Kaltenkirchens Bürgermeister verbietet Bilder.

Das erinnert stark an Zensur, wie sie in Deutschlands dunkelsten Zeiten ausgeübt wurde. Nun argumentiert der Bürgermeister, einige Bürgerinnen und Bürger könnten Anstoß an den Bildern Uwe Fossemers nehmen, weil sie Phallussymbole zeigen. Doch sind Kaltenkirchens Bürger wirklich so zart besaitet? Können sie, sollte ihnen nicht behagen, was dort im Rathaus an der Wand hängt, nicht einfach wegschauen? Obendrein ist die Ausstellung mit den Bildern des Itzstedter Künstlers für den dritten Stock im Rathaus geplant. Und nicht etwa fürs Erdgeschoss. Da muss man schon gezielt hingehen.

Darf Kaltenkirchens Bürgermeister seinen Bürgerinnen und Bürgern wirklich so wenig zutrauen? Weibliche und männliche Geschlechtsteile gibt es schließlich in vielen Zeitungen und Zeitschriften zu sehen, Geschlechtsverkehr wird zur besten Sendezeit im Fernsehen gezeigt. Wo also liegt das Problem, Herr Krause?

Wäre es nicht besser, auf die Mündigkeit des Bürgers zu bauen, statt wie ein Vormund die Ausstellung zu verbieten? Und: Die meisten Fossemer-Gemälde sind bereits aus den 70er- bis 90er-Jahren. Fallen wir heute wieder in die Prüderie zurück? Wird im Schlafzimmer wieder das Licht ausgemacht?

Schwerer aber wiegt die Einhaltung des Artikels 5 des Grundgesetzes: "Eine Zensur gibt es nicht." Und auch das Rathaus Kaltenkirchen ist ein öffentliches Gebäude. Also: Mut zu Uwe Fossemer!