Vize-Landtagspräsidentin Marlies Fritzen besuchte das ehemalige Konzentrationslager Kaltenkirchen-Springhirsch. Es fehlt an Geld.

Kaltenkirchen. "Schwer wie Erinnerungen. Und wie Vergessen leicht" - diese Worte eines Gedichts von Stefan Hermlin stehen auf der Drehsäule, die die Mitte des Appellplatzes markiert. Hier traten die Häftlinge des KZ-Außenkommandos Kaltenkirchen-Springhirsch an, hier wurden sie zu ihren Arbeitseinsätzen abkommandiert. Ernst und berührt von seiner grausigen Geschichte ließ sich die stellvertretende Präsidentin des Landtags, Marlies Fritzen (Bündnis 90/Die Grünen), den Ort zahlloser Nazi-Verbrechen erklären und nahm sich mehr als zwei Stunden Zeit für die Gespräche mit den ehrenamtlichen Helfern des Trägervereins der KZ-Gedenkstätte.

4000 Gäste besuchen pro Jahr das einstige Lager an der Bundesstraße 4

Wie schwer es ist, die Erinnerungen an die Nazi-Verbrechen in der Region wachzuhalten, erleben die Ehrenamtler der schleswig-holsteinischen Gedenkstätten seit Jahren. Geld und damit Personal fehlen, die Öffnungszeiten sind begrenzt. Im Winter ist die Gedenkstätte in Kaltenkirchen gerade mal an drei Tagen in der Woche für zwei Stunden geöffnet. Das Interesse ist dennoch hoch: Etwa 4000 Gäste besuchen jedes Jahr das einstige Lager an der Bundesstraße 4.

"Wir brauchen eine Professionalisierung der Gedenkstättenarbeit", sagt Marlies Fritzen. Einen ersten Schritt habe die Landesregierung gemacht, als Kultusministerin Anke Spoorendonk im Herbst zu einem runden Tisch einlud und ein landesweites Konzept für die Gedenkstätten initiierte, an dem jetzt gearbeitet wird.

Für Uta Körby, Vorsitzende des Trägervereins in Kaltenkirchen, sind die Forderungen klar. Sie wünscht sich mehr Geld, um mehr Stunden für den Hausmeister bezahlen zu können, der auch Besucher betreut und derzeit auf 400-Euro-Basis finanziert wird. Um das Ehrenamt zu entlasten, wünscht sich Körby außerdem eine Halbtagsstelle für Leitungsaufgaben und eine langfristige Sicherstellung der viertel Lehrerstelle für die Schülerbetreuung, die im vergangenen Jahr eingerichtet wurde.

Marlies Fritzen, die auch kulturpolitische Sprecherin ihrer Fraktion ist, würdigte die Arbeit der Vereine und Gruppen, denen es oft nicht nur an Geld, sondern auch an Anerkennung fehle. Sie kritisierte, dass die Arbeit der Gedenkstätten und ihre Finanzierung seit Jahrzehnten nicht mehr im Landtag auf der Tagesordnung gestanden habe. Sie fordert eine landesweite Vernetzung der Gedenkstätten, eine "Verfestigung" der Arbeit und sagt: "Das ist nicht nur eine Frage des Geldes, sondern auch des politischen Willens." Außerdem sei der Einsatz von qualifiziertem Personal erforderlich.

Fritzen kündigte an, auch Mittel des Bundes für dieses Projekt zu beantragen. Die Gedenkstätte Kaltenkirchen dürfte allerdings kaum von einem Geldsegen aus Berlin profitieren, da sie nicht als historischer Ort von internationaler Bedeutung eingestuft wird und darüber hinaus keine hauptamtlichen Kräfte beschäftigt.

"Es müssen die Orte gestärkt werden", sagt Fritzen, die sich gegen eine Zentralisierung des Gedenkens in Schleswig-Holstein wandte. Zu den Stärken einer Einrichtung wie der in Kaltenkirchen gehöre, dass sie authentisch sei. Hier werde jedem Besucher deutlich, dass die Verbrechen vor den Augen der Menschen in der Region begangen worden seien.