In den Restmülltonnen stecken überwiegend Papier, Glas sowie Küchen- und Gartenbafälle. Stadt will gegensteuern. Technische Universität Hamburg-Harburg hatte untersucht, was in Hausmüllgefäßen landet.

Norderstedt. Das meiste, was die Norderstedter in den Hausmüll werfen, gehört da nicht hinein. Nur gut ein Viertel des Inhalts in den schwarzen Tonnen ist echter Restmüll, Der Rest verteilt sich auf Wertstoffe wie Glas und Papier, Küchen- und Gartenabfälle. Das ergibt die Analyse des Norderstedter Hausmülls. Mitarbeiter des städtischen Betriebsamtes haben die Ergebnisse den Politikern im Umweltausschuss vorgestellt.

Studierende und Mitarbeiter der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) hatten untersucht, wie sich zusammensetzt, was Mieter und Grundeigentümer in die Hausmüllgefäße schmeißen (wir berichteten). An vier Tagen durchwühlten die Mülldetektive auf dem Gelände des Betriebshofes an der Friedrich-Ebert-Straße gut fünf Tonnen Müll, um repräsentative Daten zu bekommen. Ein totes Kaninchen, Einmalspritzen, Blasenkatheter, Marmeladengläser, Windeln, Katzenstreu, ein Pokal und Schmuck förderten die Kontrolleure zu Tage, wobei. Hygieneartikel, eine kaputte Tasse oder eine eingetrocknete Uhu-Tube durchaus im Restmüll landen dürfen.

Anlass für die Müll-Analyse ist das neue Kreislaufwirtschaftsgesetz, das im Sommer 2012 in Kraft getreten ist und die Wiederverwertung noch stärker in den Vordergrund rücken soll. Der Gesetzgeber schreibt vor, dass Bioabfälle, Papier, Metall Kunststoffe und Glas getrennt gesammelt und wiederverwertet werden sollen. Die Städte und Gemeinden haben bis zum 1. Januar 2015 Zeit, die Auflagen zu erfüllen. Die Norderstedter trennen schon seit Jahren Pappe, Papier, Glas und Wertstoffe mit dem grünen Punkt.

Doch wo gehört das Quietscheentchen hin, wenn es seinen Dienst in der Badewanne beendet und in Rente geht? "Für solche Kunststoffe müssen wir innerhalb der gesetzlichen Frist eine Lösung finden", sagt Martin Sandhof, Leiter des städtischen Betriebsamtes. Die Stadt verhandelt gerade und möchte sich wegen der laufenden Verhandlungen nicht näher dazu äußern. Auch Rasierer, Föns, Mixer und andere elektronische Kleingeräte sollen und dürfen künftig nicht mehr im Hausmüll landen. Auch sie sollen getrennt gesammelt werden, möglicherweise in weiteren Containern auf den Recyclingplätzen in der Stadt.

Außerdem schreibt das neue Abfallwirtschaftsgesetz vor, dass bis zum 1. Januar 2020 mindestens 65 Prozent der Siedlungsabfälle wiederverwertet werden müssen. "Damit ist der Restmüll gemeint", sagt Sandhof, der Abfall also, den die Mülldetektive der TUHH unter die Lupe genommen und fein säuberlich sortiert haben. "Das Ergebnis ist schlechter als ich erwartet habe", sagt Sandhof, der damit gerechnet hatte, dass rund die Hälfte in der Hausmülltonne auch Hausmüll ist. Allerdings sei das Ergebnis nicht schlechter als in vielen andern Städten und Gemeinden.

Besonders erschreckend sei aber: Mehr als 40 Prozent sind Küchen- und Bioabfälle. Dabei schmeißen ausgerechnet die Hausbesitzer, die eine Biotonne haben, die meisten Grünabfälle in den Restmüll. "Es könnte sein, dass diese Gruppe die Biotonne nur für Gartenabfälle nutzt und Küchenabfälle im Hausmüll entsorgt", sagt Sandhof. Kaum umweltbewusster verhalten sich die Hauseigentümer, die keine Biotonne nutzen, weil sie ihre organischen Abfälle kompostieren. Auch bei ihnen machen Essensreste, Laub und Rasenschnitt noch 40 Prozent des Inhaltes in den Restmüllgefäßen aus. Damit bestätigt die Analyse des Norderstedter Hausmülls, was die TUHH-Kontrolleure auch schon im restlichen Gebiet des Kreises Segeberg ermittelt hatten: Hier lag die Quote des Bioabfalls bei 28 Prozent und damit deutlich unter dem Wert in Norderstedt.

"Da müssen wir ran, über das Gebührensystem Anreize schaffen, damit der Bio-Müll auch da landet, wo er hingehört", sagt Sandhof. Das Betriebsamt werde in der nächsten Zeit Vorschläge erarbeiten. Überprüft werden müsse zudem, ob diejenigen, die nach ihren eigenen Angaben selbst kompostieren, auch tatsächlich einen Komposthaufen im Garten haben.

Am wenigsten "echten" Restmüll haben die Mülldetektive in den 1100-Liter-Containern der Mietwohnungen gefunden. Gerade mal 14,8 Prozent betrug der Anteil des Hausmülls. Dafür schmeißen die Mieter in den Wohnblocks und Hochhäusern überdurchschnittlich viele Wertstoffe in die Sammelcontainer. Papier, Glas und Kunststoffe machen 42,8 Prozent des Behälterinhalts aus. Das kann, so Sandhof, daran liegen, dass die Stadt die Zahl der Recycling-Plätze reduziert hat, nachdem sie die Papiertonne eingeführt hatte. Anstatt alte Zeitungen und Kartons zum nächsten Papiercontainer zu bringen, wähle so mancher Mieter die bequemere Variante und schmeiße die Wertstoffe, mit denen die Stadt übrigens viel Geld verdient, in die großen Hausmüllsammler. Das Betriebsamt will die Wohnungsgesellschaften mit ins Boot holen, um die Trennquote zu erhöhen.