Bramstedter Kommunalpolitiker einigen sich auf provisorische Verkehrsberuhigung. Entscheidungen nicht endgültig, 2013 beginnt Testphase.

Bad Bramstedt . Die meisten Politiker in Bad Bramstedt erinnern sich noch gut an die "Ruck-Rede" von Bramstedts Bürgervorsteherin Annegret Mißfeldt. Bei einem Neujahrsempfang hatte sie die Stadtverordneten ermahnt, sich endlich mit den Planungen für die Umgestaltung der Innenstadt zu beschäftigen. Ein Ruck müsse durch die Stadt gehen. Das ist fünf Jahre her, auf den Ruck mussten die Bramstedter bis zum Anfang dieser Woche warten. Im Planungsausschuss der Stadt fielen die ersten Entscheidungen, wie der Verkehr auf dem Bleeck verlaufen könnte. Endgültig sind diese Entscheidungen allerdings nicht. Erst einmal beginnt 2013 eine Testphase.

Kernstück des neuen Konzepts ist die Einführung von Tempo 20 zwischen Sparkasse und Raiffeisenbank sowie auf der Altonaer Straße, einem Teil der Hamburger Straße sowie auf der Friedrichstraße und dem Sommerlandstieg. Pro Richtung bleibt auf dem Bleeck nur eine Fahrspur übrig. Bushaltebuchten und Abbiegestreifen entfallen. Auf den Flächen und den bereits bestehenden schraffierten Straßenabschnitten entstehen Verkehrsinseln, die unter anderem dazu dienen, Menschen mit Rollatoren und Rollstühlen die Überquerung der Straße zu erleichtern.

Die Hamburger Straße wird stadtauswärts als Einbahnstraße eingerichtet, der Parkplatz auf der Westseite erhält in Höhe der Bushaltestelle ein weitere Zufahrt. Mit diesem Konzept ist der heftig umstrittene Verkehrskreisel vor der Raiffeisenbank und das Fällen der Bäume dort vom Tisch. Mit diesem Plan hatten Politiker und Verwaltung nicht nur den Zorn vieler Bürger erregt, sondern sogar die Kirchengemeinde gegen sich aufgebracht.

Für das aktuelle Konzept liegt nach einer Verkehrsschau mit der Polizei das Okay der Kreisverwaltung vor. Auch in der Politik herrscht Einigkeit. "Man konnte im Ausschuss den Knoten platzen hören", sagt Bürgermeister Hans-Jürgen Kütbach nach der Entscheidung im städtischen Planungsausschuss.

Die Umgestaltung des Bleecks, der weitere Umbauten in der Innenstadt folgen sollen, schlägt zunächst nur mit rund 60 000 Euro zu Buche, da sämtliche Maßnahmen - vom Aufstellen der Poller bis zur Einengung der Fahrbahn - nur provisorisch erfolgen werden. Zunächst soll getestet werden, ob die Tempo-20-Zone wie erhofft weitere Autofahrer aus der Innenstadt fernhält. Seit der Eröffnung der Ortsumgehung ist die tägliche Zahl der Fahrzeuge um 4000 auf 16 000 zurückgegangen. Besonders der Lkw-Verkehr hat abgenommen. "Das ist uns aber immer noch zu viel", sagt Kütbach.

Ein konkretes Ziel, ab welcher Fahrzeugzahl die jetzt beschlossenen Maßnahmen als Erfolg gewertet werden, hat die Politik jedoch noch nicht definiert. Offen ist ebenfalls, wie lange die Testphase dauern soll. Kütbach geht von einem etwa einem Jahr aus, sofern nicht frühzeitig - etwa durch endlose Staus - ein Verkehrschaos über den Kurort hereinbricht und die Politiker erneut über Verkehrskonzepte beraten müssen. Schon jetzt steht für den Bürgermeister fest, dass die provisorische Verkehrsberuhigung die Stadt optisch nicht bereichern wird. "Das wird nichts für städtebauliche Gourmets sein", kündigt er an.

Offen bleibt, wie eine Lösung aussehen könnte, wenn der Test als Erfolg bewertet wird. Da die Stadt nahezu pleite ist, eine dauerhafte Umgestaltung jedoch Hunderttausende kosten würde, geht der Bürgermeister davon, dass man schrittweise an das Projekt herangehen müsste.