Norderstedt zählt zu den Spitzenreitern in Schleswig-Holstein. Henstedt-Ulzburg belegt landesweit Platz zwei beim Einwohnerzuwachs.

Kreis Segeberg. Die Gemeinde wächst wie kaum ein anderer größerer Ort in Schleswig-Holstein: Henstedt-Ulzburgs Bevölkerung hat zwischen Ende 2006 und Ende 2011 um 4,2 Prozent zugelegt, von 26 402 auf 27 510 Bewohner. Das ist Rekord im Kreis Segeberg und verschafft dem größten Dorf im Land Platz zwei in der Landestabelle. Stärker zugelegt hat nur noch Husum mit 6,4 Prozent.

Das ergibt sich aus dem Immobilienatlas 2012, den die Bausparkasse der Sparkassen (LBS) jetzt vorgelegt hat. Die Analysten haben Städte und Gemeinden mit mehr als 20.000 Einwohnern unter die Lupe genommen und untersucht, wie sich Bevölkerung und Immobilienpreise in den letzten Jahren entwickelt haben. "In begehrten Wohnorten treibt die Nachfrage die Preise für Häuser und Eigentumswohnungen nach oben", sagt LBS-Sprecher Klaus-Günther Steinke.

Das belegen die Zahlen für Henstedt-Ulzburg: Die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser sind von 2009 bis jetzt um 13,8 Prozent gestiegen (s. Grafik). Mussten Käufer vor drei Jahren noch durchschnittlich 1507 Euro für den Quadratmeter Eigenheim ausgeben, sind es jetzt schon 1715 Euro. Diese Entwicklung erstaunt nicht, hat die Gemeinde doch in den vergangenen Jahren viele Neubaugebiete ausgewiesen - ein Trend, der sich bis jetzt fortsetzt. In fast allen Ortsteilen wird gebaut. Im Baugebiet neben der Regionalschule am Schäferkampsweg wird am letzten Neubau gearbeitet, an der Wilstedter Straße werden ebenfalls die letzten Häuser errichtet. Nördlich der Schulstraße/Westerwohlder Straße entstehen viele neue Häuser, südlich der Straße ist das Baugebiet nahezu "ausgebucht". Am Bahnhof, wo kürzlich die Waterlooville Straße eingeweiht wurde, sind ebenfalls neue Häuser gebaut worden, weitere sind in Planung.

Weitere Baugebiete in Henstedt-Ulzburg werden zurzeit diskutiert

Auf ihrer Internetseite wirbt die Gemeinde für Grundstücke, auf denen Einfamilien- und Doppelhäuser entstehen könnten. Im Gespräch sind zudem ein neues Baugebiet an der Straße Am Trotz und die Bebauung des vier Hektar großen Industriegeländes der Familie Wagenhuber an der Schleswig-Holstein-Straße/Norderstedter Straße sowie Bauplätze auf den Wiesen an der Beckersbergstraße.

Dagegen wächst Norderstedt langsam. Die Bevölkerung hat in den vergangenen fünf Jahren um 2,3 Prozent zugelegt. Einen Spitzenplatz belegt die Stadt nach wie vor bei den Preisen: 1923 Euro kostet der Quadratmeter bei Ein- und Zweifamilienhäusern, 2009 lag der Mittelwert noch bei 1693 Euro. In Glashütte müssen Käufer sogar 2033 Euro ausgeben, teurer sind Eigenheime nur noch in Ahrensburg (2342 Euro), in Kiel (2324 Euro) und in Wedel (2149 Euro).

"Einem Angebot, das ständig schrumpft, steht eine wachsende Nachfrage gegenüber", sagt Martina Böhnert von Engel & Völkers. Der Markt sei leergekauft. Vor allem fehlten Reihen- und Doppelhäuser in mittlerer Preiskategorie zwischen 170.000 und 250.000 Euro. Der Preisboom in Hamburg wirke sich in Norderstedt und Umgebung aus, gerade Norderstedt habe durch die Landesgartenschau und den Stadtpark mit den vielen überregional wirksamen Veranstaltungen deutlich an Image gewonnen. Die gewachsene Attraktivität zieht auch Kunden an, die 500.000 Euro für ein entsprechendes Objekt ausgeben wollen und können. Und solche Schmuckstücke gibt es in Norderstedt durchaus. Martina Böhnert stellt aber auch fest, dass Hausbesitzer, die verkaufen wollen, aber nicht unbedingt müssen, doch noch warten. Sie setzen offenbar auf weiter steigende Immobilienpreise.

Und könnten damit richtig liegen. Olaf Korf von Hagemann-Immobilien in Norderstedt geht davon aus, dass die Preise nochmals leicht anziehen werden. "Eine Blase wie in den USA oder anderen Ländern werden wir aber hier nicht bekommen." Wer die Marktpreise nicht zahlen könne, entscheide sich oft für ein älteres Haus, wisse aber sehr genau, dass er 50.000 bis 60.000 Euro für Maßnahmen zur Energieeinsparung drauflegen muss. Vermehrt gekauft werden auch Häuser, die nicht mehr saniert werden können und abgerissen werden müssen. "Das wird an der steigenden Zahl der Baugenehmigungen deutlich", sagt LBS-Sprecher Steinke.

Vom Mangel in Norderstedt profitiert Henstedt-Ulzburg. "Bei uns melden sich Interessenten, die direkt aus der Hamburger Innenstadt kommen, wo Reihenhäuser schon eine halbe Million Euro kosten", sagt Christian Manke vom gleichnamigen Bauunternehmen in Henstedt-Ulzburg. In der Gemeinde bekämen sie ein neues Mittelreihenhaus für knapp die Hälfte. Auch Manke spürt eine anhaltende Nachfrage: "Das Klima ist positiv. Die Wirtschaft ist stark, niemand muss um seinen Arbeitsplatz fürchten, und die Zinsen sind extrem niedrig", sagt er.

Mit dem neuen Bürgermeister ist Kaltenkirchen attraktiver geworden

Kaltenkirchens Bevölkerung hat zwischen 2006 und 2011 um 1,8 Prozent zugelegt. "In der Stadt haben die Preise in den letzten Jahren deutlich angezogen, im Umland allerdings nicht", sagt Thore Hoffmann von Frank Hoffmann Immobilien in Kaltenkirchen. Zwischen 170.000 und 200.000 Euro kosteten Reihen- und Doppelhäuser in der Stadt, auch hier gebe es einen Verkäufermarkt. Hoffmann geht davon aus, dass die Preise weiter steigen werden, die Stadt sei attraktiver geworden. "Daran hat der neue Bürgermeister seinen Anteil, und seitdem tut sich auch was in der Innenstadt", sagt Hoffmann.