Mit einem 4:0-Sieg gegen Brinkum sichern sich die Fußballer von Eintracht Norderstedt den Aufstieg in die Regionalliga. Der Verein wird in Neuzugänge investieren.

Norderstedt/Drochtersen. Die Fußballer von Eintracht Norderstedt blicken neugierig auf die Tribüne des Kehdinger Stadions in Drochtersen. Sie wollen endlich mit ihrer Party starten. "War das jetzt genug?", scheinen sie sich zu denken, während sie klatschend auf die rund 100 mitgereisten Fans zugehen. Die eigene Arbeit ist mit einem 4:0 gegen den Brinkumer SV (Tore: Linus Meyer, Philipp Koch, Miché Makomé, Yayar Kunath) vorzüglich erledigt - nun warten alle auf Informationen aus Lüneburg.

Bierduschen wie bei den Bundesligaprofis

Dann kommt das erlösende Zeichen. Parallel haben sich Lupo-Martini Wolfsburg und der SV Eichede 1:1 getrennt. Die Eintracht ist am Ziel. "Nie meeehr Oberliiigaaa!", singen die Norderstedter im Chor, streifen ihre roten Aufsteiger-Shirts über, schleppen das Bier auf den Rasen. Natürlich nicht zum Trinken, sondern zum Duschen - was in der Bundesliga Brauch ist, können Amateure erst recht.

Trainer Thomas Seeliger ist inmitten der Party zum Scherzen aufgelegt. "Wenn ich mit dem Negativen anfangen darf - wir haben gegen Brinkum zuwenig Tore geschossen", sagt der 46- Jährige. Doch ihm ist eine Sekunde darauf bewusst, dass er dies seinen Aufsteigern wohl kaum vorwerfen kann. Der Coach, biergetränkt von Kopf bis Fuß, setzt sein breitestes Grinsen auf und blickt genüsslich zurück auf den Moment, der im Nachhinein als Wendepunkt der Saison bezeichnet werden darf.

Ende April hatte Seeliger eine lethargische Mannschaft aufgerüttelt. Er enthob den damaligen Kapitän (Dennis Wehrendt) nicht nur seines Amtes - der Schlüsselspieler wurde komplett verbannt. Schritt zwei: Eine Partie darauf standen zwei 19-Jährige und ein 18-Jähriger in der Anfangself. Die radikalen Maßnahmen hätten zum Bumerang werden können. Allerdings geschah das Gegenteil. "Wir haben von diesem Tag an einen neuen Teamgeist bekommen", so Seeliger.

Der Beleg: Seitdem hat Eintracht Norderstedt kein Spiel mehr verloren. Vermeintlich ohne Druck steuerte das Team auf das Saisonende zu, vom Aufstieg in die Regionalliga Nord sprach trotz der erteilten Zulassung niemand mehr. Doch parallel zur positiven Entwicklung in Norderstedt braute sich im benachbarten Kreis Pinneberg ein Negativszenario zusammen. Der FC Elmshorn - seines Zeichens souveräner Oberliga-Meister - wurde immer kleinlauter. Erst nur auf Vorstandsebene, dann auch öffentlich. Der Konkurrent hatte kein Stadion für die Aufstiegsrunde, sodass die Eintracht nachrücken durfte - nur wenige Tage vor einer schon gebuchten Mallorca-Tour war die Sensation perfekt.

Die Reisegesellschaft hatte ein neues Ziel: Drochtersen. Dort erleben alle Norderstedter die Aufstiegsfeier wie in Trance. "Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll. Wir sind da irgendwie hineingerutscht", sagt Philipp Koch. "Wer als Gegner kam, war uns egal", heißt es von Dane Kummerfeld. "Toll! Wir sind in der Regionalliga, und ich habe dazu beigetragen", sagt Clifford Aniteye.

Die Fußballer übernehmen künftig eine Botschafterrolle. So nimmt nicht zuletzt Norderstedts Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote den Aufstieg erfreut zur Kenntnis. "Für Norderstedt ist der Aufstieg in die vierthöchste deutsche Spielklasse natürlich ein besonderer Imagegewinn", sagt er.

Die Stadtwerke Norderstedt zahlen künftig mehr Geld

Die Eintracht wird auch die Namen ihrer Sponsoren durch Norddeutschland tragen - etwa der Stadtwerke. Deren Leiter Jens Seedorff sieht sich bestätigt. "Wir freuen uns über den Erfolg. Das zeigt doch, dass sich unsere langfristige Unterstützung der Fußballer von Eintracht Norderstedt auszahlt. Da in unserem Sponsoring-Konzept für die Norderstedter Sportvereine auch leistungsbezogene Merkmale enthalten sind, wird der Verein künftig mehr Geld bekommen."

Eintracht Norderstedt wird dies unter anderem in Neuzugänge investieren. Angreifer Jan Lüneburg unterschreibt am heutigen Donnerstag einen Vertrag, weitere Kicker mit Regionalliga-Erfahrung sollen folgen. "Aber das Gerüst der Mannschaft steht", betont der Vorsitzende Reenald Koch.

Mit diesem Team ist Eintracht Norderstedt aufgestiegen: Johannes Höcker, Jannis Waldmann (Tor); Clifford Aniteye, Mike Eglseder, Tillmann Grove, Ole Hengelbrock, Dane Kummerfeld, Steven Tegeler (Abwehr); Marius Browarczyk, Philipp Koch, Yayar Kunath, Steven Lindener, Juri Marxen, Linus Meyer, Jan-Philipp Rose (Mittelfeld); Miché Makomé, Ivan Sa Borges Dju, Jürgen Tunjic (Angriff).

Trainer: Thomas Seeliger; Assistenten: Stefan Siedschlag, Hans Baudisch, Axel Bösselmann, Sascha Walther; Physiotherapeut: Torben Petersen-Lund; Vorstand: Reenald Koch, Thomas Hochmuth, Horst Plambeck; Team-Manager: Olaf Bösselmann; Zeugwart: Said Parniani; Greenkeeper: Oliver Schaper; Clubheim: Katja Lazaridis.