Kaltenkirchens Bürgermeister Hanno Krause sagt eine Ausstellung im Rathaus mit provokanten Bildern des Künstlers Uwe Fossemer ab. Dabei hatte alles ganz entspannt angefangen.

Kaltenkirchen. Darf ein Bürgermeister im Rathaus der Stadt, die er vertritt, bestimmen, welche Bilder in einer Ausstellung gezeigt werden und welche nicht? Uwe Fossemer jedenfalls, Maler und Glaskünstler aus Itzstedt, ist erbost, dass Hanno Krause, Bürgermeister von Kaltenkirchen, die Ausstellung mit seiner Malerei nach der Durchsicht eines Werkbuches und Kataloges abgesagt hat.

Alles fing ganz entspannt an. Fossemer und Krause trafen sich am 22. Januar auf einer plattdeutschen Lesung, der Künstler stellte sich dem Bürgermeister als gebürtiger Kaltenkirchener, Maler und Glaskünstler vor. Krause, der ebenfalls malt, konnte sich gut eine Ausstellung mit den Glasmalereien Fossemers im Kaltenkirchener Rathaus vorstellen, die zum Advent realisiert werden soll, Fossemer brachte die Idee einer Malerei-Ausstellung für Mai ins Gespräch, Anlass könne sein 70. Geburtstag sein. Krause bat, einige Gemälde sehen zu dürfen, Fossemer schickte Katalog und Werkbuch, Krause sagte die Mai-Ausstellung ab.

"Nach eingehender Betrachtung Ihrer Werke bin ich zu der Einsicht gelangt, dass das Rathaus für die Ausstellung einiger Ihrer Exponate nicht der geeignete Ort ist", schrieb Krause. Er könne sich aber eine Werkschau im Bürgerhaus oder der Volkshochschule vorstellen und sei bei der Durchführung mit seiner Fachabteilung Bildung, Kultur und Sport auch gern behilflich. "Wir haben uns gut verstanden, und deshalb verstehe ich diese Reaktion gar nicht", sagt Fossemer enttäuscht.

Krause habe nur seine Werkbücher gesehen, er wisse noch nicht einmal, was er ausstellen wolle. "Das erinnert mich an Funktionärsgehabe der DDR", sagt Fossemer. "Wenn man den Faden weiter spinnt, kann der Bürgermeister auch aufs Wort Zensur ausüben", befürchtet Fossemer.

Der Künstler, der seine Arbeit auch stets als politische Äußerung versteht und mit seiner Malerei Stellung zum aktuellen Zeitgeschehen nimmt, fordert die Wahrung des Artikels 5 des Grundgesetzes: "Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten... Eine Zensur findet nicht statt."

Fossemers Bilder ecken nicht zum ersten Mal an. Doch eine Diskussion über Bilder ist für viele Maler, auch für Fossemer, eine Bestätigung, dass sie ihr Anliegen richtig in Bild gesetzt haben. Fossemers Bilder zeigen die Apokalypse der Umweltzerstörung durch Gifte wie Atommüll, sind eine Mahnung gegen rechten Terror und Krieg, eine Erinnerung an den Holocaust. Auch zur Machtausübung und zur Sexgier der Geschlechter nimmt er Stellung, und dann sind in seinen Bildern auch Phallussymbole wie ein Penis zu sehen.

Mittlerweile ist der Bilder-Streit auch Thema im Kaltenkirchener Hauptausschuss, der sich die Exponate des Anstoßes während seiner nächsten Sitzung im nicht öffentlichen Teil anschauen will. Eine Entscheidung über die Ausstellung kann der Ausschuss indes nicht fällen.

"Ich bin weder prüde noch gegen provozierende Kunst, doch ich muss als Bürgermeister entscheiden, ob ich den Besuchern des Rathauses diese Bilder zumuten darf", sagt Krause. Wer seinen Pass verlängern wolle, könne sich von den Bildern mit Phallussymbolen beeinträchtigt fühlen.

"So wie mir der Katalog vorliegt, sind viele Bilder mit dem Zweck eines Rathauses nicht vereinbar", sagt Krause. Als Hausherr trage er die Verantwortung für das, was im Rathaus geschieht, und das Rathaus sei nun mal kein Haus der Kunst. In einer neuerlichen Diskussion seien seine Fachabteilung und er am Montagmorgen zu dem gleichen Ergebnis gekommen. "Ich habe die Möglichkeit, zu entscheiden, was hier gezeigt wird, denn ich trage auch die Verantwortung", sagte Krause. Gleichwohl würde ihm die Entscheidung nicht leicht fallen.

"Mich stimmt dieses Verhalten des Bürgermeisters sehr bedenklich", sagt Fossemer und regt eine öffentliche Podiumsdiskussion mit Krause und sich über das Thema an. Eine Chance für die Ausstellung im Mai gibt es noch: Heute treffen sich Künstler und Bürgermeister noch einmal zu einem Gespräch. Wir werden berichten.