Die 19-jährige Karla Uhlig absolviert ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr im Norderstedter Weltladen

Norderstedt. Wer den Norderstedter Weltladen an der Rathausallee 44 betritt, der wird seit Kurzem von einer neuen jungen Mitarbeiterin freundlich begrüßt: Die Hamburgerin Karla Uhlig absolviert in dem "Fachgeschäft" für fair gehandelte Produkte seit Mitte Januar ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ). Die 19-Jährige ist Angestellte des Vereins Eine Welt für alle. "Mit ihrer fröhlichen Art bringt sie frischen Wind in den Laden", sagt Vereinsvorsitzender Franz Maletzke. Bis Ende Juli dieses Jahres wird sie noch im Weltladen mitmischen.

"Die Idee, ein FÖJ zu machen, kam mir ziemlich spontan", sagt Karla. Im Sommer des vergangenen Jahres war sie nach Garmisch-Patenkirchen gezogen, in ihre erste eigene kleine Wohnung, um dort eine Ausbildung zur Hotelkauffrau zu beginnen. Aus gesundheitlichen Gründen beschloss sie dann aber nach einem halben Jahr, ihre Ausbildung abzubrechen und zurück nach Hamburg zu ziehen. "Jetzt lebe ich wieder mit meinen Eltern zusammen. Das ist ganz schön ungewohnt", sagt die Hanseatin.

Die 19-jährige Hamburgerin will einmal Lehrerin werden

Ab Oktober möchte Karla an der Uni Hamburg Biologie und Philosophie auf Lehramt studieren. Bis es so weit ist, wollte sie ihre Zeit aber nicht einfach so verstreichen lassen. Ihre Mutter brachte sie schließlich auf die Idee mit dem Freiwilligen Ökologischen Jahr. "Ich bin überzeugte Vegetarierin und kaufe schon immer sehr bewusst ein. Wenn ich im Supermarkt beispielsweise vor den Tomaten stehe, schaue ich mir die Produktionsorte an. Die Tomaten aus Spanien sind vielleicht günstiger als unsere deutschen, aber dafür haben sie einen langen Transportweg hinter sich. Da entscheide ich mich lieber für die Tomaten aus dem eigenen Land", sagt die 19-Jährige, die Mitglied im World Wide Fund For Nature (WWF) ist. Ihre Einstellung zum nachhaltigen Umgang mit Ressourcen und ihr Sinn für Gerechtigkeit haben sie nach ihren eigenen Worten zum FÖJ gebracht.

Der Weltladen in der Nähe des Rathauses verfügt über die einzige FÖJ-Einsatzstelle in Norderstedt. Im Jahr 2006 wurde der Weltladen vom Land Schleswig-Holstein als außerschulischer Lernort und als Bildungspartner für nachhaltige Entwicklung zertifiziert. Karla war im Internet auf den Norderstedter Weltladen gestoßen und hatte sich im Dezember dann spontan beworben.

Für einen Kindergarten organisiert Karla ein Fair-Trade-Frühstück

Nach einem Bewerbungsgespräch stand fest, dass Karla genau die Richtige für die Stelle ist - auch wenn sie wegen ihrer abgebrochenen Ausbildung und ihres Studiums ab Oktober dem Weltladen kein ganzes Jahr zur Verfügung steht. "Das ist genau mein Ding", strahlt sie. Ihr Arbeitstag beginnt um 9.30 Uhr und endet um 18 Uhr. Gegen 19.30 Uhr ist sie dann zu Hause.

Ihre Aufgaben sind vielfältig und setzen selbstständiges Arbeiten voraus. Wenn sie die Erste im Laden ist, dann bereitet sie alles vor. Stellt das Schild raus, schaltet die Lichter an und kocht Kaffee. Später dann widmet sie sich ihren verschiedenen Projekten. Unter anderem bildet sie ehrenamtliche Mitarbeiter des Weltladens weiter, indem sie ihnen alles Wissenswerte über bestimmte Teesorten erläutert. Momentan ist sie damit beschäftigt, ein Fair-Trade-Frühstück - ein Frühstück, das aus fair gehandelten Produkten besteht - für einen Kindergarten zu organisieren. Zu ihren täglichen Aufgaben gehört es, Menschen unterschiedlichster Altersgruppen über fairen Handel und Nachhaltigkeit aufzuklären. Das übt, will sie doch Lehrerin werden.

Manchmal geht sie auch mit zum Großhandel. Sie sucht Produkte wie fair gehandelten Schmuck und Tücher aus. Selber trägt sie Ringe, Armreifen und einen Schal aus dem Laden. Karla hat aber auch schon an der Kasse im Weltladen gestanden.

Mittwochs ist der Weltladen geschlossen, doch Karla ist trotzdem vor Ort, um ihre Zeit dann ganz ihren Projekten widmen zu können. Während ihres FÖJ wird sie zusammen mit anderen Freiwilligen mehrere Seminare besuchen, bei denen unterschiedliche Themen wie etwa "Landwirtschaft und Ernährung in Verbindung mit Politik" diskutiert werden. Karla hat auch die Aufgabe übernommen, die FÖJ-Abschlussfahrt nach Sylt zu organisieren.

Ihr Fazit nach zwei Monaten als FÖJlerin im Weltladen: "Es macht großen Spaß, vor allem, weil man täglich etwas dazu lernt" sagt Karla, die selbst noch in keinem Land, dessen Produkte im Weltladen verkauft werden, war. Für sie steht aber jetzt schon fest: "Ich möchte unbedingt einmal nach Indien."