gartenvögel" alle Einwohner Schleswig-Holsteins aufgerufen, in ihren Gärten nach Piepmätzen aller Art Ausschau zu halten. Im Kreis Segeberg haben sich 165 Vogelfreunde an der Zählung beteiligt. In 123 Gärten beobachteten sie 4685 Vögel.

Dabei wurde der Hausperling 567-mal gesichtet. Die Amsel folgt auf dem zweiten Rang mit 499 Sichtungen, die Kohlmeise dahinter mit 401 Sichtungen. In der Top Ten der meistbeobachteten Vögel befinden sich der Grünfink (371), die Blaumeise (367), der Feldsperling (254), der Buchfink (204), die Elster (181), die Ringeltaube (153) und der Star (123). Ganz am Ende der Liste finden sich die Vögel, die man nur selten bis gar nicht im heimischen Garten zu Gesicht bekommt. Immerhin wurden je zwei Seeadler, Rotmilane, Turteltauben, Grünspechte, Wintergoldhähnchen und Birkenzeisige gesichtet. Außerdem entdeckten die Vogelzähler je einen Wanderfalken, einen Bergfink, eine Waldschnepfe, einen Graureiher und eine Nilgans. Insgesamt zählten die 165 Helfer 74 Vogelarten.

Peter Ahlers von der Norderstedter Nabu-Gruppe: "Es ist eine schöne Sache, dass sich die Menschen an diesen Zählungen beteiligen. Es gibt also doch noch Interesse an den Tieren da draußen." Generell findet es Ahlers doch erschreckend, wie wenig die meisten Menschen von den Vögeln vor ihrer Hautür wissen. "Die meisten können eine Amsel nicht von einer Krähe unterscheiden", sagt Ahlers. Die Zählungen bei der "Stunde der Gartenvögel" seien ein gutes Mittel, um generell Trends bei der Entwicklung der Populationen abzulesen. "Wir Ortsgruppen wären mit dieser Zählung völlig überfordert." Ahlers und seine Mitstreiter vom Nabu Norderstedt sind schon seit über 25 Jahren in der Vogelzählung aktiv. Regelmäßig treffen sich die Aktiven, um in der Oberalsterniederung die Bestände spezieller Vogelarten zu zählen, etwa des Neuntöters, des Braun- oder Schwarzkehlchens oder des Wachtelkönigs. "Da sind wir auf fleißige Helfer angewiesen, damit wir gute Ergebnisse erzielen können", sagt Ahlers.

Dass es in diesem Jahr der Haussperling an die Spitze der Liste geschafft hat, verwundert Ahlers. "In der Stadt begegnet einem der Spatz immer seltener." Jedes Unkraut werde in den Städten verbannt. Doch der Spatz sei ein Samenfresser. Fehlen immer mehr Pflanzen, findet der Spatz auch kaum noch Futter. "Wer Spatzen sehen will, muss auf den Bauernhof fahren. Dort stehen Futtersilos, da finden Spatzen genug zu fressen", sagt Ahlers.

Um außergewöhnliche Vogelsichtungen zu machen, muss der Norderstedter übrigens nicht bis tief in den Wald hineingehen. Es kann schon reichen, sich eine Zeit lang vor das Kulturwerk im Stadtpark zu stellen. Mit etwas Glück zeigt sich dann der Uhu, der etwa 30 Meter entfernt auf einem stillgelegten Hochspannungsmast wohnt und unter der Kiefer auf dem kleinen Wandvorsprung auf der Rückseite des Kulturwerks seinen "Tageseinstand" hat. Ahlers: "Da sitzt er unter Deckung durch die Kiefer. Die braucht er, sonst würden ihn die Krähen attackieren." Der Uhu verpennt den größten Teil des Tages und jagt in der Nacht. Die Vogelart, die es dem "Orni" aus Tangstedt-Wilstedt am meisten angetan hat, ist der Mauersegler. "Ein faszinierender Vogel. Er berührt in seinem Leben niemals den Boden. Er schläft sogar im Flug", sagt Ahlers. Nur zum Brüten sucht er Nisthöhlen auf. Und die will Ahlers in der Rückwand des Kulturwerks etablieren. Beim Bau wurden die Höhlen extra geschaffen. Jetzt müssen die Mauersegler sie nur noch annehmen.

Ahlers hat ein Tonbandgerät an der Mauer installiert. Aus dem Gerät ertönen die Rufe des Mauerseglers. Sie sollen den Tieren vorgaukeln, dass in den Nisthöhlen bereits andere Artgenossen eingezogen sind "Doch es hat bisher nicht funktioniert. In den Nisthöhlen haben es sich andere Arten gemütlich gemacht. Und das Tonbandgerät mussten wir leiser drehen, um den Uhu nicht zu stören."

Die gute Nachricht: Der harte Winter konnte der Blaumeise nichts anhaben

Der Uhu taucht in der Liste der meistgesichteten Vögel im Kreis Segeberg übrigens gar nicht auf. Der Mauersegler immerhin mit 25 Sichtungen. Doch die Nabu-Vogelschutzexpertin Janina Philipp ist besorgt um ihn. Die Zahl der Sichtungen weise auf einen besonders starken Bestandseinbruch hin. "Schon seit Jahren besteht ein rückläufiger Trend, hervorgerufen durch immer weniger Nistmöglichkeiten." Insgesamt wurden in Schleswig-Holstein von 2100 "Hobby-Ornis" 58.000 Vögel gezählt. "Bemerkenswert ist, dass Arten wie Zaunkönig oder Blaumeise, bei denen man aufgrund des langen Winters Bestandsrückgänge erwartet hätte, die kalten Monate offenbar recht gut überstanden haben", sagt Philipp. Auch die Amsel habe ihren seit ein paar Jahren in Schleswig-Holstein erkennbaren Abwärtstrend zunächst gestoppt.

Wer beim Zählen der Vogelbestände mitmachen will, hat dazu am Sonntag, 16. Juni, von 8 Uhr an in der Oberalsterniederung die Chance. Die Nabu-Gruppe trifft sich auf dem Dorfplatz. Informationen bei Peter Ahlers unter Telefon 04109/6135.