Jetzt ist es Gewissheit: Nach zehn Jahren löst sich die Wählergemeinschaft auf und überlässt das grüne Politik-Feld den Bündnisgrünen.

Norderstedt. Beobachter der Politik in Norderstedt hatten schon lange damit gerechnet, jetzt ist es Gewissheit: Die Grüne Alternative Liste Norderstedt (GALiN) findet keine gemeinsame Basis mit dem neu gegründeten Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen und räumt jetzt komplett das Feld. "Die GALiN wird zur Kommunalwahl im Mai nicht antreten. Damit ist das Ende der Wählergemeinschaft eingeläutet", sagt die Vorsitzende Maren Plaschnick.

Zehn Jahre hat die GALiN grüne Politik in der Stadtvertretung gemacht. 2002 hatte sich die Wählergemeinschaft aus Protest gegen die Afghanistan-Politik von Bündnis 90/Die Grünen abgespalten und den im Land einzigartigen Ortsverband gegründet. Als sich im September 2011 die ehemalige Mutterpartei mit der Gründung eines Norderstedter Ortsverbandes in Norderstedt zurückmeldete, gab es plötzlich nicht nur eine, sondern zwei grüne Alternativen für den Wähler in der Stadt. Und das war, wie sich jetzt herausstellt, eine zu viel.

Verbittert klingt die insgesamt seit über vier Jahrzehnten in der Norderstedter Kommunalpolitik aktive Maren Plaschnick, die zuletzt als Fraktionsvorsitzende die GALiN anführte.

"Die GALiN sah sich von zwei Seiten angegriffen: Von innen heraus, durch GALiN-Mitglieder, die gleichzeitig bei Bündnis 90/Die Grünen eintraten. Und von außen, durch Kathrin Schmieder und ihre Mitstreiter." Für Maren Plaschnick gibt es auf der kommunalen Ebene in Norderstedt keinen Bedarf an einer weiteren grünen, ökologisch orientierten Organisation. Was viele GALiN-Mitglieder anders sehen. Die Hälfte der Wählergemeinschaft wurde von 2011 an zu Doppelmitgliedern. In der Diskussion mit Bündnis 90/Die Grünen um einen gemeinsamen Weg in die Kommunalwahl im Mai wurden diese Doppelmitglieder zum Hauptproblem, wie Plaschnick konstatiert. "Sie wollen nur auf einer bündnisgrünen Liste, nicht jedoch auf einer GALiN-Liste antreten. Eine gemeinsame Liste ist aus rechtlichen Gründen nicht möglich. Dabei geht es um das Label, das oben drüber steht. Da gibt es nur ein Entweder - Oder."

Dem amtierenden Vorstand der Bündnisgrünen, so Plaschnick, gehe es wohl im Kern nur darum, "sich ins gemachte kommunal-politische Nest der GALiN zu setzen". Monatelanges "Gemunkel und Herumgedruckse" habe es gegeben, ehe die Bündnisgrünen mit der Ankündigung, eine eigene Liste zur Kommunalwahl aufstellen zu wollen, ihre Befürchtung bestätigten.

Maren Plaschnick hätte gerne noch bis 2014 als Stadtvertreterin weitergemacht. "Dann hätte ich die 20 Jahre in der Stadtvertretung voll gemacht." Jetzt fällt ihr politischer Abschied mit dem Ende ihrer Wählergemeinschaft zusammen. Sie hätte nicht eine Sekunde darüber nachgedacht, bei den Bündnisgrünen mitzumachen. Sie hat der Partei den Afghanistan-Einsatz nicht verziehen und auch nicht, dass sie Themen wie die soziale Gerechtigkeit mehr und mehr den Linken überlasse. "Dem GALiN-Wähler der letzten zehn Jahre danke ich für das entgegengebrachte Vertrauen. Eine Empfehlung, was er jetzt wählen soll, gebe ich ihm nicht. Da muss er sich nun selbst neu orientieren", sagt Plaschnick.

Katrin Schmieder vom Ortsverband Bündnis 90/Die Grünen zeigt sich am Mittwoch überrascht von der Nachricht. "Da muss ich mich erst einmal sammeln." Doch dann überwiegt bei ihr die Erleichterung. "Ich finde es gut, dass die GALiN diesen klaren Schritt wagt und dass es jetzt nur noch eine grüne Kraft in der Stadt gibt." Der Wähler habe den Unterschied sowieso nicht mehr verstanden. "Wir laden alle Mitglieder der GALiN ein, mit uns Politik zu machen, auch als Kandidaten auf der Liste für die Kommunalwahl im Mai", sagt Schmieder. Es sei gut, dass man sich am Ende nicht noch gegenseitig "bekriegt".

Bei den Bündnisgrünen herrsche großer Respekt für Maren Plaschnick, die GALiN und die von der Wählergemeinschaft geleistete grüne Politik in der Stadt. "Die GALiN hatte es in den letzten zehn Jahren in der Hand und konnte die grüne Basis gestalten. Doch eine nötige Verjüngung blieb aus", sagt Katrin Schmieder. Für viele Grüne in Norderstedt höre Politik eben nicht mehr an der Stadtgrenze auf. "Mit unserer guten Verbindung zur Mutterpartei können wir als Ortsverband auch im Land Politik mitgestalten", sagt Katrin Schmieder.