Die CDU hält an Elisabeth von Bressensdorf als stellvertretender Bürgermeisterin fest. Aber: Bürgervorsteher soll ein Unbekannter werden.

Henstedt-Ulzburg . An der stellvertretenden Bürgermeisterin wird festgehalten, aber ein Unbekannter soll Bürgervorsteher werden. Das ist das überraschende Ergebnis der Kandidatennominierung für die Kommunalwahl der örtlichen CDU. Die stärkste Fraktion in der Gemeindevertretung hat die Mannschaft erheblich verjüngt, aber zahlreiche bekannte Namen tauchen unter den Kandidaten wieder auf.

Uwe Schmidt ist erst in diesem Jahr in die CDU eingetreten. Seine kommunalpolitischen Erfahrungen beschränken sich bis jetzt auf den Besuch von Ausschuss- und Gemeindevertretersitzungen. Trotzdem präsentiert der CDU-Ortsverband ihn als Spitzenkandidaten. Der 64 Jahre alte Rentner, der früher Geschäftsführer eines Hamburger Versandhandels war, steht vor den gestandenen Kommunalpolitikern auf der Kandidatenliste - und damit wird deutlich gemacht, dass er Bürgervorsteher werden soll, falls die CDU bei der Kommunalwahl am 26. Mai die stärkste Fraktion im Gemeinderat wird.

Ein gewagter Schritt? Michael Meschede winkt ab. "Wir haben ihn in der Fraktion und im Vorstand erlebt", sagt der CDU-Vorsitzende. "Er ist der richtige Mann, die Chemie stimmt." Auch andere Kriterien hätten bei der Wahl eine Rolle gespielt: "Es muss ja auch eine Person sein, die Zeit hat, den Posten des Bürgervorstehers auszufüllen."

Uwe Schmidt, Vater von drei Kindern, weiß, dass er unter Umständen ins "kühle Wasser" springen muss. "Ich würde das Amt aber so ausüben, dass die Bürger zufrieden sind." Ob er tatsächlich Bürgervorsteher wird, steht ohnehin erst nach der Wahl fest. Klar aber ist, dass er als Spitzenkandidat in der nächsten Legislaturperiode Gemeindevertreter wird. Schmidt, der seit 1990 im Ortsteil Rhen wohnt, ist auf dem klassischen Weg über Probleme in der Nachbarschaft zur Gemeindepolitik gekommen: Er hat sich über den Zustand der Wilstedter Straße und über die vorgesehenen Hochhäuser auf dem Wagenhuber-Gelände geärgert und dann beschlossen, im Ort ein Wörtchen mitzureden.

Die Kandidatenliste der CDU lässt aber auch andere Aussagen zu. Die Fraktionsspitze ist, bis auf eine Ausnahme, eng zusammen in der Spitzengruppe: Folker Brocks, 47, Margitta Neumann, 58, und Dietmar Kahle, 50, belegen die nächsten Plätze - sie werden wahrscheinlich wieder die Fraktionsspitze stellen.

Zur jetzigen Fraktionsführung gehört auch Elisabeth von Bressensdorf, 69, - sie steht, nach Sven Oldag, 51, aber erst auf Platz sechs der Liste. Daraus kann gefolgert werden: Sie wird vermutlich nicht wieder zur Führung der Fraktion gehören, soll aber wieder als stellvertretende Bürgermeisterin kandidieren. "Sie hat unser vollstes Vertrauen", sagt Michael Meschede. Über einige Dinge aus der Zeit ihrer Amtsführung im Rathaus sei man auch in der CDU "nicht amüsiert" gewesen, insgesamt aber habe sie Ruhe ins Rathaus gebracht und es mache wenig Sinn, jetzt eine andere Person dort hineinzubringen. Fraktionsvorsitzender Folker Brocks verteidigt seine Fraktionskollegin: Eine Ehrenamtlerin könne als stellvertretende Bürgermeisterin nicht gestaltend wirken. Das sei Aufgabe der Politik. "Als Stellvertreterin muss sie dafür sorgen, dass die Verwaltung funktioniert und das hat geklappt."

Mit Leo Schäfer, 23, Timo Scholle, 32,, Marco Mutz, 28, und Thomas Matthis, 44, stehen jüngere Neueinsteiger auf aussichtsreichen Listenplätzen, aber auch gestandene Kommunalpolitiker wie Gudrun Hohn, 66, Jens Müller, 69, und Hans-Georg Gülk, 68, sind wieder dabei. Vorsitzender Michael Meschede ist froh über die Entwicklung im Ortsverein, der zurzeit rund 200 Mitglieder hat. "Alleine in den letzten Wochen haben wir sechs neue Mitglieder unter 40 Jahren hinzubekommen."

Insgesamt habe er im Ortsverband eine "Aufbruchsstimmung" festgestellt, was auch während der Mitgliederversammlung am Donnerstag deutlich geworden sei.