Die Stadt wächst in den kommenden Jahren um deutlich mehr als 1000 Einwohner. Der Bürgermeister hofft auf mehr Lebensqualität. Projekt eines der größten städtebaulichen Vorhaben in Schleswig-Holstein.

Kaltenkirchen. In Kaltenkirchen stehen die Zeichen weiter auf Wachstum. Auf den Flächen östlich und südlich des Hochhauses Großer Karl könnte in den kommenden Jahren ein komplett neuer Stadtteil entstehen, in dem weit mehr als 1000 Menschen leben. Zusammengerechnet dürften die Wohn- und Gewerbeprojekte, die sich auf mehrere Flächen verteilen, zu einem der größten städtebaulichen Vorhaben in Schleswig-Holstein zählen.

Rund 800 Wohnungen sollen östlich des Krückaurings entstehen

Allein die Dimension des neuen, etwa sieben Hektar großen "Seequartiers" ist gewaltig. Rund 800 Wohnungen sollen östlich des Krückaurings zwischen den beiden Regenrückhaltebecken und auf einer Fläche gegenüberliegend am Hochhaus gebaut werden. Generationenübergreifendes, altersgerechtes und barrierefreies Wohnen mit Quartiersbetreuung, auch für Menschen mit Behinderungen sowie eine Kindereinrichtung- das ist das Ziel der Stiftung Alsterdorf, die die Menschen im Seequartier betreuen wird. Fachleute gehen davon aus, dass die Hanseatische Real Estate Finanz Holding als Investor in den kommenden vier bis acht Jahren mehr als 30 Millionen Euro in das Projekt stecken wird.

"Das ist eine Vision", sagt Bürgermeister Hanno Krause, der jedoch zuversichtlich ist, das Projekt auch verwirklichen zu können. Den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan hat der zuständige Ausschuss bereits einstimmig abgesegnet. Krause spricht von einem "hohen städtebaulichen Anspruch". Zentrum des Quartiers soll ein künstlicher See werden, der - wenn es technisch möglich ist - von den Regenrückhaltebecken gespeist wird.

Die Stiftung Alsterdorf hatte ein nahezu identisches Projekt auf dem Gelände des ehemaligen Krankenhauses an der Alvesloher Straße geplant, konnte sich jedoch mit dem ehemaligen Betreiber Paracelsus nicht über einen Kaufpreis einigen.

Krause hält den neuen Standort ohnehin für besser geeignet als das Krankenhausgelände. "Das Quartier rückt näher an die Innenstadt", sagt der Bürgermeister. "Dorthin kommt man dann zu Fuß."

Das Areal neben dem Hochhaus war im Flächennutzungsplan als Gartenland ausgewiesen, wurde jedoch nie als Gartenland genutzt. Lediglich riesige unansehnliche Erdhaufen prägten das Bild. Dort sollen nun mehrgeschossige Häuser mit Tiefgarage entstehen. Die Höhe der Gebäude soll optisch ein Gegengewicht zu dem Hochhaus schaffen, das mit seinen 13 Stockwerken das gesamte Quartier dominiert.

Die Einnahmen der Stadt liegen bei fünf bis sieben Millionen Euro

Von den Projekten erhofft sich Krause nicht nur eine Aufwertung des Quartiers rund um den Großen Karl, das trotz der begonnenen Sanierung des Hochhauses immer noch unter einem schlechten Image leide. Außerdem kann die Stadt mit dem Verkauf seiner Bauflächen eine beträchtliche Einnahme erzielen, die zwischen fünf und sieben Millionen Euro liegen dürfte. Darüber hinaus wachse mit neuen Bewohnern auch die Kaufkraft für die Innenstadt, sagt Krause.

Weitere 120 Wohnungen sollen auf der 2,1 Hektar großen Fläche westlich der Süderstraße gebaut werden. Bereits seit einem Jahr verhandelt die Stadt darüber mit einem Kaltenkirchener Investor. Grafiken und Zeichnungen liegen bereits vor. Zu diesem Projekt gehören auch Stadtvillen, die ebenfalls für eine Aufwertung des Viertels sorgen sollen, sowie mehrgeschossige Häuser, die optisch die Wirkung des Hochhauses mindern werden. Die Grünfläche östlich der Süderstraße bleibt erhalten. In das Viertel wird ein beleuchteter Radweg führen, der an der Hamburger Straße nahe der Putlitzer Straße und der Erich-Kästner- Schule beginnt. An der Stelle, an der der Fußweg die Süderstraße quert, soll eine Querungshilfe für die Fußgänger gebaut werden.

Die neuen Wohngebiete am Flottmoorpark werden die Einwohnerzahl des ohnehin stetig wachsenden Kaltenkirchen weiter nach oben treiben. Jetzt leben 21.000 Menschen in der Stadt. Im Jahr 2025 könnten es 24.000 sein, sagt Krause.

Hinzu kommen in dem Viertel neue Gewerbeflächen. 41 Hektar umfasst der Bebauungsplan für die Erschließung des Gewerbegebietes Hochmoor an der Süderstraße und der Nikolaus-Otto-Straße. Um mehr Betriebe anzulocken, soll es erweitert und die einzelnen Gewerbeflächen besser miteinander vernetzt werden. Dazu werden neue Straßen gebaut. Zusätzlich wird der Verkehrskreisel an der Süderstraße umgebaut und künftig mit einer Erschließungsstraße an die Grashofstraße/Hamburger Straße angebunden. So soll eine verkehrsgünstige Anbindung des südlichen Stadtgebiets und des Gewerbegebiets Hochmoor an den Autobahnzubringer geschaffen werden.

Insgesamt will die Stadt für das Projekt 6,5 Millionen Euro ausgeben, im Jahr 2013 sind 3,8 Millionen Euro eingeplant. Ein Ende der Bauarbeiten ist erst im kommenden Jahr in Sicht.

Ein weiteres Großprojekt in dem Viertel ist der Neubau der Feuerwache. Acht Millionen Euro soll das Projekt an der Süderstraße kosten, das den notwendigen Platz für die Einsatzkräfte schaffen soll, die derzeit in einer 40 Jahre alten und zu kleinen Wache am Kisdorfer Weg untergebracht sind.

Die Kaltenkirchener dürfen am Sonnabend mitreden

Grüne Lunge und Erholungszone des Viertels wird der neue Flottmoorpark, dessen Planung im April beginnt. 900.000 Euro will die Stadt in die Grünflächen zwischen dem Kreisel Süderstraße und dem Sportplatz der Erich-Kästner-Regionalschule investieren. Die Planung der Flächen erfolgt gemeinsam mit den Bürgern. Die Stadtverwaltung ruft die Kaltenkirchener auf, sich ab 10 Uhr am Sonnabend an einem Planungsworkshop zu beteiligen. Die Veranstaltung beginnt mit einem Spaziergang über das Areal des künftigen Flottmoorparks. Danach werden in der Regionalschule Erich Kästner Wünsche, Ideen und Visionen gesammelt.

Treffpunkt ist der Haupteingang der Regionalschule Erich Kästner, Hamburger Straße 70-72. Das Ende der Veranstaltung ist für etwa 13 Uhr vorgesehen. Es wird im Mai einen Folgetermin geben.