Am Glashütter Damm in Norderstedt soll die alte Plambeck-Villa für Neubauten weichen. Die Nachbarn sind empört über diesen Plan.

Norderstedt. Das Grundstück ist ein Traum. 5800 Quadratmeter, alter Baumbestand. Direkt am Glashütter Damm. Die großzügige Villa und das kleine Einfamilienhaus, mehr wurde hier nicht gebaut. Jürgen Plambeck, Spross der Norderstedter Bauunternehmer-Familie und seit 1969 einer der Lenker des Baugeschäftes, hatte hier sein Refugium. 2008 starb er. Und nun ist das Refugium dran.

"Die Villa ist nicht vermietbar. Sie war auf Jürgen Plambeck zugeschnitten", sagt Axel Trennt, Geschäftsführer der Plambeck-Gruppe. Der erhitzte Wohnungsmarkt giert nach Wohnraum, die Flächen werden nicht nur in Norderstedt knapper. Selbstredend, dass die Erbengemeinschaft der Familie Plambeck mit einem knapp 6000 Quadratmeter großen Sahne-Grundstück in bester Lage viel anfangen kann.

Die Planer wollen so viel Wohnraum wie möglich, die Anwohner das Gegenteil

Die Villa und das kleine Haus sollen 18 Reihenhäusern, jeweils mit zwei Geschossen, und einem zweigeschossigen Geschosswohnungsbau mit Staffelgeschoss, insgesamt elf Wohnungen und einer Tiefgarage weichen. Als Axel Trennt diesen Vorschlag als Grundlage für einen Aufstellungsbeschluss an das Norderstedter Baudezernat sandte, vermerkte er vorausschauend: "Wir hoffen, dass dieses Projekt nicht zu ähnlicher Aufregung führt wie die geplante Bebauung beidseitig des Kreuzweges."

Doch selbstredend ist die Aufregung jetzt groß. Rund um das idyllische Villen-Grundstück am Glashütter Damm stehen seit teilweise mehr als 30 Jahren Reihenhäuser. Manfred Kophal und Uschi Stehen leben seit 1980 in einem davon. Sie blicken über ihren Garten hinweg. Dort stehen die alten Bäume auf dem Plambeck-Grundstück. "Jürgen Plambeck war immer sehr eigen mit den Bäumen. Da sind die Fledermäuse drin, sagte er, da wird nichts weggeschnitten. Manchmal haben wir vorsichtig nachgefragt, weil die Bäume so viel Schatten auf unser Grundstück werfen", sagt Manfred Kophal. Als sie und die anderen Anwohner von den massiven Bebauungsplänen erfahren haben, waren sie wie vor den Kopf gestoßen. Wer 30 Jahre lang auf eine Baumreihe hinterm Haus blickt, möchte diese nicht gegen eine sechs Meter hohe, weiße Reihenhauszeilen-Rückwand eintauschen. "Uns ist schon klar, dass wir generell gegen eine Bebauung des Grundstücks nichts machen können. Aber wir appellieren an Plambeck und an die Politik, dass sie nicht so massiv ausfällt wie in diesem ersten Entwurf", sagt Kophal.

Im Ausschuss für Stadtentwicklung hatten Kophal und etliche Nachbarn ihre Bedenken angebracht. Und sie stießen bei der Politik nicht auf taube Ohren. Der Ausschussvorsitzende Jürgen Lange (SPD) beschwichtigte. "Diese Pläne sind lediglich die Grundlage für die Diskussion. Ich kann mir nicht vorstellen, dass alle baulichen Wünsche erfüllt werden." Das Verfahren laufe erst an, nichts sei entschieden, und der Bürger habe noch mehrmals die Möglichkeit, seine Bedenken einzubringen. Aber Lange machte auch klar, dass die Politik wie auch die Stadt eine Nachverdichtung auf dem Grundstück wünscht.

Grundstücke wie das von Jürgen Plambeck gibt es in Norderstedt in etwa 50 weiteren Bereichen der Stadt. Nicht immer so groß, aber ebenso dünn bebaut. Seit 2003 hat die Stadt ein Nachverdichtungskonzept. 23 der 50 Flächen sind seither "im engeren Fokus", wie Baudezernent Thomas Bosse sagt. Aber erst für sieben Grundstücke sind mittlerweile rechtskräftige Bebauungspläne entstanden. Nachverdichtung ist ein zähes Geschäft.

Nachverdichtung von Grundstücken - ein zähes Geschäft mit vielen Konflikten

"Einen normalen Bebauungsplan haben wir in 15 bis 24 Monaten erstellt. Bei Nachverdichtung dauert es 48 Monate und länger", sagt Bosse. Weil es immer so ist wie am Glashütter Damm: Dem legitimen Wunsch des Bauherrn, das Grundstück zu versilbern oder Wohnraum für Angehörige zu schaffen, stehen die Befindlichkeiten der Nachbarn gegenüber, die sich um ihre Wohnlage betrogen fühlen und keine Lust haben, sich auch noch an den Kosten für eine Erschließungsstraße zu beteiligen. Bei dem Ziel, bis 2020 in Norderstedt etwa 3500 neue Wohnungen entstehen zu lassen, spielt die Nachverdichtung eine untergeordnete Rolle. "Wenn alle Flächen bebaut würde, reden wir von nicht mehr als etwa 530 Wohneinheiten", sagt Stadtplaner Wolfgang Seevaldt, Leiter des Fachbereiches Planung.

Was Plambeck am Glashütter Damm vorhabe, ist den Stadtplanern zu dicht. Und Plambeck-Geschäftsführer Axel Trennt hat bereits reagiert. "Wir haben ja Verständnis für die Anwohner. Ich bin Architekt und halte auch nichts davon, Grundstücke zu überreizen." Die Plambeck-Planer hätten bereits eine weniger dichte Version erarbeitet. Die Bebauung sei weiter von den Grundstücksgrenzen abgerückt, statt drei würde nur noch mit zwei Reihenhaus-Zeilen geplant, und auch den Geschosswohnungsbau habe man verändert, um den Baumbestand zu schützen. Trennt: "Wir werden auch noch das Gespräch mit den Anwohnern suchen." Wahrscheinlich der beste Weg, damit sich die Aufregung am Glashütter Damm schnell wieder legt und Plambeck das Villen-Grundstück des ehemaligen Firmenchefs doch noch zu einem lukrativen Bauprojekt machen kann.