Dieses Ziel will Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote in zehn Jahren erreichen. Dafür sollen Fahrrad-Straßen gebaut werden.

Norderstedt. Die Stadt ist reif fürs Rad. In zehn Jahren soll Norderstedt zu den fahrradfreundlichsten Kommunen im Norden zählen. Das ist das Ziel von Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote. "Noch vor 15 Jahren haben wir darüber diskutiert, welche Straßen wir bauen müssen, und wie wir den Fahrzeugverkehr bewältigen. Doch seitdem hat sich ein Bewusstseinswandel vollzogen. Das Fahrrad spielt auch als Verkehrsmittel für den Alltag eine immer größere Rolle", sagt der Verwaltungschef.

Und das Rad bietet sich gerade in Norderstedt an: Zwar sei die Stadt mit zwölf Kilometern Distanz von Norden nach Süden und neun Kilometern von Westen nach Osten relativ weitläufig. Doch die meisten Wege, die die Norderstedter in ihrer Stadt zurücklegen, seien deutlich kürzer, oft nicht länger als fünf Kilometer und somit ideal fürs Radeln.

Mehr Menschen müssen mit dem Rad zum Einkaufen und zum Arzt fahren

Grote selbst steigt dienstlich allerdings nicht aufs Rad. Zu wenig Zeit, zu viele Termine, auch außerhalb, sagt Grote, der als Vorsitzender des Städteverbandes in Schleswig-Holstein, aber auch auf Bundes- und europäischer Ebene viel unterwegs ist. In der Freizeit aber radelt er mit seiner Frau durch die Umgebung. "Freizeit-Radler gibt es jede Menge, aber wir müssen wie die Skandinavier dahin kommen, dass mehr Menschen zur Arbeit, zum Arzt oder zum Einkaufen strampeln", sagt auch Dezernentin Anette Reinders. Dafür braucht es Wege, auf denen Berufsradler mit Tempo unterwegs sein können. Breit müssen sie sein, eben, die Fahrt sollte möglichst selten durch Hindernisse wie Grundstücksausfahrten oder Überwege gestört werden. Die Kopenhagener haben es vorgemacht und sogar die Papierkörbe an den schnellen Radverbindungen so angebracht, dass die Radler bequem Abfall loswerden können.

Grote spricht von Fahrrad-Straßen, die in Norderstedt gebaut werden sollen. Allerdings bedeute das nicht, dass parallel zu den Hauptverkehrsstraßen neue Asphaltverbindungen entstehen. Das sei beispielsweise an der Ulzburger Straße oder an der B 432 baulich gar nicht möglich. Wenn die Horst-Embacher-Allee, die vom Friedrichsgaber Weg zur Berliner Allee führt und das Neubaugebiet Garstedter Dreieck erschließt, fertig ist, soll der Buschweg für Autos gesperrt, zur Fahrradstraße umgewandelt und Teil einer schnellen Nord-Süd-Verbindung werden.

Ohnehin sehen die Pläne vor, das Garstedter Dreieck zum fahrradfreundlichen Vorzeigequartier zu gestalten. "Wir werden dort getrennte Zu- und Abfahrten für Auto- und Radfahrer bauen", sagt Grote. So könnten sich gerade Kinder sicher und ungestört auf zwei Rädern fortbewegen. Verzichten mehr Menschen auf motorisierte Mobilität, entlaste das nicht nur das Klima, sondern reduziere auch den Lärm - beides Ziele, denen sich die Stadt verschrieben hat. Bis 2040 soll Norderstedt klimaneutral sein, es soll nur noch so viel CO2 in die Luft gepustet werden, wie in der Stadt gebunden werden kann. Der Straßenlärm ist die Hauptquelle für die Lärmbelastungen in der Stadt. Daher ist der Ausbau des Radwegenetzes auch wichtiger Bestandteil des Lärmschutzes und des Lärmaktionsplans, der gerade überarbeitet wird.

Der Weg entlang den Bahngleisen soll durchgehend gepflastert werden

Eine durchgehende Trasse vom Herold-Center bis in den Norden der Stadt gibt es schon entlang den U-Bahn- und AKN-Gleisen. "Die wollen wir weiter optimieren", sagt Baudezernent Thomas Bosse. Die Mischung aus Grand und Pflaster soll verschwinden, der Boden soll durchgehend gepflastert werden. Auch die Überwege über den Buchenweg und die Heidbergstraße sollen so verändert werden, dass Radler schneller vorankommen. "Diese Verbindung ist ein gutes Beispiel dafür, dass wir auch hier nur in kleinen Schritten vorankommen", sagt Baudezernent Thomas Bosse. So sei es endlich nach langen Gesprächen mit dem betreffenden Unternehmen gelungen, den Weg nach Norden fortführen zu können. Zwischen der Straße Am Umspannwerk und der AKN-Station Haslohfurth wird ein Geh- und Radweg gebaut.

Die Quickborner Straße soll einen Fahrradstreifen bekommen

Weiter im Gespräch ist, den Waldbühnenweg in Friedrichsgabe ausschließlich für Radler freizugeben. Die Quickborner Straße soll mit einem Fahrradstreifen wie am Alten Kirchenweg versehen werden. Baudezernent Bosse setzt ohnehin auf die Kombination von Radwegen und dem Radeln auf der Straße. Kinder und Menschen, die sich unsicher fühlen, wenn neben ihnen die Autos vorbeirauschen, sollen nach wie vor geschützt auf ausreichend breiten Wegen fahren können. "Untersuchungen haben gezeigt, dass das Radfahren auf der Straße sicherer ist als auf den Radwegen. Wenn dort zum Beispiel Hecken den Autofahrern beim Verlassen des Grundstücks die Sicht versperren, kommt es immer wieder zu Kollisionen mit Radlern", sagt Bosse.

300.000 Euro jährlich für Maßnahmen im Radverkehr stehen im städtischen Haushalt. Hinzu kommen konkrete Maßnahmen wie der Ausbau des Geh- und Radweges an der Segeberger Chaussee östlich der Poppenbütteler Straße. Bis zum Jahr 2015 werden die Bauarbeiten gut zwei Millionen Euro kosten. "Ohnehin wird es Millionen kosten, die Attraktivität für Radler zu erhöhen. Und das wird nicht von heute auf morgen gehen", sagt Grote.