Günther Nicolais Rücktritt von der Fraktionsspitze ist nicht nur ein Personalwechsel. Es könnte der Beginn einer Kulturrevolution in einer erstarrten Orts-CDU werden.
Es ist auffällig, dass sich Nicolais Stellvertreter keine zwei Stunden nach der Rücktrittsmeldung als frische und verjüngte Doppelspitze ins Spiel bringen. Das wirkt vorbereitet und wohl überlegt. Insofern kommt der Rücktritt wahrscheinlich doch nicht so überraschend, wie es uns die CDU nun glauben machen will. Vielmehr wird der "alte Hase" Nicolai Lunte gerochen haben. Mit seinem Schritt zurück nahm er eine Entwicklung vorweg.
Das Murren in den Reihen der Christdemokraten ist schon lange zu vernehmen. Glücklos hatte der gescheiterte Landtagskandidat Dirk Bruster versucht, die Vormacht Günther Nicolais in der Fraktion und bei der Ausrichtung der Partei zu brechen.
Jetzt hat sich der Unmut der CDU-Basis über den Stil der Fraktion Bahn gebrochen. Der erfahrene und verdiente Kommunalpolitiker Nicolai hat als Fraktionschef einmal zu oft mit seiner starrköpfigen, selbstgerechten und zurechtweisenden Art sowohl den Wähler als auch den Parteifreund vor den Kopf gestoßen.
Für die Stadt Norderstedt ist zu hoffen, dass die CDU den Wandel an der Spitze und in der gesamten Fraktion gut hinbekommt. Norderstedt braucht lebendige und diskussionsfreudige Parteien, die Themen setzen und nicht nur Entscheidungen abnicken.