Es ist für Schüler und Studenten nicht einfach, einen guten und vor allem gut bezahlten Job zu finden. Viele Tätigkeiten lohnen nicht.

Kreis Segeberg. "Was, nur Tempo 80? Du kannst ruhig noch ein bisschen schneller fahren!" Das sagte einer meiner Kollegen, der wissen wollte, wie schnell ich mit dem Auto in Norderstedt unterwegs bin, um Croques und anderes Fast Food an den Mann und an die Frau zu bringen. Ich fuhr 80 Kilometer pro Stunde, wo lediglich Tempo 50 erlaubt ist. Meinen Führerschein besitze ich erst seit ein paar Monaten, das heißt: Probezeit! Mit Tempo 80 von der Polizei erwischt zu werden - das geht also gar nicht. Doch um alle Bestellungen rechtzeitig auszuliefern, musste ich unterwegs einfach Zeit gutmachen.

Bis 21.30 Uhr lieferten wir normalerweise aus, meine Schicht sollte um 22 Uhr zu Ende sein. Die letzte Lieferung fuhr ich um 23 Uhr aus, und zu Hause war ich erst nach Mitternacht. Den Job bei einem Norderstedter Lieferservice an der Ulzburger Straße hatte ich angenommen, um mein Auto finanzieren zu können. Einige Wochen habe ich durchgehalten, doch dann war der Stress zu groß, und ich habe den Job an den Nagel gehängt.

Ein bisschen Zeitungaustragen und Rasenmähen lohnt sich für viele nicht

Wie mir geht es vielen jungen Menschen, die nach oder auch während der Schulzeit einen Nebenjob suchen. Denn mit ein bisschen Zeitungaustragen oder Rasenmähen beim Nachbarn oder den Großeltern ist es heute leider nicht mehr getan. Jeder möchte das neueste Smartphone, ein Tablet-PC oder schicke Markenkleidung haben. Das muss ja irgendwie finanziert werden. Mit einer kleinen Aufbesserung des Taschengeldes ist es nicht getan.

Viele junge Leute arbeiten deshalb beispielsweise in der Gastronomie. Wer Glück hat, kellnert in einem Restaurant für sechs Euro oder mehr die Stunde. Zusätzlich gibt es hier Trinkgeld. Andere arbeiten in Schnellrestaurants, hier wird ein ähnlich niedriger Stundenlohn gezahlt, allerdings gibt es kein Trinkgeld. Um 450 Euro im Monat zu verdienen, muss man etwa 20 Stunden die Woche arbeiten. Für die, die noch zur Schule gehen oder studieren, kann das ganz schön anstrengend sein.

Wer bei einem Lieferservice arbeitet, kommt meistens ebenfalls auf einen Stundenlohn von fünf bis sechs Euro, steht in der Regel enorm unter Zeitdruck, und Trinkgeld gibt es nur selten. Im besten Fall wird den Fahrern das Fahrzeug vollgetankt zur Verfügung gestellt.

Wie flexibel müssen junge Nebenjobber eigentlich sein?

Oft heißt es in Anzeigen von potenziellen Arbeitgebern: "Gesucht wird eine flexible, zuverlässige und freundliche Aushilfskraft!" Aber: Wie flexibel müssen junge Nebenjobber wirklich sein? Und was sollten sie sich auf keinen Fall gefallen lassen? "Natürlich sollte man gerade in der Gastronomie kein Problem damit haben, mal kurzfristig einspringen zu können, wenn Not am Mann ist. Aber natürlich heißt das nicht, dass es die Regel werden darf", betont Michael Knapp. Der 47-Jährge ist Geschäftsführer der Jobcenter im Kreis Segeberg.

Stefanie ist 17 Jahre alt und geht noch zur Schule. Sie hat als Jobberin Erfahrung in der Gastronomie gesammelt - sie kellnerte in Norderstedt in einem neuen Restaurant. "Dort gab es wenig klare Absprachen", sagt sie. Das habe unter anderem dazu geführt, dass die Aufteilung des Trinkgeldes sehr unterschiedlich erfolgte.

