In der Norderstedter Kirchengemeinde sind neue Pastoren tätig, die viele Ideen umsetzen wollen

Norderstedt. Die vergangenen zwei Jahre waren nicht leicht in der Kirchengemeinde Harksheide. Doch Christian Wollmann hat davon nichts mitbekommen. Der neue Pastor hat erst vor gut einer Woche mit seiner Familie das Pastorat im Albert-Schweitzer-Haus bezogen und will seinen Dienst möglichst unbelastet von den Problemen der Vergangenheit antreten. Dass er bis kurz vor Ostern mit dem Einzug ins Pastorat warten musste, hat mit einer der vielen Baustellen in der Kirchengemeinde zu tun. Denn es gibt hier solche im übertragenen Sinne wie auch handfeste. Das Pastorat wurde saniert, eine Kellerwand musste isoliert und Teile der Drainage erneuert werden.

In der Kirchengemeinde Harksheide gibt es weiteren Reparaturbedarf. Seit knapp einem Jahr, seit dem Weggang von Pastorin Christina Duncker, ist die Gemeinde ohne reguläre Leitung. Sie war bis März 2012 Vorsitzende des Kirchenvorstandes, niemand wollte ihr an der Spitze der Gemeinde folgen. Zudem gab es einige Rücktritte von Ehrenamtlichen, für die kein Ersatz gefunden wurde. Der zuständige Kirchenkreisvorstand Hamburg-West/Südholstein beschloss deshalb, ein Beauftragtengremium für die Leitung der Gemeinde einzusetzen, an dessen Spitze nun Propst Karl-Heinrich Melzer steht. Zudem gehören ihm die Pastoren, drei Vertreter des Kirchenkreises und drei Ehrenamtliche aus Harksheide an.

Bei der Lösung der vielfältigen Probleme mussten die Beauftragten nicht bei null anfangen, erläutert Melzer. "Das Kirchencafé am Falkenberg hat einen guten Übergang in die Diakonie gefunden." Das Café hatte ein tiefes Loch in den Haushalt der Kirchengemeinde gerissen, nun unterstützt sie es noch mit etwa 6000 Euro im Jahr und dem Verzicht auf eine Miete.

Vielen in der Gemeinde fällt es schwer, sich von der Jugendarbeit zu lösen

Auch ein weiterer Diskussionspunkt in der Kirchengemeinde befindet sich nach Melzers Worten auf dem Weg zu einem guten Abschluss. Die Kinder- und Jugendarbeit mit Teestube, Bauspielplatz und Spielmobil wird in Kürze von der Stadt übernommen (das Abendblatt berichtete). Es falle vielen in der Gemeinde emotional schwer, sich davon zu lösen, so der Propst. Lange habe sie schließlich gut funktioniert, aber die Veränderung der Schullandschaft mache den Wechsel nötig.

Außerdem gab es in den vergangenen zwei Jahren einen kompletten Umbruch im Pastorenteam. Insbesondere der Weggang von Gunnar Urbach nach mehr als 30 Jahren an der Falkenbergkirche war schmerzhaft, zumal seine Nachfolgerin Antje Mell nach Kirchenkreisbeschluss nur noch eine halbe Pfarrstelle besetzt. Aktuell arbeitet sie zwar Vollzeit, im Sommer soll sich das aber ändern. Sie hofft, dann auch Zeit für ein Projekt zu haben, das ihr besonders am Herzen liegt: Ein Trauercafé, in dem sich Trauende mit Gleichgesinnten treffen können und nicht allein gelassen werden.

Neben Pastorin Mell wirkt seit Februar Christian Wollmann in der Gemeinde, als dritter im Bunde ist seit einem Jahr Vertretungspastor Ingmar Krüger in Harksheide. Noch in diesem Jahr soll wieder ein regulärer Kollege seinen Dienst antreten - wenn sich Wollmann eingearbeitet und gründlich umgesehen hat. Zuletzt war der 35-Jährige Vikar in Hamburg-Winterhude, davor arbeitete drei Jahre als Dozent für Christentum in China. Die Ökumene auch mit anderen Religionen, das Thema Kultur und Christentum sowie die Arbeit mit Eltern und Kindern sind seine Schwerpunkte. Er habe viele Ideen, wolle aber zuerst sehen, was in der Gemeinde gebraucht und angefordert werde.

Das Albert-Schweitzer-Haus stand bisher nicht so sehr im Rampenlicht

Wollmanns erster Eindruck ist, dass die 2007 fusionierte Gemeinde Harksheide immer noch aus zwei Teilen besteht. Das sei schon aufgrund der Größe kein Wunder, meint Kollege Ingmar Krüger. Auch deshalb ist es seiner Ansicht nach wichtig, dass sich die drei Pastoren als Team verstünden - unabhängig vom Standort. Das Problem sei auch, dass es am Falkenberg ein großes Zentrum gegeben habe - mit einigem Spektakel. "Am Albert-Schweitzer-Haus war auch viel los, aber es stand nicht so im Rampenlicht", sagt Krüger. "Da hat es vielleicht das Gefühl gegeben, wir fallen hinten über." Dabei haben beide Standorte ihre Stärken und Schwächen, die es herauszuarbeiten gelte. Ein Fest mit den vielen Ehrenamtlichen der Gemeinde wie im Januar könne beispielsweise nur am Schulweg stattfinden.

Bis die Ehrenamtlichen auch wieder stärker in die Leitung der Gemeinde einbezogen werden, wird noch gewartet. Erst soll die dritte Pfarrstelle wieder besetzt werden. "Ich habe das Gefühl, dass sich bis dahin nur wenige für die Wahl aufstellen lassen würden", sagt Melzer. Das Beauftragtengremium soll dann wieder durch einen regulären Kirchengemeinderat ersetzt werden, der dann gewählt und bis 2016 im Amt sein werde. Er wird dann noch Schulden übernehmen, so viel ist klar. Aber schon 2012 hatte die Kirchengemeinde so gut wie einen ausgeglichen Haushalt. Propst Melzer ist optimistisch: "Die Schulden werden in den kommenden Jahren abgezahlt, und dann sind wir wieder voll handlungsfähig."