Die Baufirmen bereiten sich auf den sechsspurigen Ausbau der Autobahn 7 vor und untersuchen den Zustand der Fahrbahnen.

Kreis Segeberg . Als Frank Niedergesäß den Bohrer aus der Fahrbahn zieht, fallen ihm die Brocken entgegen. Mehr als 40 Jahre und Millionen Fahrzeuge haben der Autobahn 7 zugesetzt. Der Asphalt ist hin. Sorgfältig verpackt Niedergesäß sämtliche Krümel in einen Plastikeimer und beschriftet ihn mit Ort und Zeit. Der Brandenburger und seine Kollegen gehören zu mehreren Teams, die seit Januar zwischen Hamburg-Niendorf und dem Bordesholmer Dreieck der A 7 auf den Grund gehen.

Ihre Auftraggeber sind vier Baukonzerne, die sich um den Ausbau der Autobahn bewerben. Bevor die Firmen jedoch ihre Gebote abgeben, müssen sie wissen, wie tragfähig der Boden sein wird, ob ein Teil der unteren Tragschicht noch nutzbar ist und ob der Beton in den Autobahnbrücken bröselt. Ohne diese Daten sind die Kosten für die anfallenden Bauarbeiten kaum zu ermitteln.

2014 sollen die Bauarbeiten beginnen, die rund 250 Millionen Euro kosten werden. Statt auf vier wird die A 7 auf sechs Spuren befahrbar sein. Für die Kosten wird jedoch nicht der Bund aufkommen. Ein privater Bauträger übernimmt sämtliche Investitionen inklusive Unterhalt und aller Reparaturen in den 30 Jahren nach der Wiedereröffnung. Dafür darf sich die Firma über sämtliche Lkw-Mauteinnahmen auf dem 70 Kilometer langen Abschnitt freuen. Vorbild ist die Autobahn 1 zwischen Hamburg und Bremen, die von einer Baufirma auf sechs Spuren erweitert und im vergangenen Jahr freigegeben wurde.

"Sie hat ein stolzes Alter", sagt Bauingenieur Christian Rohde über die Autobahn 7. Gemessen daran sei die Autobahn noch relativ gut in Schuss. Gebaut wurde die Route zu Beginn der 70er-Jahre als leistungsfähige Fernverbindung nach Dänemark und Kiel. Zu den olympischen Segelwettbewerben 1972 in Kiel war die Straße fertig.

Bereits damals hatten die Planer einen späteren Ausbau auf sechs Spuren berücksichtigt. Die A 7 sollte Norddeutschland mit den geplanten Großflughafen Kaltenkirchen verbinden, der allerdings nie gebaut wurde. Noch heute ist an der Konstruktion der älteren Autobahnüberführungen zu erkennen, dass die Planer schon damals an einer Verbreiterung gedacht hatten.

Zu Beginn der Osterferien wird die Erkundung beendet

Rohde ist Bevollmächtigter des staatlichen Unternehmens Deges, das für die Vorbereitung und Überwachung der Bauarbeiten zuständig ist. Das Kürzel steht für Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH. Rohde koordiniert die Untersuchungen der Baufirmen auf der Autobahn und sorgt dafür, dass sich die Behinderungen für Autofahrer in Grenzen halten. "Wir reduzieren die Verkehrseinschränkungen auf ein Minimum", sagt er.

Tagsüber müssen die Erkundungsteams ihre Arbeit so erledigen, dass sie ohne Teilsperrungen auskommen. Verengungen auf eine Spur sind nur nachts oder notfalls an Wochenenden vorgesehen. Bereits im Januar begannen die ersten Bohrungen und sollten nach sechs Wochen beendet sein, doch der Zeitplan ließ sich nicht halten. "Uns ist die Witterung dazwischen gekommen", sagt Bauingenieur Rohde. Spätestens vor Beginn der Osterferien sollen die Arbeiten beendet sein.

Bis zu einen Meter tief bohrt Frank Niedergesäß in die Autobahn hinein. Drei übereinander liegende Schichten Asphalt holt er hervor, der Brocken ist 23 Zentimeter lang. Dann folgt aus der Tragschicht der Kies. "Wir wollen den Schichtaufbau feststellen", sagt Niedergesäß.

Das Material schickt er an Labore, die zum Beispiel Körnigkeit und Frostfestigkeit überprüfen. Auch alte Sünden holt er ans Licht. Bei einer Bohrung auf der Raststätte Holmmoor-West entdeckten seine Männer am Dienstag Lufteinschlüsse im Asphalt, die bereits Jahrzehnte alt sind.

Welche der vier Baufirmen den Zuschlag erhält, entscheidet sich voraussichtlich im Frühjahr 2014. Für einen Abschnitt in Schleswig-Holstein und einen weiteren in Hamburg-Stellingen steht das Ende des Planfeststellungsverfahrens noch aus.

Falls keine Klagen das Projekt verzögern, könnten die Bauarbeiten Mitte 2014 starten. In welchen Abschnitten das Bauunternehmen den Ausbau in Angriff nehmen wird, steht noch nicht fest. Deges-Sprecherin Etta Schulze geht davon aus, dass ab 2018 der Verkehr auf sechs Spuren rollen wird.