Das fordern SPD, GALiN und Die Linke. Die Verwaltung habe die Sanierungskosten von 691.000 Euro zu hoch angesetzt.

Norderstedt. Das Lehrschwimmbecken an der Grundschule Friedrichsgabe muss erhalten bleiben. Diese Forderung bekommt nun neue Nahrung: Die Verwaltung hat die Kosten für Sanierung und Betrieb der Anlage zusammengestellt. Heute Abend wird sie die Aufstellung den Politikern im Ausschuss für Schule und Sport vorstellen. Die Investitionen von 691 000 Euro sind aber deutlich zu hoch angesetzt und könnten über mehrere Jahre gestreckt werden, lautet der einhellige Kommentar von SPD, GALiN und Die Linke, die sich nach einem Rundgang durchs Schwimmbad für den Erhalt und damit gegen einen gültigen Beschluss aussprechen.

Der sieht vor, dass am Arriba-Bad eine neue Halle für das Schul- und Vereinsschwimmen gebaut wird. Im Gegenzug sollen die beiden Lehrschwimmbecken in Friedrichsgabe und an der Regionalschule Garstedt geschlossen werden. Sie müssten aufwendig saniert werden, und auch der Betrieb koste jedes Jahr Geld, hatten die Stadtwerke argumentiert, die das Arriba-Bad betreiben. Die Stadt fahre günstiger, wenn sie den Schul- und Vereinssport in der neuen Schwimmhalle zentralisiere. Unstrittig ist, dass das Lehrschwimmbecken an der Regionalschule geschlossen wird.

Beim Schwimmbad in Friedrichsgabe beziehen SPD, GALiN und Die Linke klar Gegenposition: "Aus unserer Sicht wurden die Sanierungskosten aus rein wirtschaftlichen Interessen zugunsten des Arriba-Bades bewusst hochgerechnet, um eine Schließung des Lehrschwimmbeckens gegenüber den berechtigten Interessen der Betroffenen zu rechtfertigen", sagt SPD-Stadtvertreter Helmuth Krebber. In die gleiche Kerbe haut Hans-Georg Becker, der für Die Linke in der Stadtvertretung und im Fachausschuss sitzt: "Wir werden das Gefühl nicht los, dass hier ein finanzielles Horrorszenario aufgebaut wird, um im Nachhinein den völlig überstürzt beschlossenen Neubau einer Schul- und Vereinsschwimmhalle auf dem Arriba-Gelände zu legitimieren."

Die Verwaltung hatte ein externes Ingenieurbüro eingeschaltet, um die Kosten für die Sanierung des Friedrichsgaber Bades zu ermitteln. "Ein Großteil der von der Verwaltung vorgelegten Maßnahmen sind nach unserem Erachten überflüssig bzw. in den nächsten Jahren vorerst nicht erforderlich", sagt Krebber. Dem Gutachten zufolge soll die komplette Schwimmbadtechnik erneuert werden. Die Kosten dafür belaufen sich auf 166 600 Euro. Die Technik sei zwar veraltet, so Krebber, sie erfülle aber den vorgesehenen Zweck zu 100 Prozent, da sie jährlich gewartet werde und störungsfrei laufe. Die GALiN-Fraktionsvorsitzende Maren Plaschnick kritisiert, dass der Gutachter die Sanitäreinrichtungen offensichtlich für so unzureichend hält, dass er sogar vor einer möglichen Legionellengefahr warne. "Wenn dem so wäre - was es nach unserem Kenntnisstand nicht ist - müsste das Bad seit Monaten geschlossen sein. Es läuft aber vor- und nachmittags der Schwimmbetrieb ganz normal nach Plan", sagt Plaschnick. Und Annette Korn, Leiterin der Grundschule Friedrichsgabe, ergänzt: Das Gesundheitsamt kontrolliere regelmäßig den hygienischen Zustand.

Beim Rundgang durch das kleine Bad und die dazugehörigen Anlagen wird klar: Umkleideräume, Duschen und Toiletten können ebenso mit wenig Aufwand saniert werden wie die Betonwand des Beckens. Schadhafte Wand- und Bodenfliesen sind nicht zu sehen, für die Sanierung hatte der Gutachter knapp 90 000 Euro angesetzt. "Auch die aufgeführte Erneuerung der Wärmebank für 23 900 Euro ist für meine Fraktion nicht nachvollziehbar", sagt Krebber.

Kosten reduzieren, Investitionen strecken - nach diesem Motto wollen die SPD, GALiN und Die Linke das Lehrschwimmbecken in Friedrichsgabe erhalten, denn: "Mit zwei Schulschwimmhallen können die Anwohner am Arriba etwas vom Busverkehr entlastet werden. Zudem entfallen lange An- und Abfahrtszeiten", sagt die GALiN-Fraktionschefin. Mit dem Hubschwimmbecken, das auf unterschiedliche Höhen gefahren werden kann, biete das Lehrschwimmbecken einmalige Chancen für einen pädagogisch anspruchsvollen Unterricht.

Schulleiterin Korn ergänzt: "Wenn wir zwei Adressen für Schul- und Vereinsschwimmer haben, können wir auch die Nachfrage besser bedienen." Seitdem klar ist, dass die neue Schwimmhalle am Arriba-Bad gebaut wird, bekomme sie laufend Anfragen auch aus Hamburg.

Der Ausschuss für Schule und Sport wird heute keinen Beschluss fassen, sondern die Kostenaufstellung zur Kenntnis nehmen und darüber debattieren. Die Sitzung beginnt um 18.30 Uhr im Rathaus.