Die Mitglieder der Freundeskreise Maurepas, Usedom, Wierzchowo und Waterlooville pflegen die Partnerschaften. Waterlooville ist die vierte Partnerstadt der Gemeinde Henstedt-Ulzburg.

Henstedt-Ulzburg. "Herzlich willkommen", sagte Joachim Süme und überreichte dem Ehrengast einen Blumenstrauß. Karen Tickner lächelte und bedankte sich. Die Engländerin ist das 60. Mitglied beim Freundeskreis Waterlooville.

"54 unserer Mitglieder, alle aus Henstedt-Ulzburg, haben englische Wurzeln", erläuterte Vorsitzender Joachim Süme. "Unsere Zielsetzung besteht in der Pflege der Partnerschaft und der englischen Kultur."

Davon möchte Karen Tickner profitieren. Geboren in Edgware nahe London, entschied sie sich mit 19 Jahren für einen Arbeitsplatz in Hamburg. Sie lebte acht Jahre in Norderstedt und wohnt seit 20 Jahren in Henstedt-Ulzburg. "Es ist schwer, Freunde zu finden, aber das wird sich gewiss ändern", hofft sie.

Waterlooville ist nach Maurepas, Usedom und Wierzchowo die vierte Partnerstadt der Gemeinde Henstedt-Ulzburg. "Wir haben den Anfang gemacht", sagt Wolfgang Kötz, Vorsitzender des Freundeskreises Maurepas. Er freut sich schon auf den 6. Europatag der Partnerstädte, der 2014 von Maurepas ausgerichtet wird. Zwar hatten Bundeskanzler Konrad Adenauer und Frankreichs Staatschef Charles de Gaulle bereits im Jahr 1963 bei der Unterzeichnung des Elysee-Vertrages Versöhnung zwischen den ehemaligen Kriegsgegnern signalisiert, doch 20 Jahre später waren Franzosen und Deutsche keinesfalls schon dicke Freunde. "Es gab jedoch keine Ressentiments", erinnert sich Kötz.

Die französischen Freude kommen für vier Tage nach Henstedt-Ulzburg

Ziel sei es, das europäische Gedankengut im Rahmen der Völkergemeinschaft zu fördern und zu festigen und das gegenseitige Kennenlernen durch regelmäßige Besuche besonders der jungen Menschen hüben und drüben zu praktizieren. Anfang Mai ist es wieder soweit. "Unsere französischen Freunde kommen für vier Tage nach Henstedt-Ulzburg", sagt Wolfgang Kötz. "Seine" Franzosen, die mehrfach zu Gast bei ihm waren, kennt er seit 25 Jahren.

Unvergessen bleibt eine Ferienreise in die Normandie. "Meine Frau, die beiden Kinder und ich waren Gäste bei ihnen. In der im Krieg zerstörten Stadt Caen besichtigten wir das Memorial Museum. Mein französischer Freund und ich waren sehr berührt. Es herrschte eine eigenartige emotionale Stimmung. Mein Sohn, der damals 13 Jahre alt war, umarmte mich, mein Gastgeber und ich wischten die Tränen aus den Augen. Wir waren uns einig: Wie hatte es je zu der Aussage 'Die Franzosen sind die Erzfeinde Deutschlands' kommen können."

Tränen flossen auch in Zeiten des Mauerfalls und der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten. "Unsere Gemeinde wollte so schnell wie möglich eine Partnerschaft mit einer Stadt in der ehemaligen DDR aufbauen", sagt Horst Löhr, Vorsitzender des Freundeskreises Usedom. Was lag näher, als Volker Dornquast zu fragen, ob er diese Aufgabe übernehmen wollte. Der damalige Bürgermeister war bereit. Seine Geburtsstadt Greifswald kam nicht infrage, die war schon mit Osnabrück eine Partnerschaft eingegangen. Sehr nahe kamen sich die Menschen aus Ost und West damals nicht. "Nach der Wende war klar, dass wir helfen mussten", sagt Dornquast. "Was wollten wir? Eine Partnerstadt gleich hinter der Grenze oder an einem Ort, in dem wir noch in zehn, zwanzig Jahren Urlaub machen würden? Da kam nur die Ostseeküste infrage. So sind wir in Usedom gelandet."

Die Beziehungen zu Wierzchowo gestalten sich ein wenig schwierig

Volker Dornquast erzählt eine seiner Lieblingsgeschichten: "Eines Tages standen zwei uralte DDR-Holzwohnwagen vom ehemaligen VEB Bauhof vor dem Rathaus. Fünfzehn Männer aus Usedom saßen drin. Wir seien jetzt ihre Partnergemeinde, sie bräuchten Arbeit", riefen sie. Ihr Wunsch erfüllte sich, sie bauten, von einer Firma beauftragt, die Personalprobleme hatte, an der heutigen Usedomer Straße einen Lärmschutzwall. Sie leisteten gute Arbeit und wurden ordentlich bezahlt."

Aus diesem "Antrittsbesuch" und ersten Besuchen jenseits der ehemaligen Grenze haben sich Freundschaften entwickelt. Vor einigen Tagen kehrte Horst Löhr aus Usedom zurück. Die 32 Mitglieder des dortigen Freundeskreises wählten einen neuen Vorstand, es ging auch um die Planungen für das am Tag der Deutschen Einheit anstehende Partnerschaftstreffen. Horst Löhr hatte frohe Kunde im Gepäck: Eine Gruppe Jugendlicher fährt im Sommerferien mit Fahrrädern und der Bundesbahn auf die Insel. Dort veranstaltet Grün-Weiß Usedom ein Fußballturnier.

Nicht ganz so problemlos gestalten sich die Beziehungen zu Wierzchowo. Es gibt dort keinen Freundeskreis, alles läuft über offizielle Stellen. "Hilfreich ist der Kontakt zur Caritas, die dafür sorgt, dass Spenden und Pakete an die richtige Adresse kommen", sagt Horst Oswald, seit Jahren einer der Überbringer der guten Gaben. "Wir haben uns aber nie als die reichen Onkel aus dem Westen gesehen."

Das bestätigt Siegfried Ramcke, Vorsitzender des Freundeskreises Wierzchowo: "Wir erhalten eine Liste mit dringend benötigten Sachen, die von der Caritas verteilt werden."

Eine Familie, die in Not geraten ist, bekommt eine neue Küche

Schnell hat er vor einigen Wochen reagiert, als die Nachricht kam, eine Familie sei wegen eines Wohnungsbrandes in Not geraten. "Wir bringen ihr Ende April oder Anfang Juni eine Einbauküche", kündigte Ramcke an.

Die Kontakte zu den Menschen, die seit Kriegsende in den ehemaligen Ostgebieten leben, sind ständig gewachsen. "Das wird sich beim Treffen 'Zehn Jahre Partnerschaft', bei der Teilnahme im Herbst am Erntedankfest in Wierzchowo und bei der Weihnachtsspendenfahrt wieder zeigen", so Ramcke.

Joachim Süme, der frühere Bürgervorsteher von Henstedt-Ulzburg, bringt Sinn und Zweck der Partnerschaften auf den Punkt: "Wir wollen eine Brücke für Europa schlagen und die Jugend aus Frankreich, England und Polen einander näher bringen."

Am kommenden Montag stellen wir den Fotoclub Norderstedt vor. Alle bisherigen Folgen unserer Serie "Mein Verein..." finden Sie auch im Internet. abendblatt.de/themen/meinvereinnorderstedt/