2014 beginnt der Ausbau, aber es fehlen Konzepte, um den Ausweichverkehr in den Griff zu bekommen. “Wir planen eine zentrale Koordinierungsstelle in der Region“, sagt Segebergs Landrätin Jutta Hartwieg.

Kreis Segeberg . Niemand weiß genau, was kommen wird, aber alle erwarten das Chaos auf den Straßen. Ein Jahr vor Beginn des Ausbaues der A 7 sind die Behörden alarmiert: Befürchtet wird in Schleswig-Holstein und Hamburg ein stark erhöhtes Verkehrsaufkommen, weil auf der Autobahn abschnittsweise vier Jahre lang gebaut wird. Zwischen Hamburg und Bordesholm, das steht fest, kommt es von 2014 bis mindestens 2018 zu erheblichen Verkehrsbehinderungen.

Der sechsstreifige Ausbau der A 7 rückt näher. In diesen Wochen werden die Planfeststellungsbeschlüsse für die sechs Ausbauabschnitte zwischen Bordesholm und Schnelsen-Nord rechtskräftig. Damit liegt dann das vollständige Baurecht für die Ausbaumaßnahme im Bereich des Landes Schleswig-Holstein vor - und der überwiegende Teil liegt in den Kreisen Segeberg und Pinneberg. Hinzu kommt, dass voraussichtlich, leicht zeitversetzt, auch der achtstreifige Ausbau der A 7 auf Hamburger Gebiet bis zum Elbtunnel erfolgen soll.

Die Kreise Segeberg und Pinneberg wollen ihre Arbeit koordinieren

Die Kreise Segeberg und Pinneberg wollen rechtzeitig beginnen, das zu erwartende Chaos auf den Straßen in Grenzen zu halten. "Wir planen eine zentrale Koordinierungsstelle in der Region", sagt Segebergs Landrätin Jutta Hartwieg. "Unser Ziel ist es, gemeinsam mit dem ebenfalls betroffenen Nachbarkreis Pinneberg und den betroffenen Ortschaften gemeinsam geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die Folgen des Ausbaues für unsere Region in Grenzen zu halten."

Es soll dabei nicht nur darum gehen, die Baumaßnahmen zu begleiten und Umleitungsstrecken zu koordinieren, gleichzeitig wollen die Beteiligten auch überlegen, wie die Verkehrsbelastung auf der A 7 reduziert werden kann - zum Beispiel durch eine Verbesserung des Schienenverkehrs. Der Ausweichverkehr soll gesteuert oder, wenn möglich, weitgehend vermieden werden. Jutta Hartwieg weiß, was auf die Region in den nächsten Jahren zu kommt: "Wir stehen vor einer herausfordernden Koordinierungsaufgabe."

Die Segeberger Landrätin formuliert vorsichtig, was manche Politiker direkter aussprechen. So hat zum Beispiel der CDU-Landtagsabgeordnete Volker Dornquast festgestellt: "Es gibt in der Landesregierung noch kein ausreichendes Problembewusstsein für die Verkehrssituation, die auf uns zukommen wird." Der Verkehrsexperte der Hamburger CDU, Klaus-Peter Hesse, sieht das Chaos förmlich auf Hamburg und Schleswig-Holstein zurollen: "Das wird vier- bis fünfmal schlimmer als beim Ausbau der A 1 zwischen Hamburg und Bremen."

Für die Autofahrer soll es "Erholungsstrecken" geben

Volker Dornquast wollte mehr wissen über das Projekt und hat deshalb eine Kleine Anfrage an die Landesregierung gestellt. In der Antwort wird erstmals für die Öffentlichkeit deutlich, wie der Ausbau geplant ist. So soll mit dem Ausbau aus Richtung Norden am Autobahndreieck Bordesholm begonnen werden. Weitere Streckenabschnitte werden zum Teil gleichzeitig ausgebaut, wobei für jeden der sechs Streckenabschnitte eine Bauzeit von zwei Jahren vorgesehen ist. Die Landesregierung kann aber nicht sagen, auf welchen Streckenabschnitten gleichzeitig gebaut wird, weil das in der Hand des zuständigen Tiefbauunternehmens liegt - einen"Auftragnehmer" aber gibt es noch nicht. Immerhin: Zwischen den jeweils etwa zwölf Kilometer langen Bauabschnitten, soll es für die Autofahrer "Erholungsstrecken" geben.

Spezielle Ausweichstrecken, auch das sagt die Landesregierung, sind nicht vorgesehen, da während der Bauzeit "in beiden Fahrtrichtungen grundsätzlich jeweils zwei Fahrstreifen zur Verfügung stehen werden".

In der Antwort auf die Anfrage von Volker Dornquast stellt die Landesregierung in Aussicht, dass unter anderem das Angebot auf der Bahnstrecke von Hamburg nach Kiel durch eine höhere Taktfrequenz verbessert werden soll. Außerdem soll die Landesweite Verkehrsservicegesellschaft (LVS) in Abstimmung mit den Eisenbahnverkehrsunternehmen nach freien Kapazitäten in den Zügen entlang der Autobahn forschen.

Für Volker Dornquast sind die Aussagen des Verkehrsministeriums zu lasch. Es würden offenkundig Aufgaben verschlafen, urteilt der CDU-Politiker. Die Hamburger CDU-Bürgerschaftsfraktion fordert von den Landesregierungen in Hamburg und Schleswig-Holstein einen "ehrlichen Umgang" mit den Problemen. Sie fordert ein länderübergreifendes Denken ein und schlägt ein übergreifendes Verkehrsleitsystem vor. Eine gemeinsame Planungs- und Koordinierungsstelle beider Länder, eventuell auch mit Niedersachsen, sei notwendig, um die Probleme in den Griff zu bekommen.

Am Montag, 17. Juni, findet in Neumünster eine Informationsveranstaltung zum Bauablauf und Baustellenmanagement statt. Eingeladen sind 300 Spediteure, Logistiker, Kommunalpolitiker, Landespolitiker und der ADAC.