Die Segeberger Kreisverwaltung will mit Aufklärung die Diskussion über das umstrittene Verfahren zur Gasförderung versachlichen und Klarheit schaffen.

Kreis Segeberg. Versachlichen wolle seine Behörde die Diskussion um das Fracking, sagt Thorsten Ingo Wolf, der Leiter des Fachbereiches Umwelt, Planen, Bauen in der Kreisverwaltung. Doch genau genommen steckt in dieser Aussage schon wieder die nächste Unsachlichkeit.

Denn von Fracking kann im Kreis Segeberg noch gar nicht die Rede sein. Offiziell hat PRD Energy, eine kanadische Explorations- und Produktionsgesellschaft für Kohlenwasserstoffe (Erdöl und Erdgas) mit Sitz in Calgary, Alberta, noch gar nicht beantragt, in der Erde unter Bad Bramstedt mittels des umstrittenen Rohstoff-Abbauverfahrens Öl und Gas fördern zu wollen. Beim zuständigen Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) in Hannover ist lediglich der Antrag für eine "Erlaubnis zur Aufsuchung von Kohlenwasserstoffen im Erlaubnisfeld Bramstedt" eingegangen. Will meinen: PRD Energy weiß noch gar nicht so genau, was dort im Boden schlummert, möchte aber ausschließen, dass ein Konkurrent am Energiemarkt das heraus findet und tut dies, in dem es einen exklusiven Claim absteckt.

Nicht ausgeschlossen ist, dass nach einem langwierigen Prüfungs- und Genehmigungsverfahren das Fracking-Abbauverfahren in Bad Bramstedt zur Anwendung kommen könnte. Und alleine diese Aussicht hat schon ausgereicht, um die Ängste und Befürchtungen von Bürgern und Kommunalpolitikern zu wecken und die Diskussion aus Sicht der Kreisverwaltung emotional und unsachlich zu machen. "Wir wollen mit Transparenz des Verfahrens dagegenhalten. Und auf die Ängste und Fragen der Bürger eingehen", sagt Wolf. Das soll bei einer Informationsveranstaltung geschehen, zu der der Kreis am Montag, 29. April, zwischen 17 und 18.30 Uhr in den Kreistagssitzungssaal an der Hamburger Straße 30 einlädt.

Es sei das mittelfristige Ziel von PRD Energy, in einem Gebiet mit Bad Bramstedt in der Mitte, das von Barmstedt im Süden bis nach Neumünster im Norden reicht, Erdgasvorkommen zu erschließen, eventuell sogar ein wenig Eröl zu fördern. "Das Erdgas wird dort in Gasblasen, teilweise aber auch als fester Verbund in Schiefergestein vermutet", sagt Wolf. Letzteres seien die sogenannten unkonventionellen Kohlenwasserstoffe. Und die lassen sich nur mit unkonventionellen Fördermethoden abbauen.

Eine davon ist das Hydraulic Fracturing, kurz Fracking genannt. Um Risse im Schiefergestein zu erzeugen und so das dort gebundene Gas frei zu setzen, werden unter Druck Wasser, Sand und Chemikalien, das Fracfluid, hinein gepresst. Es gibt sauberes und schmutziges Fracfluid. Manchmal sind die zugesetzten Stoffe angeblich unbedenklich für Umwelt und Gesundheit. Teilweise sollen sie Krebs erregende Verbindungen wie Benzol enthalten. In jedem Fall gibt es Bedenken von Umweltschützern und Wissenschaftlern gegen die Förder-Methode. Vor unkalkulierbaren Umweltrisiken wie der Verseuchung des Grundwassers wird gewarnt. "Befürworter betonen dagegen, dass mittels des Frackings deutschlandweit der Gas-Energiebedarf für die nächsten zwölf bis 13 Jahre gedeckt werden könne", sagt Wolf.

Bei der Veranstaltung am 29. April will die Kreisverwaltung das gegenwärtig laufende Genehmigungsverfahren für den Laien verständlich ausleuchten. Die rechtlichen Grundlagen für das Auskundschaften, eventuelle Probebohrungen und die Beantragung des Frackings werden erklärt, die Vor- und Nachteile der Fördermethode erläutert.

Für die Beantwortung der Fragen der Bürger hat die Kreisverwaltung kompetente Ansprechpartner eingeladen. Laut Thorsten Ingo Wolf sollen sowohl Fachreferenten des Ministeriums für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und Ländliche Räume aus Kiel sprechen, als auch welche des LBEG. Von letzterem hatte sich Landrätin Jutta Hartwieg gerade ein Dementi eingehandelt. Hatte Hartwieg Mitte März Informationen des LBEG doch so gedeutet, dass sämtliche Genehmigungsverfahren für das Aufsuchen von Kohlenwasserstoffen ausgesetzt würden, bis die Diskussion über eine gesetzliche Regelung im Bund über den Umgang mit Fracking abgeschlossen sei. Das Landesamt beeilte sich daraufhin mit der Klarstellung, dass selbstverständlich alle acht für Schleswig-Holstein laufenden Verfahren in diesem Frühjahr noch entschieden würden. Es liegt gar nicht in der Macht dieser Behörde, geltendes Bergbaurecht nicht anzuwenden und mit Verweis auf eventuelle Änderungen desselben in der Zukunft, Verfahren auf den Ablagestapel wandern zu lassen. PRD Energy wird den positiven oder negativen Bescheid für seinen Aufsuchungs-Antrag also demnächst bekommen - egal wie die Diskussion in der Politik läuft. Laut Björn Völlmar vom LBEG ist der Aufsuchungsantrag in der Prüfungsphase

Die Veranstaltung ist für alle Bürger frei zugänglich. Die Kreisverwaltung weist aber darauf hin, dass das Platzangebot im Sitzungssaal begrenzt ist.