Es ist ein schmaler Grad zwischen Routine und verantwortlichem Verhalten - er wurde im Segeberger Kinderschutzfall verlassen.

Routine hatte sich offenbar in die Arbeit der internen und externen Jugendschützer eingeschlichen. Anders ist es kaum zu erklären, dass ein Kind über einen längeren Zeitraum trotz regelmäßiger Besuche unbemerkt in einen Kellerraum eingesperrt werden konnte.

Öffentliche Kritik wurde völlig zu Recht geübt: So etwas darf eigentlich nicht vorkommen. Weil menschliches Verhalten aber mitunter absurd und völlig unberechenbar ist, werden die Mitarbeiter des Kinder- und Jugendschutzes immer wieder auf tragische nicht der Norm entsprechende Situationen stoßen.

Es gilt, gegenüber diesen Fällen gewappnet zu sein. Deshalb war es richtig, dass ein Untersuchungsausschuss den Fall ohne Hektik aufgearbeitet und Schlüsse gezogen hat, die hoffentlich richtig sind. Mehr Personal, bessere Fortbildung, bessere Einbindung und engere Zusammenarbeit mit ausgewählten freien Trägern, regelmäßige Fallanalysen - das sind Bausteine, die das System des Kinder- und Jugendschutzes stärken können. Vorausgesetzt, es schleicht sich nicht wieder Routine ein.

Landrätin Jutta Hartwieg war zudem von der typischen Politikerkrankheit befallen: Möglichst nichts sagen. Wenn doch, dann häppchenweise. Sie hat spät erkannt, dass ihr Verhalten fehlerhaft war.