Jetzt mal ganz ehrlich: Sie fahren nachts um, sagen wir, 3 Uhr von einer Feier nach Hause. Sie haben natürlich nichts getrunken, sind aber hundemüde und wollen schnell nach Hause und ins Bett. Jetzt steht ein Schild am Straßenrand und sagt Ihnen: Tempo 30, die nächsten 350 Meter. Der Mond scheint, es ist kaum Verkehr, kein Fußgänger oder ein Blitzgerät der Polizei ist in Sicht. Was tun Sie?

So gesehen wirkt die Aktion der Stadt auf der Niendorfer und der Poppenbütteler Straße irgendwie hilflos. Wird sich eh keiner dran halten, könnte man denken.

Versetzen wir uns aber mal in die Lage des Menschen, der gleich hinter diesem Schild wohnt und der eventuell seit Jahrzehnten durch Lärm nur noch sehr flach schläft (und glaubt, der Mond oder Stress im Job seien Schuld). Dann wird einem klar, wie rücksichtslos es ist, die Geschwindigkeitsreduzierungen in Wohngebieten zu ignorieren und das als lässliches Vergehen abzutun. Es mag übertrieben sein, hier von fahrlässiger Körperverletzung zu sprechen. Sicherlich aber ist es eine echte Gemeinheit und rücksichtslos gegenüber dem Mitmenschen.

Je mehr sich die krank machende Wirkung von Verkehrslärm ins Bewusstsein der Menschen schiebt, desto lauter wird wahrscheinlich der Ruf nach der generellen Einführung von Tempo 30 innerhalb der Grenzen von Städten und Kommunen. Für die Befürworter des Verkehrsflusses ein Tabu, für die Gesundheit und das Lebensgefühl der Menschen ein Gewinn.