Muslime suchen Betreiber für ein türkisches Dampfbad und das Schwimmbecken in der Grundschule Friedrichsgabe.

Norderstedt. Sich in feuchter Wärme wohlig entspannen, der Haut ein Peeling gönnen, den Muskeln eine Massage und dem Kopf absolute Ruhe - dazu lädt ein Hamam ein. Ein türkisches Dampfbad soll es auch bald schon in Norderstedt geben, wenn es nach dem Willen des Türkisch-Deutschen Freundschaftsvereins und der örtlichen CDU geht. Das Schwimmbad in der Grundschule Friedrichsgabe soll zum orientalischen Bad umfunktioniert werden.

Die Idee dazu, im Norderstedter Norden die traditionelle Reinigung für Körper und Geist einzurichten, wurde bei einem Gespräch zwischen muslimischen Frauen und dem CDU-Arbeitskreis für Schule und Sport geboren. Die Muslima setzen sich dafür ein, dass sie auch weiterhin in dem Schulbad schwimmen können (wir berichteten). Sie brauchen einen Badeort, an dem sie vor neugierigen Blicken geschützt sind. Diesen Schutz biete das kleine Lehrschwimmbecken an der Pestalozzistraße. Im neuen Sport- und Schulschwimmbecken des Arriba-Bades aber wäre die nötige Intimität nicht gegeben, sagt Canan Belen.

"Außerdem haben die Frauen beklagt, dass die Schwimmgemeinschaft Wasserraten sich offenbar nicht in der Lage sieht, ihnen im neuen Arriba-Becken Schwimmzeiten zur Verfügung zu stellen", sagt die stellvertretende Norderstedter CDU-Fraktionschefin Petra Müller-Schönemann, die am Gespräch teilgenommen hat.

Der Wunsch der muslimischen Frauen passt ins Konzept der Christdemokraten. Die hatten im Ausschuss für Schule und Sport durchgesetzt, dass die Stadt einen privaten Betreiber für das Schwimmbecken sucht, das dringend saniert werden muss. "Wir haben angeregt, dass sich die Muslima doch mal in ihrem persönlichen Umfeld nach einem Betreiber umhören sollten. Da war das Eis gebrochen, die Idee, ein Hamam mit dem Lehrschwimmbecken zu kombinieren, stand plötzlich im Raum", sagt Petra Müller-Schönemann. Die Gesprächsteilnehmer hätten diskutiert, wie ein türkisches Bad betrieben werden kann und muss, damit es attraktiv ist und wirtschaftlich erfolgreich geführt werden kann.

Der künftige Betreiber müsste allerdings garantieren, dass die muslimischen Frauen und anderen Gruppen dort auch weiterhin schwimmen können. Der CDU-Arbeitskreis unterstützt das Projekt. Die Christdemokraten sehen darin nicht nur eine praktikable Möglichkeit, das Schwimmbad zu erhalten. "Norderstedt wäre auch um eine Attraktion reicher, und das, ohne dass die Stadt selbst Geld in die Hand nehmen muss", sagt die stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Die Vertreterinnen der muslimischen Frauen beschlossen, einen ihnen bekannten Betreiber eines Hamams aus dem Hamburger Raum anzusprechen und mit ihm über ein weiteres orientalisches Bad in Norderstedt zu sprechen.

Das wäre dann der dritte Hamam in Schleswig-Holstein und der erste im Kreis Segeberg und im nördlichen Hamburger Umland. Wer im Internet nachschlägt, findet zwei Adressen für Freunde der klassischen orientalischen Entspannung: Einen Hamam gibt es in Lübeck, der andere ist Teil der Dünentherme in St. Peter Ording. In Hamburg bieten ebenfalls zwei türkische Badehäuser die Reinigungs-Zeremonie an. "Wir sehen durchaus gute Chancen für einen Hamam in Norderstedt", sagt Musa Kizilkus, Vorsitzender des Türkisch-Deutschen Freundschafts- und Kulturvereins Norderstedt u. Umgebung, der das Projekt unterstützt und aktiv vorantreibt. Allein in Norderstedt gebe es rund 5700 Muslime, hat Kizilkus recherchiert.

Doch auch immer mehr Deutsche entdecken das besondere Wohlgefühl, das die Tellaks, eine Mischung aus Bademeister und Masseur, ihren Gästen vermitteln. "Um die Attraktivität zu erhöhen, könnte die klassische orientalische Badelandschaft beispielsweise durch eine skandinavische Sauna ergänzt werden", sagt der Vereinschef. Er hat Kontakt zu zwei Hamam-Betreibern in Bremen und Hamburg aufgenommen. Sie wollen demnächst nach Norderstedt kommen und sich ein Bild vom möglichen Standort machen. Damit liegt ein neuer Vorschlag für die Zukunft des Friedrichsgaber Schwimmbades auf dem Tisch. Im Gespräch ist auch ein runder Tisch mit Politikern, Verwaltung, Vertretern des Arriba-Bades und der Vereine. Wahrscheinlich ist aber, dass vor der Kommunalwahl am 26. Mai keine Entscheidung mehr fallen wird.