Im Kreis Segeberg hatten die Schüler schneefrei. Fast alle Schüler blieben auch zu Hause, nur Abiturienten schrieben ihre Klausuren.

Kreis Segeberg. Ein ungewohntes Bild: Mitten am Vormittag, wenn sie normalerweise Mathe und Rechtschreibung lernen, sausten die Grundschüler auf Holzschlitten und blauen Plastiksäcken den kleinen Hügel hinunter. Der Unterricht fiel aus. Am Montag um 4 Uhr ist im Kieler Ministerium für Bildung und Wissenschaft die Entscheidung gefallen: Schulfrei in den Kreisen Segeberg, Plön und Ostholstein.

"Wir haben uns mit dem Lagezentrum der Polizei beraten und als Schulaufsicht diese Entscheidung getroffen", sagte Ministeriumssprecher Thomas Schunck. Warum ausgerechnet der Kreis Segeberg, der keinesfalls ländlicher strukturiert ist als zum Beispiel der Kreis Dithmarschen, wo die Schüler am Montag den Weg zu den Schulen antreten mussten? Man habe gemeinsam die Gefahren abgewägt, wobei der Gedanke der Fürsorge entscheidend gewesen sei.

Das bedeutet: Vor allem in den ländlichen Bereichen des Kreises Segeberg konnte die Schülerbeförderung nicht sichergestellt werden. In Norderstedt und den anderen größeren Orten im Kreis allerdings wäre die Schülerbeförderung nicht das zentrale Problem gewesen, zumal die meisten Schüler den Schulweg ohnehin zu Fuß bewältigen. "Es ist aber schwierig, den Unterricht nur in Teilen des Kreises abzusagen und in anderen laufen zu lassen", sagt Segebergs Schulrätin Marianne Böttcher, die von der Entscheidung der Kieler Schulaufsicht sofort informiert worden war. "Das würde zu Irritationen führen."

Über die Leitstelle der Polizei wurden die Informationen an die Medien gegeben, zeitgleich wurden sie auf der Internetseite des Ministeriums veröffentlicht. Aber auch in allen anderen Kreisen und kreisfreien Städten Schleswig-Holsteins müssen die Schüler bei starkem Schneefalls nicht zwangsweise in die Schule geschickt werden. Ministeriumssprecher Thomas Schunck: "Je nach Wetterlage können die Eltern selbst darüber entscheiden."

Zusätzliche Probleme bereitete den Verantwortlichen die ersten Abiturklausuren, die am Montag in einigen Gymnasien geschrieben werden mussten. Hier gilt nach Angaben des Ministeriums für Bildung und Wissenschaft die Regel: Alle Schulen können selbst festlegen, ob geschrieben werden muss oder nicht. Aber auch die Schüler können sich entscheiden: Wer nicht zur Schule gegangen ist, hat keine Sanktionen zu erwarten und kann die Klausur nachholen. Mit dem zentralen Abi-Klausuren in den Hauptfächern wird landesweit allerdings erst am Mittwoch begonnen, am Montag wurden die ersten Klausuren in den Nebenfächern geschrieben.

Und da war der Festsaal am Falkenberg gut gefüllt. Dort saßen die Abiturienten des Gymnasiums Harksheide über ihren Abi-Aufgaben. Sonst aber war die Norderstedter Schule schülerfrei. Und auch nicht alle Lehrer hatten den Weg zu ihrem Arbeitsplatz angetreten. Zwar gibt es offiziell die Pflicht, dass die Pädagogen in ihre Schulen kommen müssen, aber: "Denjenigen, die ich nicht für die Aufsicht während der Abi-Klausuren brauchte, und die beispielsweise aus Kiel kommen oder ähnlich lange Anfahrtswege haben, habe ich gesagt, dass sie zu Hause bleiben können", sagte Schulleiter Gerhard Frische.

Noch leerer war das Lessing-Gymnasium. Dort beginnt das Abitur erst am Mittwoch. "Die Telefonkette als Infoquelle haben wir vor Jahren abgeschafft. Die meisten Schüler und Eltern hören Radio oder informieren sich auf der Homepage des Bildungsministeriums", sagte Schulleiterin Annette Leopold. "Viele Eltern wollten wohl ganz sicher gehen und haben bei uns angerufen", sagte Rainer Krenz, Leiter der Regionalschule Friedrichsgabe, der sein Zimmer nur wenige Meter weiter im Schulzentrum Nord hat. Mindestens 250 Anrufern habe er sagen müssen, dass der Unterricht tatsächlich ausfällt.

Studentin Sonja Aslan beaufsichtigte an der Grundschule Heidberg ein Dutzend Jungen und Mädchen, das trotz des Unterrichtsausfalls in die Schule gekommen war. "Bei den meisten von ihnen sind die Eltern berufstätig und konnten keine andere Betreuung organisieren", sagte Christel Rohgalf, Leiterin der Schule. Die Grundschüler malten oder erledigten Hausaufgaben. Einige hatten auch zusammen mit Kita-Kindern Spaß auf dem Hügel nahe der Schule, den sie in einen Rodelberg umfunktioniert hatten.

Die Lehrer nutzen die Zeit für Konferenzen und Arbeiten, die sie im oft hektischen Schulalltag nicht erledigen können. "Ich habe mal richtig aufgeräumt", sagte Greta Gerboth, Lehrerin an der Grundschule Heidberg, als sie mit einem Koffer und leeren Kaffeebechern aus einem Klassenraum kam.

Bei Redaktionsschluss stand noch nicht fest, ob der Unterricht auch am heutigen Dienstag ausfällt. Informieren können sich Eltern und Schüler rund um die Uhr unter der Winter-Hotline 0800/182 72 71.