Die Kommunen investieren Millionen, um den Rechtsanspruch auf Betreuung der Jüngsten so weit wie möglich erfüllen zu können.

Norderstedt. Es grenzt fast an Sisyphusarbeit: Die Stadt schafft immer neue Krippenplätze und doch reichen sie nicht aus, um den Rechtsanspruch der Eltern auf eine Betreuung der Jüngsten zu erfüllen. Regelmäßig fragt die Verwaltung den Bedarf bei den Norderstedter Eltern ab, immer wieder muss sie die Bedarfsquote nach oben korrigieren. "Fast drei von vier Eltern brauchen einen Betreuungsplatz", sagt die Dezernentin. Bisher lag die angepeilte Versorgungsquote bei 65 Prozent.

Seit Jahren stellen sich Norderstedt und die anderen Städte und Gemeinden dem Mammutprojekt: Von 2009 bis einschließlich 2013 wird die Stadt 8,5 Millionen Euro investieren, um die Betreuung für die Krippenkinder auszubauen. Bis 2015 soll sich die Zahl der Krippenplätze im Vergleich zu 2008 auf dann rund 800 verdoppeln.

Die Zahl der Krippenkinder wird in den nächsten Jahren leicht steigen

Laut Prognose wird die Zahl der Krippenkinder in den nächsten Jahren von gut 1800 pro Jahr auf rund 1900 im Jahr 2020 steigen. "Der Rechtsanspruch kann auch mit Tagesmüttern abgedeckt werden, es gibt keinen Anspruch auf einen Krippenplatz", sagt Reinders. Auch in diesem Bereich baut die Stadt das Angebot aus, einem Platz in der Tagespflege stehen zwei Krippenplätze gegenüber.

Die Möglichkeiten, an bestehende Kitas anzubauen oder sie für zusätzliche Krippenplätze umzugestalten, seien ausgeschöpft. Nur noch Neubauten könnten die Lücken schließen, und davon stehen reichlich auf der Tagesordnung des Jugendhilfeausschusses. Gerade eingeweiht wurde die Wichtelhöhle mit 30 Plätzen für die Jüngsten in Norderstedt-Mitte. Am Frederikspark baut der Verein der Kinder wegen eine Einrichtung, ebenfalls mit 30 Krippenplätzen. Beschlossen ist der Neubau einer Kita in Glashütte, das Evangelische Kita-Werk schafft 30 Krippenplätze auf dem Grundstück der Thomaskirche.

Die CDU kritisiert das Vorhaben: "Es darf nicht sein, dass ein Ausschuss nur noch zum Abnicken eines Beschlusses aufgefordert wird", sagt Naime Basarici, CDU-Stadtvertreterin und Mitglied im Jugendhilfeausschuss. Die CDU wollte Kosten sparen, denn der Neubau auf dem Kirchengrundstück kostet rund 3,5 Millionen Euro, und schlug vor, die Plätze am jetzigen Kita-Standort auf dem Gelände der Grundschule Glashütte-Süd zu schaffen und einen zweiten Standort in der Nähe zu suchen. "Das Bemühen, die Ausgaben zu reduzieren, ist grundsätzlich zu begrüßen, hilft aber hier nicht weiter", sagt Dezernentin Reinders.

Beschlossen ist die Betriebs-Kita von Tesa. Mit dem Firmenneubau an der Niendorfer Straße sollen bis spätestens 2015 im Gewerbegebiet Nordport 30 Plätze entstehen. Der Bau des zweiten Betriebskindergartens, den VW auf dem Gelände des Vertriebszentrums im Gewerbegebiet Harkshörn errichten will, ist ins Stocken geraten. Hier will die Dezernentin demnächst Gespräche führen. Sie hat auch schon für die nächsten Jahre konkrete Projekte vor Augen: Der Kita-Standort an der Glockenheide in Friedrichsgabe soll ausgebaut, in den Neubaugebieten Garstedter Dreieck und Müllerstraße sollen neue Einrichtungen entstehen.

"Es ist völlig unrealistisch, dass wir als Kommunen die Fördermittel des Bundes wie von Berlin vorgegeben bis zum 31. Dezember 2013 verbauen können", sagt Anette Reinders. Die Zeit von der ersten Idee bis zur Einweihung sei deutlich länger als ein Jahr. Da müssten ein Grundstück und ein Träger gefunden werden, die Politiker zustimmen. Erst dann könne geplant werden. Dafür müsse der Träger aber erst Mal einen Architekten finden. Die seien durch den Kita-Bau-Boom gefragt, was sich in den Honorarsätzen widerspiegele. Reinders fordert den Bund auf, die Frist für den Einsatz der Zuschüsse zu verlängern.

Und sie hat wie viele Kollegen noch ein weiteres Problem: Es fehlen Fachkräfte. "Schon jetzt müssen wir jede Stelle mehrfach ausschreiben", sagt sie. Die Stadt sei schon dazu übergegangen, die Verträge von Aushilfen, die für schwangere oder erkrankte Kolleginnen einspringen, bei guter Beurteilung zu entfristen. Mindestens 60 Stellen in den neuen Kita-Gruppen müssten in nächster Zeit besetzt werden.

Henstedt-Ulzburg: Gemeinde und freie Träger werden im nächsten Jahr 120 neue Krippenplätze schaffen, sodass sich der Bestand auf 185 erhöht. Seit August 2012 fördert die Gemeinde zudem die Betreuung von Krippenkindern durch Tagesmütter. "Die Gemeinde befindet sich auf einem guten Weg. Derzeit fehlen allerdings für das Erreichen der vom Kreis Segeberg vorgegebenen Versorgungsquote von 41 Prozent noch 20 Plätze", sagt die stellvertretende Bürgermeisterin Elisabeth von Bressensdorf. Es sei abzuwarten, ob die zukünftige Nachfrage diese Quote erreicht oder sogar übersteigt.

Kaltenkirchen: "Die Stadt ist für die Zukunft gut gerüstet", sagt Martin Poschmann, Sprecher der Stadtverwaltung. 50 neue Krippenplätze werden im Frühjahr 2013 zur Verfügung stehen. Dann gebe es für jedes zweite der ein- und zweijährigen Kinder in Kaltenkirchen einen Krippenplatz.

Bad Bramstedt: Bis Ende 2013 wird es in der Stadt 100 Krippenplätze geben. "Dies soll nach Einschätzung des Kreises zunächst reichen, wir überschreiten dann eine Versorgungsquote von 30 Prozent. Ob das dann wirklich den Bedarf deckt, kann aber derzeit niemand genau vorhersagen", sagt Bürgermeister Hans-Jürgen Kütbach.