Manfred Stankat tritt die Nachfolge des wegen des Kellerkind-Skandals in die Kritik geratenen Georg Hoffmann an.

Bad Segeberg. Keine Einrichtung des Kreises stand in den vergangenen Monaten derartig in den Schlagzeilen wie das Jugendamt. Die Affäre um einen im Juni 2012 verwahrlost aufgefundenen Dreijährigen beschäftigte und beschäftigt die Mitarbeiter der Kreisbehörde ebenso wie die Politiker. Im Zentrum der Diskussionen um das sogenannte Kellerkindstand oftmals Georg Hoffmann in seiner Funktion als Leiter des Jugendamtes. Der 63-jährige Verwaltungsjurist wehrte sich gegen Vorwürfe der Fahrlässigkeit, betätigte sich parallel im Hintergrund als Krisenmanager.

Landrätin schätzt Stankat als "intimen Kenner der Kreisverwaltung"

Nun ist bekannt geworden: Sein Posten wird nach 15 Jahren ab 1. März neu besetzt. Hoffmann trat - nicht zum ersten Mal - an Landrätin Jutta Hartwieg mit der Bitte um eine Entlastung heran. Neuer Leiter des Jugendamtes wird der 55 Jahre alte Manfred Stankat, der zurzeit dem Fachbereich für Kinder- und Jugendhilfe, Bildung sowie Integration vorsteht und dazu bisher Hoffmanns Stellvertreter war. "Wir haben darauf verzichtet, den Posten auszuschreiben. Es wäre unglücklich gewesen, eine neue Person einzuarbeiten", erklärte Jutta Hartwieg, die den Diplom-Sozialpädagogen aus Boostedt als "intimen Kenner der Kreisverwaltung" beschreibt.

Aufgrund der Ereignisse seit vergangenem Sommer ist die Personalie zwangsläufig ein Politikum. Mehrfach hatte es Stimmen gegeben, die eine Ablösung Hoffmanns gefordert hatten, doch die Landrätin verteidigte den Spitzenbeamten wie auch das Amt gegen Verurteilungen; sie verwies stets auf "systemische Probleme".

Allerdings hatte der ursprüngliche Plan die Neubesetzung der Führungsposition bereits für 2012 vorgesehen. "Das haben wir im Laufe des Jahres immer wieder besprochen", so Hartwieg. Das "Kellerkind" und die bundesweite mediale Aufmerksamkeit verhinderten dies - ansonsten hätte Hoffmann wohl als "Bauernopfer" gegolten. Andererseits: Auch wenn der Wechsel nicht unmittelbar mit dem im Kreis beispiellosen Kinderschutzfall zusammenhängt, so verdeutlichte Letzterer doch die Überarbeitung im Jugendamt.

Dennoch sind bei allen Irritationen um die Vorgänge rund um die Betreuung der betroffenen Familie weiterhin keine konkreten Verstöße gegen Gesetze und Vorschriften bekannt, die einem der Verantwortlichen zur Last gelegt werden könnten. Die Staatsanwaltschaft Kiel ermittelt lediglich gegen die Eltern - mit offenem Ausgang.

Georg Hoffmann wird ab diesem Frühjahr indes keinesfalls arbeitslos. Ganz im Gegenteil - er ist weiterhin Vorgesetzter von Manfred Stankat, weil er die Leitung des Fachbereiches Soziales, Jugend und Bildung behält. In diesem Sinne ist er maßgeblich zuständig für die nötige strategische Neuausrichtung des Amtes. Zusätzlich bleibt er Leitender Verwaltungsdirektor und damit Hartwiegs Stellvertreter in Weisungsangelegenheiten. Claus Peter Dieck (CDU) vertritt die Landrätin nur repräsentativ oder als politische Vertretung etwa in Ausschüssen.

In der nächsten Woche befassen sich die Politiker erneut mit dem Kellerkind-Fall

Mit der Berufung von Manfred Stankat stellt die Kreisverwaltung den Status aus den 90er-Jahren wieder her. Während Georg Hoffmann mehrere zeitintensive Funktionen ausübte, gab es vor seinem Antritt stets eigenständige Jugendamtseiter. "Dieser Posten ist ihm im Zuge von Einsparungen zugewachsen", sagt Jutta Hartwieg. Diese Bündelung von Aufgaben sei heutzutage aber nicht mehr praktikabel, da etwa komplizierte Gesetzesnovellen im Vormundschafts- wie auch im Kinderschutzrecht implementiert werden müssten. Im Segeberger Raum soll die ambulante Betreuung zudem durch Regionalleiter organisiert werden, um einen nachhaltigeren Kontakt zu prekären Fällen herzustellen.

Über Mängel im Jugendamt wird kommende Woche weiter diskutiert werden. Am Donnerstag, 28. Februar, steht ab 16 Uhr im Kreistag nämlich nicht nur die formale Vorstellung von Manfred Stankat auf der Tagesordnung des Jugendhilfeausschusses. Direkt im Anschluss wird der Unterausschuss zum Kellerkind-Skandal die Ergebnisse seiner zweimonatigen Untersuchung vorlegen.