Landrätin Jutta Hartwieg will mit Familienbotschaftern gegen den Massentrend der Vereinsamung ankämpfen. Willkommensbesuche für Neugeborene gehören zum Konzept.

Kreis Segeberg . Ein roter Buddeleimer, mit dem die Kleinen eines Tages mal in der Sandkiste oder am Strand spielen können, viele Informationen, eine DVD mit Erziehungstipps, Pixie-Bücher, ein Kirschkernkissen, das bei Milchstau oder bei Babybauchschmerzen eingesetzt werden kann und einiges mehr - das sind Willkommensgeschenke für Neugeborene und deren Eltern im Kreis Segeberg. Das Kreisjugendamt sucht Familienbotschafter, um bei den jungen Eltern ein "Wir-Gefühl" zu erwecken.

Als eine gezielte Maßnahmen gegen den Massentrend der Vereinsamung sieht Landrätin Jutta Hartwieg den Versuch, junge Erdenbürger im Kreis Segeberg ganz gezielt zu begrüßen. Willkommensbesuche für Neugeborene gehören zum Konzept der "frühen Hilfen" des Kreisjugendamtes: Der Kontakt zu jungen Familien soll so früh wie möglich hergestellt werden, niemand soll sich alleine gelassen oder ausgegrenzt fühlen.

Der aufsehenerregende Jugendhilfefall vom vergangenen Jahr ("Kellerkind") war nicht ausschlaggebend für diese Aktion, auch wenn die Vermutung nahe liegt, dass der Kreis auf diese Weise schnellen Zugriff auf eventuelle Problemfälle und einen Blick auf Familien haben möchte. "Die Aktion ist von langer Hand geplant", sagt Landrätin Jutta Hartwieg, die auf Vorbilder in anderen Bundesländern und der Stadt Kiel verweist. "Wir wollen das Gemeinschaftsgefühl stärken, weil die Familienverbände früherer Zeiten ja schon längst nicht mehr aktuell sind."

Um die Aktion gezielt vorzubereiten und später ausführen zu können, wurden vom Kreisjugendamt als Kooperationspartner das evangelische Bildungswerk des Kirchenkreises Plön-Segeberg und das Diakonische Werk Altholstein gewonnen.

So soll das Projekt "Guter Start ins Leben - Willkommensbesuch für Neugeborene im Kreis Segeberg" in der Praxis aussehen: Engagierte und geschulte Frauen und Männer besuchen junge Familien nach der Geburt eines Kindes. Wenn die Babys drei Monate alt sind, sollen die Besuche stattfinden. Ungebeten wird kein Familienbotschafter an der Haustüre klingeln: Die Willkommensbesuche sind ein freiwilliges Angebot, das nur nach vorheriger Zustimmung der jeweiligen Eltern geschehen sollen. Jeder Familienbotschafter wird sich zuvor also telefonisch bei den Eltern melden. Zusammen mit den Glückwünschen der Landrätin und der jeweiligen Bürgermeister überbringen die Familienbotschafter den jungen Eltern die Willkommensgeschenke und haben dabei ein offenes Ohr für alle Fragen, die Eltern bewegen.

Motivierte Frauen und Männer werden für die Besuche noch gebraucht

Etwa 1500 Babys gibt es Jahr für Jahr im Kreis Segeberg - nicht mitgezählt sind dabei die Kinder, die zwar in einem der hiesigen Krankenhäuser geboren werden, deren Eltern aber außerhalb des Kreises wohnen. Mitgezählt werden hingegen die Babys, deren Eltern im Kreis Segeberg wohnen, zur Geburt aber in ein Krankenhaus außerhalb des Kreises gehen. Nicht eingerechnet sind auch die jungen Familien aus Norderstedt, wo jährlich etwa 500 Babys dazu kommen. Denn Norderstedt hat ein eigenes Jugendamt und untersteht in dieser Hinsicht nicht dem Jugendamt des Kreises Segeberg. Besucht werden nicht nur Mütter und Väter, die ihr erstes bekommen haben, das Angebot gilt auch für aller weiteren Kinder. Damit die Willkommensbesuche auch professionell absolviert werden, suchen der Kreis Segeberg, das Bildungswerk des Kirchenkreises Plön-Segeberg und das Diakonische Werk Altholstein motivierte Frauen und Männer, die Freunde an einer solchen Tätigkeit und Interesse an Kontakt mit Müttern, Vätern und deren Babys haben. Das heißt: Angesprochen fühlen sollen sich alle Bürger, die über Erfahrungen im Umgang mit Kindern verfügen sowie ihrer persönlichen Einschätzung nach über genügend Einfühlungsvermögen verfügen. Auch Frauen und Männer mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen sind gefragt - möglichst mit speziellen Sprachkenntnissen.

Alle künftigen Familienbotschafter erhalten eine kostenlose Schulung

Wer Interesse hat, kann sich bei Dagmar Kristoffersen im Segeberger Jugendamt, Fachstelle Kinderschutz und Qualitätsmanagement, unter Telefon 04551/95 16 97 melden und sich informieren. Anmeldungen nehmen das Bildungswerk des Kirchenkreises Plön-Segeberg, Telefon 04551/99 33 46, und das Diakonische Werk Altholstein, Telefon 04192/501 03 82 entgegen.

Alle künftigen Familienbotschafter erhalten eine kostenlose Schulung sowie Beratung und Unterstützung während der Tätigkeit. Der erste Schulungsdurchgang ist für Sonnabend, 31. August, und Sonnabend, 7. September, jeweils von 14 bis 18 Uhr geplant. Und auch das ist für Interessenten wichtig: Für jeden Hausbesuch, der 30 bis 60 Minuten dauern soll, gibt es ein Honorar - 17 Euro pro Termin.

Allerdings wird von den Teilnehmern der Aktion auch erwartet, dass sie an regelmäßigen Austauschtreffen teilnehmen.