Die Polizei Norderstedt zieht die Bilanz der ersten Tage mit dem neuen Tunnel am Ochsenzoll. Fazit: Verkehr läuft, Wochenende war ruhig.

Norderstedt. Die Telefone auf dem Polizeirevier Norderstedt standen nicht mehr still, nachdem der Tunnel am Verkehrsknoten Ochsenzoll am Mittwoch vergangener Woche eröffnet worden war. "Die Leute sprachen vom Chaos am Ochsenzoll. Da dachten wir uns, dass Aufklärungsbedarf besteht", sagt Kai Hädicke-Schories, der Beauftragte für Verkehrsangelegenheiten bei der Norderstedter Polizei. Am Montag steht er am südlichen Ausgang des Tunnels und zieht ein Fazit der ersten Tage mit dem neuen Tunnel auf Norderstedts wichtigster Straßenkreuzung, der "Jahrhundertbaustelle", wie er sagt.

Dass das Linksabbiegen verboten ist, bringt die Autofahrer aus dem Konzept

"Der Verkehr läuft. Und auch am Wochenende war es eigentlich recht ruhig", sagt er. Dass durch die Eröffnung der neuen, unterirdischen Nord-Süd-Verbindung das Linksabbiegen von der Langenhorner Chaussee in Richtung Segeberger Chaussee in den kommenden Monaten nicht möglich sein wird, bringt aber nach wie vor nicht wenige Autofahrer aus dem Konzept. Wer aus Hamburg kommt und zur Autobahn 7 oder zu Meyer's Mühle, zum Arriba oder zum Herold-Center will, kann nur noch geradeaus oder rechts fahren am Ochsenzoll.

Statt die auf Hamburger Grund ausgeschilderte Umleitung über Tarpen und Rugenbarg zu nehmen, landen die Autofahrer also im Tunnel in Richtung Schleswig-Holstein-Straße, oder sie fahren rechts auf die Segeberger Chaussee. Und das sorgt wenige Hundert Meter hinter der Ochsenzoll-Kreuzung in allen Zufahrtsrichtungen für spontanes Karussell-Verhalten: "Es wird wild gedreht. Manche sogar mitten auf der Schleswig-Holstein-Straße - das geht natürlich gar nicht und ist sehr gefährlich", sagt Hädicke-Schories.

Manche hatten nach der Eröffnung geunkt, der Tunnel werde zum neuen Nadelöhr der Region, in dem mit schöner Regelmäßigkeit Lastwagen hängen bleiben werden. Weil die Höhe des Tunnels derzeit mit 3,80 Metern nicht der gängigen Höhe von weit über vier Metern entspricht. Tatsächlich blieb gleich am ersten Tag der Tunneleröffnung ein Lastwagen vor der Tunneleinfahrt stehen und setzte zurück. Ein Lastwagenfahrer hatte Angst, mit einem Gespann stecken zu bleiben. "Am Wochenende hatten wir noch einen zweiten Lastwagen, der sich in der Tunneleinfahrt rückwärtig orientieren musste", formuliert es Hädicke-Schories in der ihm eigenen Polizeisprache.

Scheinbar hat sich das Nadelöhr bei den Brummifahrer schon herumgesprochen. Auffallend wenige Lastwagen fahren am Montag durch den Tunnel. Die meisten Lastwagen meiden den Ochsenzoll, selbst wenn sie eigentlich durchpassen würden.

Doch Hädicke-Schories gibt Entwarnung: "Wenn der Kreisverkehr und damit die ganze Kreuzung fertig ist, wird der Tunnel eine Durchfahrtshöhe von 4,50 Metern haben. Das ist Elbtunnelniveau." Derzeit erreicht der Tunnel das Niveau des großen Hamburger Verwandten nur in Bezug auf ein Detail: Er hat auch eine Höhenkontrolle, die von Truckern ausgelöst werden kann. Allerdings handelt es sich nur um Stahl-Strippen, die jeweils an den Tunneleingängen in genau 3,80 Metern Höhe gespannt wurden. Daran eine weiß-rot-gestreifte Metallbake, die scheppert, wenn jemand dagegenfährt.

In den kommenden Monaten bis zur anvisierten Fertigstellung des Kreisverkehrs im April 2013 warten auf die Autofahrer noch weitere Behinderungen. Noch in dieser Woche soll mit dem Bau des ersten von vier "Tortenstücken" des Kreisverkehr-Deckels auf dem Tunnel begonnen werden. "Das bedeutet, dass demnächst auch das Rechtsabbiegen von der Schleswig-Holstein-Straße in die Segeberger Chaussee nicht möglich sein wird", sagt Hädicke-Schories. Im sechs Wochen-Rhythmus sollen weitere "Tortenstücke" des Deckels entstehen. Dann wird auch mal das Rechtsabbiegen aus der Segeberger Chaussee in die Langenhorner Chaussee unmöglich sein. "Die Kreuzung wird seit drei Jahren unter vollem Verkehr gebaut. Und der Verkehr lief immer gut. Der Bauleitung und den Bauarbeitern muss mal ein großes Lob erteilt werden. Die sind doch hier sonst immer nur der Buhmann", sagt Hädicke-Schories.

Seit die Kreuzung eine Baustelle ist, gibt es weniger Unfälle

Die Norderstedter müssten jetzt eben "da durch", das Projekt geht auf die Zielgerade. "Und wenn der Winter uns keinen Strich durch die Rechnung macht, dann sind die Bauarbeiten im Frühjahr abgeschlossen", sagt der Polizist. Wenn es allerdings nach ihm gehe, dann dürfte die Stadt gerne noch weitere Jahre am Ochsenzoll buddeln. Die Unfallstatistik verzeichnete in normalen Jahren immer etwa 30 Unfälle im Jahr an der Ochsenzoll-Kreuzung. Seit März 2009, seit die Kreuzung eine Baustelle ist, haben sich die Unfallzahlen laut Kai Hädicke-Schories halbiert.