Stefanie wurde nach Hause geschickt, weil angeblich nichts zu tun war

Viel schlimmer: Auch die Höhe des Gehalts schwankte. "Eigentlich habe ich regelmäßig zweimal die Woche gearbeitet, aber bei der wöchentlichen Auszahlung gab es immer unterschiedlich viel Geld", sagt Stefanie. Pünktlich habe sie ihr Geld nur selten erhalten, meist musste sie an die Auszahlung erinnern. Gekündigt hat die 17-Jährige den Job schließlich, weil sie zwar zur Arbeit erschien, aber immer öfters nach Hause geschickt wurde, weil angeblich nichts zu tun sei. Stefanie: "Ich wurde aber auch nach Hause geschickt, wenn der Laden voll war." Informiert wurde sie im Vorwege nie. Die Absage erhielt sie immer erst, wenn sie im Restaurant erschienen war.

Dass es aber auch anders geht, beweist das Beispiel von Kimberly. Die 18 Jahre alte Schülerin arbeitet im Porter House in Norderstedt als Tresenkraft. Sie ist sehr zufrieden mit ihrem Nebenjob. "Meine Vorgesetzten und meine Kollegen sind sehr nett, und es herrscht eine entspannte Atmosphäre." Kimberly geht gerne arbeiten und schätzt die "klaren Verhältnisse" im Porter House. "Weil ich meistens am Tresen arbeite, kriege ich kein Trinkgeld. Aber ich bekomme zehn Prozent des Trinkgeldes von jeder Servicekraft", sagt sie. Wenn sie länger dabei ist und ein bisschen Übung hat, wird sie auch im Service arbeiten. Auch ihre Arbeitszeiten sind klar geregelt. "Ein paar Wochen im Voraus trage ich ein, wann ich arbeiten möchte, und dann wird der Plan gemacht. Ganz einfach."

Bei Kimberly wurde auch die Probezeit bezahlt - und das ist nicht selbstverständlich. 15 bis 20 Stunden können durchaus mal als Probe- oder Einarbeitungszeit anfallen. Wenn diese Stunden nicht bezahlt werden, spart der Arbeitgeber etwa 75 bis 120 Euro.

Das Probearbeiten sehen viele junge Menschen kritisch. Grundsätzlich sei es aber eine gute Möglichkeit zu schauen, wie man mit Vorgesetzten, Kollegen zurechtkommt und ob einem die Arbeit überhaupt liegt, sagt Michael Knapp. Auch er weiß natürlich, dass es Arbeitgeber gibt, die das Probearbeiten ausnutzen, indem sie beispielsweise kostenlose Arbeitskräfte zur Probe als Lückenfüller einsetzen, wenn eine Schicht unterbesetzt ist. "Das geht natürlich nicht, das sind ausbeuterische Arbeitgeber. Je einfacher die Tätigkeit, desto geringer sollte die Probezeit sein. Und Probezeit ist nicht das gleiche wie Einarbeitungszeit", sagt der Geschäftsführer der Jobcenter.

Schlechte Erfahrungen hat auch Emmanuela gemacht. Die 19 Jahre alte Schülerin bewarb sich bei einem Bekleidungsgeschäft im Norderstedter Herold-Center, das angeblich dringend Aushilfen suchte. Sie wurde für einen Tag zum Probearbeiten eingeladen. Anschließend wurde ihr mitgeteilt, dass man sich bei ihr melden werde. "Ich habe von denen wochenlang nichts gehört. Als ich die Sache schon fast abgehakt hatte, bekam ich plötzlich einen Anruf, ob ich noch Interesse an dem Job hätte", erinnert sich Emmanuela. "Ich freute mich schon, aber nur, bis man mir sagte, dass ich doch noch einmal zum Probearbeiten vorbeikommen sollte. Da hat es mir gereicht!"

Die Einarbeitungszeit sollte grundsätzlich bezahlt werden

Einen guten Nebenjob für Schüler und Studenten erkenne man daran, dass arbeitsvertragliche Regeln eingehalten werden, betont Michael Knapp. Probearbeit sollte ihren eigentlichen Zweck erfüllen, die Einarbeitungszeit sollte grundsätzlich bezahlt werden, das Fehlen durch Krankheit sollte erlaubt sein, und auch Urlaubsgeld gibt es bei einem Minijob.

Und dann fügt der professionelle Jobvermittler noch hinzu: "Die Hauptbeschäftigung von Schülern und Studenten sind Schule und Studium, ein Nebenjob sollte nebenher laufen und die Schüler und Studenten nicht beeinträchtigen. Wenn die Arbeit Spaß macht, macht man sie auch in der Regel besser. Aber es ist auch eine gute Vorbereitung auf die Arbeitswelt, wenn es mal schwieriger ist."

Saskia Papenthin war Praktikantin in unserer Redaktion. Für diesen Artikel bekam sie ein Honorar in Höhe von 150 Euro.