Norderstedter Vicelin-Schalom-Gemeinde startet das Projekt Partizipation: Ex-Konfirmanden planten Reise nach London

Norderstedt . Nach der Konfirmation sind die Jugendlichen weg. Diese Erfahrung machen die Kirchen schon lange. Die Zeit für Freizeitaktivitäten wird immer knapper, einige Eltern melden die Kinder beispielsweise auch vom Konfirmationsunterricht ab, weil sie mehr Nachhilfe brauchen, erzählt Pastorin Carolin Paap von der Emmausgemeinde in Garstedt. Ihr Kollege Michael Schirmer von der Vicelin-Schalom-Gemeinde hat es dennoch gewagt und ein Projekt mit frisch konfirmierten Jugendlichen gestartet. Dabei sollten die Jugendlichen selbst bestimmen, was sie machen wollen.

Das Pilotprojekt der Partizipation, wie diese Form der Arbeit in der Gemeinde im Fachbegriff heißt und von der evangelischen Kirche im Norden gefördert wird, hatte Erfolg. Vor Kurzem waren 18 Konfirmanden aus dem vergangenen Jahr in London. Von Anfang bis Ende haben sie alles selbst organisiert - mit Hilfe von Pastor Schirmer und Mitarbeitern aus der Jugendarbeit der Gemeinde.

Die Stiftung Gertrud aus Hamburg und die Kirchengemeinde gaben Geld dazu

"Wir hatten einen besonderen Zusammenhalt", beschreibt Janus Wölfer seine Konfirmandengruppe. Die Jugendlichen hätten sich nach der traditionellen Fahrt in die Toscana überlegt, ob es das war. Es war es nicht, da waren sich die meisten einig. "Wir wollten als Gruppe etwas unternehmen", sagt Hanna Schümann.

Die London-Reise ergab sich dann erst nach einigen Diskussionen. "Ein halbes Jahr vorher haben wir angefangen zu planen." Es bildeten sich kleine Gruppen, die sich um Programm, Anreise und Hotel kümmerten. Und eine besorgte Geld. "London ist teuer, das wussten wir", sagt Schümann. "Wir haben bei Stiftungen Anträge gestellt und denen unser Programm vorgestellt."

Die Stiftung Gertrud aus Hamburg ließ sich überzeugen, auch die Kirchengemeinde beteiligte sich und gab Geld dazu. "Außerdem haben wir Waffeln auf dem Weihnachtsbasar verkauft, das hat aber nicht viel Geld eingebracht", sagt die 15-Jährige. "Es war aber eine tolle Aktion", meint Pastor Schirmer. Er legt Wert darauf, dass in seiner Gemeinde das Geld niemanden ausschließt. Wer sich die Kosten für die Toscana-Fahrt der Konfirmanden oder die Reise nach London nicht leisten kann, der könne diskrete und unbürokratische Hilfe erwarten.

Was aber hat eine Reise nach London mit der Kirche zu tun? Für Janine Mayer ist das keine Frage: "Wir haben von Anfang an gesagt: Das ist eine Aktion der Kirche, und es war klar, dass wir da auch etwas machen." So besuchten die Jugendlichen nicht nur die Sehenswürdigkeiten wie das London-Eye, von dem man einen herrlichen Blick über die Stadt hat. Sie waren auch beim Gottesdienst in Westminster Abbey. Und sie wurden wieder aktiv. "Wir haben eine Umfrage gemacht, was für die Menschen auf der Straße in London Glaube heißt", sagt Mayer.

Die Jugendlichen zogen in mehreren Gruppen durch den Hyde Park und hatten interessante Erlebnisse. Zwar waren viele irritiert über Jugendliche aus Deutschland, die sie einfach so ansprachen. Aber Janus Wölfer meint: "Ich habe die Menschen dort offener und freundlicher erlebt." Buddhisten und Katholiken hätten sie getroffen, und etwa die Hälfte ihrer Gesprächspartner waren Atheisten.

Je größer die Gruppe ist, desto schwerer ist es, sie zusammenzuhalten

Wie geht es nach der Fahrt weiter? Es gibt ja auch neue Konfirmanden, die dieses Jahr eingesegnet worden sind. "Bleibt ihr unter euch?", fragt Pastor Schirmer. "Wir wollen als Gruppe zusammenbleiben", sagt Janine Mayer. "Je größer die Gruppe ist, desto schwerer ist es, sie zusammenzuhalten." Eine Aussage, die ihre Mitstreiter teilen. Michael Schirmer akzeptiert sie. Schließlich geht es bei der Partizipation um die Jugendlichen und ihre Wünsche.

Was konkret folgt, wissen die Jugendlichen noch nicht. Konfi-Raum umgestalten, Spendenlauf, gemeinsam Kochen, die Internet-Seite der Gemeinde überarbeiten. Das wäre möglich. "Zunächst nicht noch einmal so etwas Großes", meint Mayer. Bei der London-Reise brauchten sie viel Hilfe. Jetzt wird es vielleicht ein Projekt, das sie alleine realisieren können. Die Zeit dafür wollen sie sich nehmen.