Bauer Drube stellt Fläche für Park-and-ride-Platz Meeschensee zur Verfügung, doch Verwaltungen kümmern sich nicht. Die Stadt Norderstedt hat offenbar mit niemandem verhandelt.

Norderstedt. Die Park-and-ride-Anlage am Bahnhof Meeschensee ist täglich überfüllt, statt Lösungen vorzulegen wurden den genervten Nutzern bisher nur vage Versprechungen gemacht - und manche dieser Versprechen waren offenbar schlicht aus der Luft gegriffen. Dabei kann eine Lösung so einfach sein: Ein Landwirt ist jetzt bereit, Flächen für die Erweiterung des Parkplatzes an den Gleisen zur Verfügung zu stellen.

Der AKN-Bahnhof Meeschensee liegt genau im Dreieck Norderstedt/Quickborn/Henstedt-Ulzburg. Und genau das scheint ein Problem zu sein: Niemand fühlt sich so recht zuständig für den stark frequentierten Bahnhof an der Straße Elfenhagen, die auf Norderstedter Gebiet liegt. Schon seit vielen Jahren gibt es heftige Klagen über die Park-and-ride-Anlage, die zwar nur einen Steinwurf weit vom Bahnhof entfernt liegt, aber nur wenigen Menschen einen Nutzen bringt. Wer mit dem Auto morgens in aller Frühe ankommt, hat die Chance, einen Parkplatz zu bekommen. Wer späteren Dienstbeginn hat, muss sehen, wo das Fahrzeug bleibt. Die Lösung ist meistens der nahe Wald: Dort stehen die Fahrzeuge gedrängt zwischen den Bäumen.

Baudezernent Bosse sprach schon vor einem Jahr von Verhandlungen

Nun haben alle drei Verwaltungen das Problem längst erkannt - und Abhilfe versprochen. Zum Beispiel der Norderstedter Stadtrat und Baudezernent Thomas Bosse: "Wir suchen dort schon seit einem Jahr nach einer Lösung", sagte er im vergangenen Jahr im Gespräch mit dem Abendblatt. Dazu bedürfe es aber zusätzlicher Flächen. "Wir sind in Grundstücksverhandlungen." Nur mit wem denn da verhandelt wird, das sagte Bosse nicht.

Zwei Landwirte der BfB haben jetzt die Initiative ergriffen

Und wie sich jetzt herausstellt, hat die Stadt Norderstedt offenbar mit niemandem verhandelt. Zumindest nicht mit dem Landwirt, dem die Felder und Wälder rings um den Bahnhof gehören. Die Stadt Quickborn hat bei Michael Drube, 35, der seinen Hof an der Straße Elfenhagen/Ecke Ulzburger Straße hat, nicht nachgefragt. Auch von der Gemeinde Henstedt-Ulzburg klingelte niemand an der Haustüre des Landwirts.

Im Henstedt-Ulzburger Rathaus hat das offenbar System: Schon einmal überraschte der damalige Bürgermeister Volker Dornquast die Öffentlichkeit mit dem Plan, am Elfenhagen ein Fußballstadion bauen zu wollen - mit dem Landbesitzer Drube, dessen Ländereien seit Generationen an strategisch interessanter Stelle im "Städtedreieck" liegen, hatte er darüber jedoch nie gesprochen. Das hat dem früheren Verwaltungschef nicht unbedingt Sympathien beim Bauern eingebracht.

Jetzt allerdings wurde ein Gespräch auf Augenhöhe geführt: Landwirt Tile Abel, Landwirt Dirk Rohlfing und Landwirt Michael Drube setzten sich zusammen und dachten über Lösungsmöglichkeiten nach. Abel und Rohlfing sind nicht nur Kollegen, sondern auch Gemeindepolitiker der Wählergemeinschaft Bürger für Bürger in Henstedt-Ulzburg. Es brauchte gar keine Überredungskunst: Natürlich ist Landwirt Drube bereit, Ländereien abzugeben. In diesem Falle eine etwa 1,1 Hektar große Waldfläche, auf der ohnehin wild geparkt wird. "Manchmal muss man miteinander und nicht übereinander reden", sagt BfB-Fraktionsvorsitzender Tile Abel trocken.

Die drei sind froh, eine Lösung gefunden zu haben. Aber sie haben die Gemeindewaltung offensichtlich falsch eingeschätzt. Jubel ist bisher nicht ausgebrochen. Ganz im Gegenteil. Obwohl Michael Drube der stellvertretenden Bürgermeisterin Elisabeth von Bressensdorf bereits vor einem Monat in einem offiziellen Anschreiben mitgeteilt hatte, dass er bereit sei, der Gemeinde eine 11.000 Quadratmeter große Waldfläche zu überlassen, gab es kaum Reaktionen. "Wir stehen mit dem Landwirt in Verhandlungen", sagte am Freitag der Sprecher der Gemeinde, Hauptamtsleiter Jens Richter. Er ist von seinen Mitarbeitern offenbar nicht gut genug informiert worden. Denn die "Verhandlungen" bestanden bisher aus einem Anruf aus der Bauabteilung, den Landwirt Drube jedoch nicht persönlich entgegennehmen konnte, weil er gerade auf seinen Feldern weilte. Drube rief zurück und sprach auf den Anrufbeantworter. Seitdem wartet er auf ein Lebenszeichen aus dem Rathaus. Vergeblich bisher.

Eine Genehmigung der Naturschutz- und Forstbehörde ist erforderlich

Noch im März hatte die Gemeinde auf eine Anfrage der Wählergemeinschaft Henstedt-Ulzburg (WHU) geantwortet, es gebe keine Flächen für eine Erweiterung der Park-and-ride-Anlage. Jetzt gibt es doch Flächen, aber offenbar interessiert das im Augenblick niemanden, befürchtet Tile Abel. Die BfB macht deshalb Druck: Sie hat für die nächste Hauptausschusssitzung den Antrag gestellt, die Gemeinde aufzufordern, mit Michael Drube Sondierungsgespräche zu führen.

Klar ist allen bisher Beteiligten, dass eine Waldfläche nicht ohne Genehmigung der Naturschutz- und Forstbehörden zum Parkplatz umfunktioniert werden kann. Eine Ausgleichsfläche mit Ersatzaufforstung wäre Voraussetzung.