WHU-Politikerin glaubt, ihr wird der Tod durch einen Verkehrsunfall gewünscht

Henstedt-Ulzburg . Noch anderthalb Wochen bis zu den Kommunalwahlen - und in Henstedt-Ulzburg droht der Wahlkampf zu entgleisen. Es ist nur eine Glosse, aber sie liefert Gesprächsstoff in der Großgemeinde: "Ein Abend im Ratssaal aus der Sicht eines Zwölfjährigen" steht auf der Seite 34 in der Wahlausgabe von "CDU aktuell". Der Verfasser bleibt anonym, der Stil lässt jedoch vermuten, dass hier kein Zwölfjähriger am Werk war. Am Beispiel einer Gemeindevertretersitzung, werden darin nahezu alle aktuellen Themen der vergangenen Monate aufgegriffen und die einzelnen Fraktionen - mit Ausnahme der CDU - veralbert. Der Streit entzündet sich an einem Satz, der die WHU-Fraktionsvorsitzende treffen soll.

Da ist von einem "Schlipsträger" aus der Partei "Frohe Deppen Poltern" die Rede, der wohl selbst Bürgermeister werden wolle, von einer "Else", die der Fraktion "Beten für Beachtung" angehört und Henstedt-Ulzburg zur Stadt machen wolle, anstatt Schokokussbrötchen in allen Schulen zu verteilen, von einem "Typ" aus der Partei "Creative Denker Ueben", der im Bauamt der Gemeinde mal aufräumen solle, von einem Mann der Partei "Seltene Personen Diskutieren", der weniger Kindergartengebühren, aber höhere Grundsteuern verlange, und von einer "Tante" der Fraktion "Waldmensch Hasst Unruhe", die den Ort "einmotten" möchte. Dieser Teil der Glosse endet so: "Papa meint nur, vielleicht sollte man die neue Umgehungsstraße so bauen, dass die Tante zukünftig aus dem Kreisverkehr nach links abbiegen muss, um zu ihrer Wohnung zu kommen."

WHU-Politikerin Karin Honerlah, die in der Glosse als "Tante" dargestellt wird, fragt sich: "Ist das wirklich noch eine Glosse oder wird hier der gute Geschmack verlassen, wenn man mir mit dem Linksabbiegen einen Unfall wünscht? Müssen wir uns im Wahlkampf wirklich auf ein derartiges Niveau begeben?" Für sie - und mit dieser Meinung steht sie nicht alleine da - hat der Wahlkampf in Henstedt-Ulzburg damit Ausmaße erreicht, die über das Übliche und Erträgliche hinausgehen.

Die Meinungen über diesen Satz gehen auseinander: Es gibt Henstedt-Ulzburger, die das spontan genauso sehen wie Karin Honerlah, andere können mit dem Satz nichts anfangen. Bürgervorsteher Carsten Schäfer, Spitzenkandidat der Wählergemeinschaft Bürger für Bürger (BfB), wird in der Glosse als "Vortänzer" bezeichnet, der sich "wohl gerne" seine langweiligen Reden selbst anhöre. Seine Interpretation: "Der Todeswunsch erscheint nicht ganz abwegig. Ich glaube aber, die CDU bringt damit zum Ausdruck, dass sie Frau Honerlah aus der Politik heraushaben will." Er empfiehlt eine "tiefenpsychologische Beleuchtung" dieses Satzes. Ansonsten empfinde er die Glosse als "infantil und grottig". Seiner Ansicht nach könnte man Schmerzensgeld dafür verlangen. SPD-Fraktionschef Horst Ostwald hingegen kann sich nicht vorstellen, dass die CDU düstere Wünsche ausgedrückt hat. FDP-Politiker Klaus-Peter Eberhard empfindet persönliche Angriffe im Wahlkampf als "unappetitlich". Er "kann und will" aber nicht glauben, dass die CDU Frau Honerlah absichtlich aus der Politik herausgeschrieben wolle.

CDU-Vorsitzender Michael Meschede ist einigermaßen entsetzt über die Wirkung dieses Satzes. "Ich bin über diese Interpretationen überrascht, an einen Unfall oder Ähnliches haben wir natürlich nie gedacht und das war damit nicht gemeint." Frank Bueschler, CDU-Pressesprecher und Redakteur von "CDU aktuell" - eine Wahlbroschüre, die übrigens durch die Einnahmen aus Anzeigen vieler größerer ortsansässiger Unternehmen finanziert wurde - hat die Glosse zwar ins Blatt gehoben, weiß nach eigenen Angaben aber selbst nicht, was damit gemeint ist." Die Zuschrift war anonym, wir haben darüber herzlich gelacht und sie wie einen Leserbrief ohne Änderungen übernommen. Er habe keinen Gedanken daran verschwendet, wer in dem Text gut oder schlecht wegkomme.

Ein unfreiwilliger Gag am Rande: Auf der Titelseite weist die CDU auf die Kommunalwahl hin - nach den Recherchen der örtlichen Christdemokraten findet sie am 28. Mai statt...