Die Leitung des Jugendamtes dürfte trotz des guten Beamtensalärs zu den undankbarsten Jobs gehören, die auf Verwaltungsebene im Kreis zu vergeben sind. Die Fallzahlen steigen kontinuierlich, die gesetzlichen Vorschriften ändern sich regelmäßig und werden immer komplizierter, Familien in besonders prekären Verhältnissen sind keine Seltenheit mehr. Dazu kommt die komplexe Gemengelage aus freien Trägern und behördlichen Fachkräften. Diese teilen sich die ambulante Betreuung, müssen aber zwischen resistenten Eltern und dem Schutz der Privatsphäre navigieren.

Manfred Stankat wird diese Verantwortung schultern müssen. Er wird dafür besser gerüstet als sein Vorgänger Georg Hoffmann. Dieser hatte schon vor Bekanntwerden des Kellerkind-Skandals über mangelnde Entlastung geklagt und hätte das operative Geschäft gern abgelegt, musste seinen Posten aber fortführen.

Dass Ende der 90er-Jahre angenommen wurde, der Leiter des größten Fachbereichs könnte im Zuge von Sparmaßnahmen zusätzlich das Jugendamt leiten, hat sich daher im Nachhinein als strategische Fehlentscheidung erwiesen, die nun korrigiert wird. Davon profitiert Stankat. Doch er wird am besten wissen, dass das anfängliche Lob vergänglich ist: Stimmen die Abläufe im Jugendamt, nimmt die Öffentlichkeit davon kaum Notiz. Eskaliert hingegen ein Betreuungsfall, ist der Name des Leiters damit untrennbar verbunden.