Mit der Ersatzpflanze zur Gewinnung von Energie will Biogas-Betreiber Christian Saul gegen die Vermaisung der Landschaft vorgehen.

Kreis Segeberg. Biogas, vor Jahren als ökologische Alternative zur herkömmlichen Stromproduktion gelobt und gefördert, wird inzwischen massiv kritisiert. Die Kritik richtet sich vor allem gegen den Mais, den Hauptlieferanten für die Energie, die Kritiker sprechen von einer Vermaisung der Landschaft. Da steuert nun einer gegen, der als gelernter Gärtner und Naturfreund eine intakte Umwelt im Blick hat. Christian Saul, der die Biogasanlage "ARA Biogas" in Großenaspe betreibt, testet die Durchwachsene Silphie, eine Alternative zum Mais (s. Info-Link).

"Natürlich bin ich auch Unternehmer und muss Geld verdienen. Dennoch macht es Sinn, Neues auszuprobieren, zumal die Silphie im Vergleich zum Mais Mehrfachnutzen bietet", sagt der Anlagen-Betreiber, der zu den ersten in Schleswig-Holstein gehört, die den neuen Nährstoff-Lieferanten für die Gärprozesse in den Fermentern der Biogas-Türme testen.

Auf der Suche nach anderen Energiepflanzen habe der Bund die aus Nordamerika stammende Silphie vor einigen Jahren entdeckt. Die bis zu drei Meter hohe Pflanze sei über die ehemalige Sowjetunion in die frühere DDR gekommen.

"Die ehemaligen Leiter der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften kennen die Silphie noch, doch dann ist sie in Vergessenheit geraten", sagt Saul. Doch nun feiert die Staude Renaissance. Die Wiedergeburt ist allerdings mühselig. "Wir haben uns Saat besorgt und die Pflanze im Gewächshaus vorgezogen", sagt Saul. Die Setzlinge in die Erde zu bringen, war reine Handarbeit.

Auf rund 5000 Euro pro Hektar schätzt der Silphie-Tester die Kosten. Die fallen allerdings nur einmalig an. Haben die robusten grünen Stängel Fuß gefasst und ihre Wurzeln in den Boden gestreckt, reduziert sich die Pflege auf ein Minimum. Ist das erste Schonjahr vorbei, liefern die Pflanzen, die etwa so hoch wachsen wie der Mais, bis zu 15 Jahre einmal jährlich den Rohstoff für die Biogas-Produktion. "Den Mais müssen wir jedes Jahr wieder pflanzen" sagt Saul. Die Silphie komme weitgehend ohne Pflanzenschutzmittel aus, breite sich nicht unkontrolliert aus und gedeihe gut im hiesigen Klima.

Auf drei Testfeldern mit einer Gesamtfläche von 1,5 Hektar wächst der alternative Energielieferant inzwischen. Die erste Ernte hat gezeigt, dass die Masse, wenn sie gepresst und siliert ist, mit rund 40 Tonnen pro Hektar etwa dem Mais-Ertrag entspricht. Schlechter schneidet die Silphie bei der Gasproduktion ab. Da bringt sie nach den ersten Testergebnissen nur etwa die Hälfte der Maispflanzen.

Dafür punktet die Silphie mit einer anderen Eigenschaft: Im Unterschied zum blütenlosen Mais blüht die Nutzpflanze von Juli bis September. "Die gelben Blüten sind auch dann noch zu sehen, wenn sonst kaum noch etwas blüht", sagt Saul. Die lange Blütezeit wissen die Bienen zu schätzen. Saul hat Kontakt zu Imkern in der Umgebung aufgenommen, und die seien begeistert, da die Bienen so bis in den Herbst hinein Nahrung finden. Tests in Niedersachsen hatten ergeben, dass die Silphie bis zu 150 Kilo Honig pro Hektar abwirft. Die Insekten wiederum sind Nahrung für die Vögel, die ebenfalls vom Anbau der Alternativ-Pflanze profitieren.

Sauls Fazit: Die Durchwachsene Silphie wird den Mais nicht komplett ersetzen, aber als Rohstofflieferant für die Biogas-Produktion ergänzen können, zumal die Silphie einen weiteren Vorteil bietet: Sie kann mit den herkömmlichen Maishäckslern geerntet werden. Der Biogas-Produzent will die Anbauflächen für die Silphie weiter vergrößern, damit der Mais-Monokultur entgegenwirken und Spaziergängern, Radlern und Joggern mehr Vielfalt fürs Auge bieten. Der Bund unterstütze den Anbau der blühenden Energiepflanze: "Die Silphie ist im neuen Energie-Einspeise-Gesetz als besonders wertvoll eingestuft, sie wird speziell gefördert", sagt Saul.

Runtergefahren hingegen habe der Bund die finanzielle Förderung für die Biogas-Produktion mit Mais. Saul geht davon aus, dass kaum noch neue Biogas-Anlagen entstehen, die bestehenden Betriebe stattdessen eventuell erweitert und optimiert werden.